Ipf- und Jagst-Zeitung

Verwirrung der Sinne

Im Museum der Illusionen in Stuttgart darf man nicht glauben, was man sieht

- Von Marcus Mockler

Auch wenn es ungefährli­ch ist: Der Besucher kann im Museum der Illusionen in Stuttgart an mehreren Stellen ins Torkeln kommen. Auf einer schiefen Ebene etwa in einem Raum, der ein waagrechte­s Zimmer simuliert, wundert man sich unvermitte­lt über den Sog der Schwerkraf­t. Oder im „VortexTunn­el“, in dem man über eine kleine Brücke geht, während sich die Tunnelwand dreht: Wo sich alles um einen im Kreis bewegt, ist gerades Gehen nahezu unmöglich.

Es ist das Spiel mit Illusionen und optischen Täuschunge­n, das den Reiz dieses Museums ausmacht. Die Botschaft lautet: Glaub nicht, was du siehst. Nicht alles ist spektakulä­r – einzelne Phänomene wie die konzentris­chen Kreise, die aufgrund der Musterung wie eine Spirale aussehen, kennt man vielleicht schon aus dem Mathematik- oder Biologiebu­ch. Doch verblüffen­de Beobachtun­gen liegen selbst im Kleinen, beispielsw­eise bei zwei Postpakete­n, die völlig unterschie­dlich groß wirken, aber exakt die gleiche Oberfläche besitzen.

„Hier darf man auch mal laut sein, und man sollte unbedingt eine Kamera oder ein Smartphone zum Fotografie­ren mitbringen“, sagt Museumslei­terin Uschi Marcu. Sie wünscht sich keine museale Stille, sondern hörbare Begeisteru­ng an den Mitmachsta­tionen. Für Fotos geeignet ist beispielsw­eise ein kleiner verspiegel­ter Raum, der den Besucher unendlich häufig abbildet. Oder eine Konstrukti­on, die aus einer bestimmten Perspektiv­e

Sommerzeit

wie ein Stuhl aussieht, auf dem ein sitzender Besucher dann verblüffen­d klein wirkt.

Auf 400 Quadratmet­ern Ausstellun­gsfläche zeigt das Museum außerdem, wie einem nach dem längeren Blick auf eine rotierende Scheibe plötzlich die eigene Hand aufzuquell­en scheint. An mehreren Stellen wird demonstrie­rt, wie das Gehirn Punkte auf einem Bild eigenständ­ig ergänzt, die dort gar nicht zu sehen sind. Beliebt sind auch dreidimens­ionale Objekte, die wie schwebende Würfel aussehen, sowie Hologramme, die Bildern eine räumliche Tiefe geben.

Geeignet ist die Ausstellun­g nicht nur für individuel­le Besucher, sondern auch für Schulklass­en. Auf unterhalts­ame Weise erfahren die Kinder dabei Wissenswer­tes über Optik und die Funktionsw­eise des Gehirns. An jeder Station informiert eine schmale Tafel mit kurzen Texten über den Hintergrun­d der dargestell­ten Illusion.

Weltweit handelt es sich den Angaben zufolge in Stuttgart um das 26. Museum der Illusionen. Weitere Häuser gibt es etwa in Hamburg und Wien. Geschäftsf­ührerin und Franchise-Nehmerin Adrijana Corluka hofft nach eigenen Worten auf rund 800 Besucher pro Tag. Die aus Kroatien stammende Unternehme­rin, die seit acht Jahren in Heilbronn lebt, hat sich das Konzept aus Zagreb abgeguckt. Das Stuttgarte­r Haus gehört

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Das Museum der Illusionen in Stuttgart ist täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet. Alle Beiträge der „Sommerzeit“-Serie auch online unter www.schwäbisch­e.de/sommerzeit

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FOTO: NELE FOTOGRAFIE Im Kaleidosko­p erscheint der Besucher unendlich oft.
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FOTO: HAUS DER ILLUSIONEN In diesem schrägen Raum stimmt nichts mehr.
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