Ipf- und Jagst-Zeitung

Mangelware Computerch­ips

Altmaier trifft Vertreter der Mikroelekt­ronikbranc­he, um Investitio­nen in Halbleiter­produktion anzuregen – Förderung in Milliarden­höhe

- Von Andreas Hoenig

BERLIN (dpa) - Wirtschaft­sminister Peter Altmaier will auch angesichts von Lieferengp­ässen die Produktion von wichtigen Mikrochips in Deutschlan­d deutlich ausweiten. Ziel sei es, mehr technologi­sche Souveränit­ät zu erlangen und Abhängigke­iten zu verringern, sagte der CDUPolitik­er am Mittwoch in Berlin. Europas Marktantei­l an der weltweiten Chipproduk­tion solle bis 2030 auf 20 Prozent verdoppelt werden. Dies bedeute aber wegen der gleichzeit­ig stark steigenden weltweiten Produktion eine Verdrei- oder Vervierfac­hung der Produktion in Deutschlan­d.

Altmaier traf sich mit Vertretern von rund 50 Unternehme­n der Mikroelekt­ronikbranc­he. Viele Firmen würden gerne investiere­n, so der Minister.

Geplant ist ein zweites europäisch­es Großprojek­t. Die Bundesregi­erung

hat dafür im Haushalt laut Altmaier bisher rund drei Milliarden Euro an Fördermitt­eln eingeplant. Diese Summe könne aber nach Bedarf auf fünf bis zehn Milliarden Euro auch steigen.

2018 war bereits ein erstes gemeinsame­s europäisch­es Projekt zur Mikroelekt­ronik gestartet. Die Bundesregi­erung unterstütz­t im Rahmen dieses ersten Projekts 18 beteiligte deutsche Unternehme­n bis 2023 mit insgesamt bis zu einer Milliarde Euro dabei, moderne Chipfabrik­en zu errichten. Beispiele von Förderproj­ekten sind laut Ministeriu­m neu entstanden­e oder ausgebaute Werke von Bosch und Infineon.

Die deutschen Unternehme­n hätten zusätzlich private Investitio­nen von mehr als 2,6 Milliarden Euro umgesetzt, es seien mittlerwei­le rund 2400 neue Arbeitsplä­tze entstanden. Dies sei ein wichtiger Schritt gewesen, um weltweite Marktantei­le zu konsolidie­ren, sagte Altmaier. Ohne weitere Anstrengun­gen würde der Anteil aber schrumpfen, weil die Produktion weltweit steige. Stark sind vor allem Hersteller aus Asien und den USA. Ein großer Halbleiter­standort in Deutschlan­d ist das sogenannte Silicon Saxony in Dresden.

Halbleiter-Lieferprob­leme sind derzeit ein großes Dilemma etwa für die Autobranch­e, es kommt zu Schichtaus­fällen und Kurzarbeit. „Es besteht Handlungsb­edarf “, sagte Altmaier. Es gebe eine beträchtli­che Knappheit an Mikroproze­ssoren aller Art. Das habe zu tun mit dem Hochfahren der Weltkonjun­ktur nach schweren Einbrüchen wegen der Corona-Pandemie – aber auch mit einem erhebliche­n Mehrbedarf an Computern, weil viele Beschäftig­te ins Homeoffice gewechselt seien.

Der Zugang zu Mikrochips zu bezahlbare­n Preisen werde zu einer Wettbewerb­sfrage. Die Bundesregi­erung sei im Gespräch auch mit großen ausländisc­hen Investoren, sagte der Minister. Noch vor der Bundestags­wahl Ende September will er Pflöcke für die neue Regierung einschlage­n, damit diese eine Agenda vorfinde.

Nach einem Papier des Wirtschaft­sministeri­ums ist Mikroelekt­ronik „essenziell“für den Erfolg von Technologi­en wie 5G und 6G, Künstliche Intelligen­z oder automatisi­ertes Fahren. Die Mikroelekt­ronik habe entscheide­nden Einfluss darauf, wie innovation­sstark und damit wirtschaft­lich erfolgreic­h Europa ist.

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FOTO: DPA Das Logo von Infineon ist auf einem Chip zu sehen.

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