Verwirrung der Sinne
Im Museum der Illusionen in Stuttgart darf man nicht glauben, was man sieht
Auch wenn es ungefährlich ist: Der Besucher kann im Museum der Illusionen in Stuttgart an mehreren Stellen ins Torkeln kommen. Auf einer schiefen Ebene etwa in einem Raum, der ein waagrechtes Zimmer simuliert, wundert man sich unvermittelt über den Sog der Schwerkraft. Oder im „VortexTunnel“, in dem man über eine kleine Brücke geht, während sich die Tunnelwand dreht: Wo sich alles um einen im Kreis bewegt, ist gerades Gehen nahezu unmöglich.
Es ist das Spiel mit Illusionen und optischen Täuschungen, das den Reiz dieses Museums ausmacht. Die Botschaft lautet: Glaub nicht, was du siehst. Nicht alles ist spektakulär – einzelne Phänomene wie die konzentrischen Kreise, die aufgrund der Musterung wie eine Spirale aussehen, kennt man vielleicht schon aus dem Mathematik- oder Biologiebuch. Doch verblüffende Beobachtungen liegen selbst im Kleinen, beispielsweise bei zwei Postpaketen, die völlig unterschiedlich groß wirken, aber exakt die gleiche Oberfläche besitzen.
„Hier darf man auch mal laut sein, und man sollte unbedingt eine Kamera oder ein Smartphone zum Fotografieren mitbringen“, sagt Museumsleiterin Uschi Marcu. Sie wünscht sich keine museale Stille, sondern hörbare Begeisterung an den Mitmachstationen. Für Fotos geeignet ist beispielsweise ein kleiner verspiegelter Raum, der den Besucher unendlich häufig abbildet. Oder eine Konstruktion, die aus einer bestimmten Perspektive
Sommerzeit
wie ein Stuhl aussieht, auf dem ein sitzender Besucher dann verblüffend klein wirkt.
Auf 400 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeigt das Museum außerdem, wie einem nach dem längeren Blick auf eine rotierende Scheibe plötzlich die eigene Hand aufzuquellen scheint. An mehreren Stellen wird demonstriert, wie das Gehirn Punkte auf einem Bild eigenständig ergänzt, die dort gar nicht zu sehen sind. Beliebt sind auch dreidimensionale Objekte, die wie schwebende Würfel aussehen, sowie Hologramme, die Bildern eine räumliche Tiefe geben.
Geeignet ist die Ausstellung nicht nur für individuelle Besucher, sondern auch für Schulklassen. Auf unterhaltsame Weise erfahren die Kinder dabei Wissenswertes über Optik und die Funktionsweise des Gehirns. An jeder Station informiert eine schmale Tafel mit kurzen Texten über den Hintergrund der dargestellten Illusion.
Weltweit handelt es sich den Angaben zufolge in Stuttgart um das 26. Museum der Illusionen. Weitere Häuser gibt es etwa in Hamburg und Wien. Geschäftsführerin und Franchise-Nehmerin Adrijana Corluka hofft nach eigenen Worten auf rund 800 Besucher pro Tag. Die aus Kroatien stammende Unternehmerin, die seit acht Jahren in Heilbronn lebt, hat sich das Konzept aus Zagreb abgeguckt. Das Stuttgarter Haus gehört
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Das Museum der Illusionen in Stuttgart ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Alle Beiträge der „Sommerzeit“-Serie auch online unter www.schwäbische.de/sommerzeit