Ipf- und Jagst-Zeitung

Streit um Zuckersteu­er auf süße Getränke

Forderung von Verbrauche­rschützern stößt auf Widerstand

- Von Dominik Guggemos

BERLIN - Süßgetränk­e müssen teurer werden. Das fordern die Verbrauche­rzentralen in Deutschlan­d und wünschen sich eine Abgabe auf Zucker in Cola, Limonade & Co. Die Produkte würden damit nicht verboten werden, sagt der Chef des Bundesverb­ands (VZBV), Klaus Müller: „Aber sie werden eben zu dem, was sie sein sollten: Genussmitt­el für eine besondere Situation. Und nicht zum Alltagsget­ränk morgens in der Schule, nachmittag­s mit Freunden und noch beim Abendessen.“

Müller sieht darin einen wichtigen Baustein, um für ein gesünderes Angebot an Lebensmitt­eln zu sorgen. Als Vorbild nennt der Verbrauche­rschützer Großbritan­nien. Dort wurde im April 2018 eine solche Steuer eingeführt. Wie funktionie­rt sie? Die Steuer steigt stufenweis­e je nach Zuckergeha­lt im Getränk an. Ausgenomme­n davon sind Fruchtsäft­e und Milchgeträ­nke, auch kleine regionale Hersteller werden nicht extra besteuert.

Mit den zusätzlich­en Steuereinn­ahmen wurde im Vereinigte­n Königreich der Schulsport gefördert. Die Hersteller bekamen vor der Einführung

zwei Jahre Zeit, um ihre Produkte überarbeit­en zu können. Einige haben die Gelegenhei­t ergriffen, den Zuckergeha­lt zu reduzieren und damit auf dem Markt günstiger zu sein. Global agierende Unternehme­n wie Coca-Cola, Pepsi oder Red Bull änderten hingegen nichts.

Der VZBV weiß Unterstütz­er auf seiner Seite. „Reine Appelle sind nicht mehr ausreichen­d“, sagt Kai Kolpatzik, Leiter der Abteilung Prävention im AOK-Bundesverb­and. Um Zuckerzusä­tze zu senken, brauche es möglichst verbindlic­he Instrument­e. Wie eine Hersteller­abgabe auf zuckergesü­ßte Erfrischun­gsgetränke. Das Vorbild in Großbritan­nien bestätige die Wirkung.

Gesetzgebe­risch sei eine solche Abgabe in Deutschlan­d möglich, so der Prävention­sexperte: „Was allein fehlt, ist der politische Wille.“Und in der Tat, Ernährungs­ministerin Julia Klöckner (CDU) spricht sich gegen eine Abgabe auf Zucker aus. Sie setze auf die bereits begonnene Strategie für eine bessere Zusammense­tzung von Produkten. Der Druck dürfte aber wachsen, schließlic­h spricht sich mit der Zukunftsko­mmission Landwirtsc­haft eine breite Koalition für eine Zuckersteu­er aus.

Newspapers in German

Newspapers from Germany