„Ostalb Trucker“feiern den Zusammenhalt
Lkw-Fahrer treffen sich auf dem Ellwanger Autohof – Besonders die Corona-Zeit war schwer für die Trucker
ELLWANGEN - Lkw-Fahrer sind in der Regel viel unterwegs. Gerade diejenigen, die im Fernverkehr fahren, sind meist die gesamte Woche auf der Straße. Und wenn es dann mal einen Grund zum Feiern gibt, dann möchten es die Trucker offenbar richtig krachen lassen. So hat jüngst zum dritten Mal das Treffen der „Ostalb Trucker“auf dem Autohof Ellwangen stattgefunden. Trotz ausgelassener Stimmung an diesem Abend hat die Branche laut Mitorganisator Hans Mayer auch Schattenseiten. Er zählt Nachwuchsmangel und mangelnde Akzeptanz gegenüber Lkw-Fahrern auf.
Der Spaß soll bei den TruckerTreffs im Vordergrund stehen. Man wolle damit den Zusammenhalt der Fahrer stärken, sagt Hans Mayer, der die Zusammenkünfte gemeinsam mit seinen Kollegen Bruno Bissinger und Pascal Winter sowie Sohn Manuel Mayer organisiert.
Angefangen hat alles vor etwa sechs Jahren mit einer FacebookGruppe.
Anfangs seien es nur fünf oder sechs Mitglieder gewesen, doch man habe im Laufe der Zeit ordentlich Zulauf bekommen, betont Mayer. Mittlerweile sind es mehr als 500 Fahrer, die über die Gruppe Kontakt halten und sich austauschen. Aus der Facebook-Gruppe entwickelte sich eine Whatsapp-Gruppe, über die zahlreiche Mitglieder gerne und häufig kommunizieren.
Das Kontakthalten sei besonders wichtig, betont Mayer, doch wenn man sich nicht hin und wieder direkt treffen könne, würden solche Gruppen irgendwann auseinanderlaufen. Dazu soll unter anderem der Trucker-Treff dienen, der vergangenes Wochenende zum dritten Mal auf dem Ellwanger Autohof gefeiert wurde. 257 Personen haben, wie Hans Mayer erzählt, teilgenommen. Darunter nicht nur Lkw-Fahrer, sondern auch deren Familien und Freunde. Es sei immer schön, sich wiederzusehen, sagt der Trucker aus Lorch.
Beim ersten Treffen haben die Lkw-Fahrer noch selbst für Essen und Getränke gesorgt. Mittlerweile hat man Sponsoren, beispielsweise Brauereien aus der Region, die die Partygäste versorgen. Die meisten Teilnehmer, vor allem die, die mit einem Laster angereist sind, übernachten auch in ihren Fahrzeugen. Nach dem Fest könne eigentlich keiner mehr nach Hause fahren, schmunzelt Mayer.
Und wenn die Fahrer feiern, dann tun sie das nicht nur feuchtfröhlich, sondern auch etwas lauter. „Wir wollen Ellwangen zeigen, dass wir wieder da sind. Das machen wir natürlich lautstark“, so Mayer, der darauf hinweist, dass der Treff ja schließlich nur einmal im Jahr stattfindet.
Dass viele Fahrer mit ihrem Lkw anreisen würden, ist für deren Chefs laut Mayer in der Regel kein Problem. Das werde von den meisten Firmen akzeptiert.
Ein Moment ist Mayer besonders im Gedächtnis geblieben. Ein Festteilnehmer habe einen fünfjährigen Sohn mit Behinderung. Den habe man auf aufgesperrtem Gelände ein paar Runden am Lenkrad eines Lkw drehen lassen. Ohnehin hat der karikative Gedanke bei den Truckern einen besonderen Stellenwert. Jedes Jahr sammele man Spenden für das „blaue Haus“in Stuttgart. Familien krebskranker Kinder können hier während der stationären oder ambulanten Behandlung wohnen. Vergangenes Jahr konnten 1200 Euro übergeben werden.
Mal wieder eine ordentliche Feier sei wichtig gewesen, findet Mayer, denn auch für Lkw-Fahrer sei die zurückliegende Corona-Zeit, insbesondere die Lockdowns, nicht einfach gewesen. Am Anfang habe man die Lkw-Fahrer noch gelobt, ihnen Prämien versprochen. „Danach kräht jetzt kein Hahn mehr.“Auch die hygienische Situation sei katastrophal gewesen, erinnert sich der Lorcher. Man habe kaum irgendwo die Möglichkeit gehabt, zu duschen oder die Toilette zu benutzen. Manche hätten sich mit Wasserkanistern im Freien gewaschen. Mittlerweile könne man aber glücklicherweise wieder „normal arbeiten“.
Manchmal käme man sich als Lkw-Fahrer als „fünftes Rad am Wagen“vor, berichtet der 51-Jährige weiter. Ihm fehlen Akzeptanz und Respekt vor der Arbeit der Fahrer. Ein alter Kollege habe einst gesagt: „Jeder will den Lkw haben, wenn er kommt. Aber wenn er mit dem Abladen fertig ist, will keiner mehr etwas mit ihm zu tun haben.“
Mayer gibt zu bedenken: In dieser „schnelllebigen Wegwerfgesellschaft“sei nahezu alles irgendwann auf einem Lkw transportiert worden. In den nächsten Jahren würden aber viele Fahrer in Rente gehen und Nachwuchs sei schwer für diesen Beruf zu begeistern. „Wenn es dann die ersten Lieferengpässe gibt, wird man merken, wie wichtig dieser Beruf ist“, glaubt der Trucker.
Mayer ist aber auch bewusst, warum so wenige junge Menschen den Beruf des Lkw-Fahrers ergreifen. Reich werden könne man damit nicht. Und gerade im Fernverkehr sei man unter der Woche weg von zu Hause. Das sei nicht sehr familienfreundlich.