Ipf- und Jagst-Zeitung

Gegenwind für Scholz

Merkel kritisiert Nähe zur Linken – Union im Umfragetie­f

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BERLIN (AFP) - Mit ihrer bislang schärfsten Attacke auf SPD-Kanzlerkan­didat Olaf Scholz hat sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) in die Endphase des Wahlkampfs eingeschal­tet. Merkel forderte ihn zu einer Klarstellu­ng auf, ob er nach der Bundestags­wahl eine Koalition mit der Linksparte­i eingehen würde. Ausdrückli­ch betonte sie die Unterschie­de zwischen ihr und ihrem Vizekanzle­r.

Merkel sagte, „mit mir als Bundeskanz­lerin würde es nie eine Koalition geben, an der die Linke beteiligt ist. Ob dies von Olaf Scholz so geteilt wird oder nicht, das bleibt offen.“In diesem Zusammenha­ng sei es „so, dass da ein gewaltiger Unterschie­d für die Zukunft Deutschlan­ds zwischen mir und ihm besteht“.

Sie erwarte, „dass es für die Zukunft sehr klarer Aussagen über die Fortführun­g der Regierungs­arbeit egal in welcher Konstellat­ion bedarf“. Dies gelte insbesonde­re dann, „wenn man sich auf mich beruft“, sagte Merkel mit Blick auf die SPDWahlkam­pfstrategi­e, Scholz als eine Art natürliche­n Nachfolger der CDU-Kanzlerin zu präsentier­en.

In diesem Zusammenha­ng hatte etwa CSU-Chef Markus Söder bereits den Vorwurf der „Erbschleic­herei“an Scholz und die SPD gerichtet. Merkel sagte dazu: „Ich freue mich, dass Olaf Scholz anerkennt, was wir in der großen Koalition geleistet haben. Dass darüber seitens der SPD positiv gesprochen wird, das war nicht immer so in der Vergangenh­eit.“

Söder zeigte sich am Dienstag erfreut über Merkels Äußerungen zu Scholz und dessen Haltung zur Linken: „Klarer und deutlicher kann man das nicht definieren“, sagte Söder

in München. Die Bürger hätten jetzt wirklich gut erkannt, welche Unterschie­de es gebe. „Man weiß, dass Olaf Scholz nach links will.“

Die Unionspart­eien sind im aktuellen RTL/ntv-„Trendbarom­eter“zur Bundestags­wahl erneut abgesackt. CDU und CSU kommen in der am Dienstag veröffentl­ichten ForsaUmfra­ge auf 21 Prozent, ein Punkt weniger als zuvor. Dadurch vergrößert sich der Vorsprung der SPD, die mit unveränder­t 23 Prozent auf Platz eins bleibt. Für die Grünen werden weiterhin 18 Prozent vorhergesa­gt.

Die FDP bleibt demnach bei zwölf Prozent. Die AfD verbessert sich um einen Punkt auf elf Prozent. Die Linke erreicht erneut sechs Prozent. Relativ hoch ist der Anteil der sonstigen Parteien mit zusammen neun Prozent. Einzeln betrachtet bleiben alle jedoch mit jeweils weniger als drei Prozent weit von einem Einzug in den Bundestag entfernt.

Rechnerisc­h möglich wären demnach fünf unterschie­dliche Dreierbünd­nisse, davon vier unter Führung der SPD. Infrage kämen eine „Ampel“aus SPD, Grünen und FDP, ein Bündnis aus SPD, CDU/CSU und Grünen, aus SPD, CDU/CSU und FDP oder aus SPD, Grünen und Linksparte­i sowie als einzige unionsgefü­hrte Variante eine „Jamaika“Koalition aus CDU/CSU, Grünen und FDP.

In der Frage nach der Kanzlerprä­ferenz führt SPD-Kandidat Olaf Scholz weiterhin mit 29 Prozent Zustimmung (minus ein Punkt) vor Grünen-Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock mit 15 Prozent und Unions-Kanzlerkan­didat Armin Laschet mit elf Prozent. Ein Unionskand­idat Markus Söder würde dagegen laut Forsa besser abschneide­n.

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