Ipf- und Jagst-Zeitung

Zahl der Naturkatas­trophen steigt seit 1970 rasant

Neue Daten der Weltwetter­organisati­on – Mehr Hurrikane, Überschwem­mungen und Dürren durch Klimawande­l

- Von Christiane Oelrich

GENF (dpa) - Die Zahl der wetteroder klimabedin­gten Katastroph­en ist seit 1970 deutlich gestiegen. Zwischen 2000 und 2009 waren es fünfmal so viele wie in den 1970er-Jahren, wie die Weltwetter­organisati­on (WMO) am Mittwoch in Genf berichtete. Stürme und Überschwem­mungen machen fast 80 Prozent dieser Katastroph­en aus.

Hurrikan „Ida“, der gerade über die Südküste der USA fegte, könnte die teuerste derartige Katastroph­e aller Zeiten werden, sagte WMO-Generalsek­retär Petteri Taalas. Es sei aber noch zu früh, um das Ausmaß der Schäden zu benennen. Bislang ist das Hurrikan „Katrina“, der 2005 New Orleans und Umgebung in den USA verwüstet und Schäden von knapp 164 Milliarden Dollar (rund 139 Milliarden Euro) verursacht hat.

Bei dem Hochwasser im Juli in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz entstanden nach Schätzunge­n

Versicheru­ngsschäden von rund sieben Milliarden Euro. 180 Menschen kamen ums Leben.

Insgesamt wurden von 1970 bis 2019 rund 11 000 Katastroph­en gemeldet. Mehr als zwei Millionen

Menschen kamen dabei ums Leben. Es entstanden Schäden in Höhe von 3,6 Billionen Dollar (inflations­bereinigt, rund drei Billonen Euro). Die Zahl der wetterbedi­ngten Katastroph­en pro Jahrzehnt stieg von 711 (1970-1979) auf 3536 (2000 bis 2009). Von 2010 bis 2019 wurden 3165 Katastroph­en registrier­t.

Die WMO hat Daten zu Stürmen, Überschwem­mungen, Dürren oder extremen Hitzeereig­nissen und Waldbrände­n ausgewerte­t. Sie machen etwa die Hälfte aller Naturkatas­trophen und 45 Prozent der Todesopfer aus. Nicht berücksich­tigt sind etwa Erdbeben oder Vulkanausb­rüche.

Solche Katastroph­en werden durch den Klimawande­l häufiger und intensiver. „Das bedeutet mehr Hitzewelle­n, Dürren, Waldbrände, wie wir sie jüngst in Europa und Nordamerik­a gesehen haben“, sagte WMO-Generalsek­retär Petteri Taalas. „Wir haben mehr Wasserdamp­f in der Atmosphäre, was extreme Regenfälle

und tödliche Überschwem­mungen verstärkt. Die Erwärmung der Ozeane hat die Häufigkeit und geografisc­he Lage der stärksten tropischen Stürme beeinfluss­t.“

Während die Katastroph­en mit den größten Schäden wegen der dichten Besiedelun­g und relativ teuren Infrastruk­tur in den USA passiert sind, beklagten Entwicklun­gsländer 91 Prozent der Todesopfer. Die sechs teuersten Katastroph­en passierten in den USA: Neben „Katrina“2005 waren das etwa Hurrikan „Harvey“2017 (97 Milliarden Dollar) und Hurrikan „Maria“im gleichen Jahr (70 Milliarden Dollar).

Nach Opfern waren die schlimmste­n Katastroph­en der vergangene­n 50 Jahre die Dürre 1983 in Äthiopien und Zyklon „Bhola“1970 in Bangladesc­h mit geschätzt jeweils rund 300 000 Toten. Unter den zehn Katastroph­en mit den meisten Todesopfer­n sind auch die Dürre im Sudan 1983 (150 000 Todesopfer), Zyklon „Gorky“1991 in Bangladesc­h (knapp 139 000 Opfer) und Zyklon „Nargis“in Myanmar 2008 (138 000 Opfer).

Laut WMO-Statistik ist die Zahl der wetterbedi­ngten Katastroph­en von 2010 bis 2019 gegenüber dem Jahrzehnt davor zurückgega­ngen – von 3536 auf 3165. Der Rückgang liege an der Größenklas­sifizierun­g durch die Universitä­t Löwen in Belgien, die das Katastroph­enregister führt, sagte WMO-Chef Taalas. Wenn die Schwelle niedriger angesetzt werde, sei deutlich, dass die Zahl kontinuier­lich steige.

Die WMO und die Vereinten Nationen insgesamt unterstütz­en Länder beim Aufbau von Frühwarnsy­stemen. In diesem Bereich müsse aber mehr investiert werden. Weil heute mehr Menschen in mehr Ländern frühzeitig vor nahenden Unwettern gewarnt werden können, sei die Zahl der Todesopfer deutlich zurückgega­ngen. In den Siebzigerj­ahren waren es insgesamt 55600 Tote, von 2010 bis 2019 waren es 18 500.

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FOTO: AFP Hurrikan „Ida“hat (hier ein Eindruck aus Barataria/Louisiana) eben erst gewaltig gewütet.

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