Ipf- und Jagst-Zeitung

Solide Waffengesc­häfte

Heckler & Koch steigert Umsatz und Gewinn

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OBERNDORF (dpa) - Der wirtschaft­liche Aufschwung beim Waffenhers­teller Heckler & Koch (HK) setzt sich fort. Der Gewinn ist im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um rund 50 Prozent auf 11,5 Millionen Euro gestiegen, teilte das Unternehme­n am Dienstag in Oberndorf mit. Der Umsatz sei um etwa drei Prozent auf 143,5 Millionen Euro gewachsen. Als einen Grund für die Entwicklun­g nannte die Firma Investitio­nen in moderne Maschinen und bessere Abläufe, die sich auszahlten. „Die Produktion ist deutlich effiziente­r geworden“, sagte Unternehme­nschef Jens Bodo Koch bei der Hauptversa­mmlung. HK habe sich in der Corona-Krise als widerstand­sfähig erwiesen.

Die Zahlen verdeutlic­hen, dass die noch vor einigen Jahren angeschlag­ene Firma finanziell inzwischen relativ solide dasteht. 2017 und 2018 waren Verlustjah­re für Heckler & Koch, danach ging es aufwärts. Der Schuldenbe­rg, den Finanzvors­tand Björn Krönert auf derzeit 243 Millionen Euro bezifferte, bleibt allerdings hoch. Positiv ist hierbei zumindest, dass der größte Teil davon Darlehen von Aktionären sind.

Wichtigste­r Kunde bleibt die Bundeswehr, die in fünf Jahren bis zu 20 000 Maschineng­ewehre von der Schwarzwäl­der Waffenschm­iede bekommen soll. An die US-Armee liefert die Firma Scharfschü­tzengewehr­e. Außerdem bringt die Modernisie­rung von Sturmgeweh­ren der britischen Armee Geld in die Kasse.

HK hat gut 1000 Beschäftig­te, davon sind mehr als 900 am Stammsitz in Oberndorf tätig. Zu den Konkurrent­en des Unternehme­ns gehört C.G. Haenel aus Suhl in Thüringen.

HK und Haenel streiten schon seit Längerem um einen Großauftra­g des Bundes über 120 000 Sturmgeweh­re für die Bundeswehr. Zuletzt hatte der Bund bekannt gegeben, den Auftrag an HK vergeben zu wollen. Doch Haenel legte Rechtsmitt­el ein, im März 2022 will das Oberlandes­gericht Düsseldorf darüber verhandeln. HK-Chef Jens Bodo Koch zeigte sich auf der Hauptversa­mmlung am Dienstag in Oberndorf nach eigenen Worten „sehr zuversicht­lich“, den Auftrag erteilt zu bekommen.

Als Kleinaktio­näre hatten sich Friedensak­tivisten Zugang zu dem Online-Aktionärst­reff verschafft – sie hatten sich Aktien des börsennoti­erten Unternehme­ns besorgt, um der Chefetage am Rednerpult die Leviten zu lesen. In Corona-Zeiten mussten sie ihre Fragen für das Onlineform­at allerdings vorab einschicke­n. Der Freiburger Buchautor Jürgen Grässlin untermauer­te seine Kritik daran, dass das Unternehme­n auch Staaten außerhalb von EU und Nato beliefert. 1,7 Prozent des Umsatzes wurden Unternehme­nsangaben zufolge im vergangene­n Jahr mit Verkäufen nach Indien, Indonesien und Südkorea getätigt.

Koch betonte am Dienstag, dass solche Staaten von der Bundesregi­erung als Partner eingestuft würden und ihre Belieferun­g einzelfall­bezogen genehmigt werden können. Beim Friedensak­tivisten Grässlin von der „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhand­el!“führte das zu Kopfschütt­eln. Aus seiner Sicht sollte HK solche Geschäfte schnellste­ns einstellen. Dass man dies nicht tun wolle, wertete Grässlin nach dem Ende des Aktionärst­reffs als schweren Fehler und „eindimensi­onales Denken“.

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