Von der Weide direkt in den Milchautomaten
Auf dem Bauernhof Rötenberg gibt es jetzt ein Hoflädle – Milch und Kartoffeln direkt vom Hof
AALEN - Es sind nur ein paar Meter von den auf der Wiese weidenden „Produzenten“zum Kunden: Bei Familie Klopfer auf dem Rötenberg gibt es jetzt frische Weidemilch aus dem Automaten zum Selberzapfen. Es ist der erste Milchautomat in der Kernstadt, in dem Hoflädle gibt es nach Geldeinwurf außerdem Kartoffeln aus eigenem Anbau, Eier von frei laufenden Hühnern, Wurst, Nudeln und Gerichte wie Sauerbraten und saure Kutteln aus dem Glas.
Den Bauernhof auf dem Rötenberg mit Blick auf den Braunenberg gibt es schon seit dem Mittelalter. Im 14. Jahrhundert
wurde er erstmals urkundlich erwähnt. Seit 2014 betreiben ihn Richard und Hannah Klopfer mittlerweile in der dritten Generation. Richard Klopfer ist gelernter Industriemechaniker und bewirtschaftet ihn als Nebenerwerbslandwirt, zum Hof gehören 50 Hektar, 33 Hektar Wiesen, 17 Hektar Acker. Auf einem Teil der Acker werden gerade Kartoffeln geerntet, die es auch in dem Automaten zu kaufen gibt. Sind die Kartoffeln aus, werden sie aus Seitsberg bezogen. Daher stammen auch die Eier, die Wurst und die Gerichte im Glas aus Ebnat beziehungsweise Waldhausen. Auf den Wiesen rings um den Hof weiden gerade die Kühe. In den Glasflaschen im
Automaten landet auch die Milch des braunen Allgäuer Braunviehs. Sie verwerten das Grünfutter auf den Wiesen besser und die Milch hat einen höheren Eiweißgehalt, erklärt Klopfer.
Biozertifiziert ist die Milch nicht. Aber es wird nach ökologischen Grundsätzen bewirtschaftet. Kein Kunstdünger, keine Pestizide, nur selbst angebautes Futter. Und keine Tiertransporte. „Das ist für die Ökobilanz ja auch ganz gut“, sagt Klopfer. Die Milchkühe weiden je nach Witterung von Ende April bis November auf den Wiesen um den Hof.
Milch in kleineren Mengen wurde schon vor dem Milchautomat verkauft. Es gab immer wieder Anfragen, ob man sie denn nicht auch zu anderen Zeiten kaufen kann. Deshalb entschlossen sich die Klopfers, rund 30 000 Euro in das Hoflädle zu investieren. Jetzt kommen deutlich mehr Kunden, um flexibel und rund um die Uhr Milch zu holen. Sie kommen vor allem vom Rötenberg, der Heide, aus Wasseralfingen und auch aus Fachsenfeld oder Oberalfingen.
„Es gibt sehr viele positive Rückmeldungen“freut sich Klopfer. Aus der nicht homogenisierten, nur gekühlten frischen Weidemilch machen manche auch eigenen Joghurt oder sogar Sauermilch. „Die Milch schmeckt viel besser wie aus der Tüte“, sagt ein Jugendlicher, der gerade einen Liter abzapft. Einen Euro kostet er. Für den Landwirt ist das ein fairer Preis – für ihn und auch für den Kunden. Eine Aalenerin, die aus Ostfriesland stammt, erzählt, sie mag die Milch besonders in starkem schwarzem Tee – so wie man es in ihrer ehemaligen Heimat schätzt. Auch die Dinkel-Nudeln, die es im Automaten gibt und aus JagstzellDankoltsweiler stammen, kommen gut an. „Die sind total lecker, zum Beispiel als Schinkennudeln“, schwärmt eine Kundin. Die Kartoffeln, die in Papiertüten im Automaten auf die Kunden warten, reichen etwa bis Weihnachten, so Klopfer. Vor Weihnachten gibt es dann auf dem Hof Christbäume zu kaufen, die rund um den Hof geschlagen werden. Die gibt es aber nicht im Automaten.