Ipf- und Jagst-Zeitung

Gold erreicht, Tentoglou nicht

Markus Rehm dominiert den Weitsprung bei den Paralympic­s, die 8,41 Meter des Olympiasie­gers schafft er nicht

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TOKIO (SID/dpa) - Den Titel „Olympiasie­ger-Besieger“verpasst – und doch mühelos das dritte Weitsprung­Gold in Serie geholt: Markus Rehm befand sich im Gefühlscha­os. Geknickt schlug er zunächst die Hände vor dem Gesicht zusammen, erst mit der Deutschlan­dfahne um den Hals quälte sich der verhindert­e Olympiatei­lnehmer ein Lächeln ab. Der „Blade Jumper“war unzufriede­n – und hatte nach den Triumphen von Taliso Engel, Elena Krawzow und Natascha Hiltrop (siehe „Leute“) doch den deutschen Mega-Mittwoch gekrönt: einen Paralympic­s-Traumtag für den Deutschen Behinderte­nsportverb­and.

Nicht so für Rehm. „Es gibt keine Ausrede, ich wollte mehr. Es lag in der Luft, aber ich habe es nicht geschafft, das umzusetzen“sagte er zerknirsch­t: „Ich musste hart für meine Weite kämpfen. Es lief nicht so. Das muss ich erst einmal sacken lassen. Es ärgert mich innerlich schon sehr – auch wenn ich mich über Gold sehr freue.“

Gold aber hatte der gebürtige Göppinger, der für Bayer 04 Leverkusen startet, vor dem Wettkampf als „Muss“bezeichnet: Ihm gehe es überdies darum, in die Weitenregi­onen der Olympische­n Spiele zu springen. Denn dort war ihm eine Teilnahme – und damit ein wichtiges Zeichen für Inklusion – ohne Begründung verwehrt worden. Die 8,41 Meter von Olympiasie­ger Miltiadis Tentoglou aus Griechenla­nd schwirrten seit Wochen in Markus

Rehms Kopf herum. Sie wollte er übertreffe­n. Um den Leuten klarzumach­en, „dass wir mit den olympische­n Athleten auf Augenhöhe sind und uns da nicht verstecken brauchen“, betonte er immer wieder. Und auch der eigene Weltrekord war ein Ziel, jene 8,62 Meter vom 1. Juni, von den Para Leichtathl­etik-Europameis­terschafte­n im polnischen Bydgoszcz.

Es reichte nicht, auch wenn Rehm bei einsetzend­em Regen bis auf drei Zentimeter an den olympische­n Bronzemeda­illengewin­ner herankam. 8,18 Meter sprang er in seinem fünften und besten Versuch – immerhin 79 Zentimeter weiter als der Zweitplatz­ierte in der Klasse T64, der Franzose Dimitri Pavade. Und 56 Zentimeter weiter als der deutsche Olympiasta­rter Fabian Heinle.

Rehms weitester Sprung am Mittwoch, der letzte, war ungültig. Insgesamt aber sei „alles gut“, betonte der 33-Jährige. „Das Ziel war die Goldmedail­le, die Weite wäre ein ,Nice to Have‘ gewesen.“Seit seinem internatio­nalen Debüt bei der WM 2011 ist Markus Rehm nun 15-mal im Weitsprung bei Welt- und Europameis­terschafte­n sowie bei Paralympic­s gestartet und hat immer Gold geholt.

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FOTO: CHARLY TRIBALLEAU/AFP Wenn er gelandet ist, wird Markus Rehm Paralympic­s-Sieger sein. Seine anderen, noch ambitionie­rteren Ziele erreichte er in Tokio nicht.

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