Fair handeln für globale Menschenrechte
Ellwanger Weltladen macht mit bei der Fair-Trade-Woche
ELLWANGEN - Am 10. September startet die diesjährige „Faire Woche“als bundesweit größte Aktionswoche des Fairen Handels in Deutschland. Unter dem Motto „Zukunft fair gestalten“geht es bis 24. September um menschenwürdige Arbeitsbedingungen und nachhaltiges Wirtschaften. Der Ellwanger Weltladen ist dabei.
Hauptveranstalter ist das Forum Fairer Handel in Kooperation mit dem Weltladen-Dachverband und TransFair, dem Verein zur Förderung des fairen Handels in Deutschland. Ehrensache, dass der Weltladen in der Fair-Trade-Town Ellwangen mitmacht. Längst setzt sich das ehrenamtliche Weltladen-Team dafür ein, dass Menschen in ärmeren Regionen der Welt von ihrer Arbeit auskömmlich leben können.
Fairer Handel soll Produzenten aus Entwicklungsländern, die ihre Waren in Industrienationen exportieren, ein verlässliches Einkommen garantieren, auch und gerade bei niedrigen Marktpreisen. Im Ellwanger Weltladen ist man sich dieser Mitverantwortung seit 35 Jahren bewusst: „Das Lieferkettengesetz gibt einen verbindlichen Rahmen vor“, sagt Christine Ostermayer, Vorsitzende des Vereins Treffpunkt NordSüd als Träger des Weltladens. „Perfekt ist es nicht. Aber es ist ein Anfang.“
In diesem Jahr beschlossen, soll mit dem Gesetz der Schutz der Menschenrechte in globalen Lieferketten verbessert werden. Dabei stehen nicht deutsche Sozialstandards im Fokus, sondern die Einhaltung grundsätzlicher Menschenrechte wie das Verbot von Kinderarbeit: „Weltweit müssen 152 Millionen Kinder arbeiten, um zum Überleben ihrer Familien beizutragen. Weltweit leben rund 40 Millionen Menschen in moderner Sklaverei“, so Ostermayer. Nur rund 22 Prozent der Weltbevölkerung seien gegen Arbeitslosigkeit versichert.
Auch hierzulande liege noch manches im Argen. So ist etwa die
Niedrigpreispolitik der Discounter den Weltladen-Mitarbeiterinnen ein Dorn im Auge. Fairtrade-Standards sehen dagegen die Zahlung eines fairen Preises vor, der sich aus dem produktspezifischen Mindestpreis plus einer Fairhandelsprämie und dem Biozuschlag für ökologisch hergestellte Produkte zusammensetzt: „Wenn alle von ihrer Arbeit auskömmlich leben können, geht es auch allen besser“, umschreibt Christine Ostermayer die Vision eines fairen Handels als unentbehrlichem Baustein für eine gerechtere Welt.
Ein weiterer Pluspunkt des Ellwanger Weltladens als einem von rund 900 Weltläden in Deutschland sind langfristige und verlässliche
Handelsbeziehungen zwischen Produzenten und Importeuren wie dem Fair-Trade-Center Breisgau oder dem Fair-Trade-Partner Globo. Auch die Sortimentgestaltung und Transparenz unterliegen strengen Kriterien.
Wer im Weltladen einkauft, gehört zu jenen mündigen und kritischen Verbrauchern, die für ein fair gehandeltes Produkt auch mal den einen oder anderen Euro mehr ausgeben: „Während der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 und 2009 hatten wir kaum Umsatzeinbußen“, erinnert sich Christine Ostermayer.
Umso erfreulicher, dass es den Weltladen in Ellwangen auch künftig geben wird, wenn auch an anderer Stelle. Gesucht wird eine neue
Bleibe in der Innenstadt, wobei das Weltladen-Team auch für unkonventionelle Lösungen offen ist. Selbstbewusst ist man ohnehin: „Wir sind eine Bereicherung für die Stadt“, so Ostermayer. Der Umzug sei auch eine Chance, jüngere Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter zu gewinnen. Und vielleicht auch neue Kunden. Die alten bleiben „ihrem“Weltladen sowieso treu.
Zum Start der Fair-Trade-Woche gibt es am Freitag, 10. September, ab 14 Uhr beim Weltladen in der Spitalstraße Leckeres aus fairem Handel zu verkosten. Und wer auf einen schöneren Sommer im kommenden Jahr hofft, wird ebenfalls fündig: Sommerliche Textilien sind um 25 Prozent reduziert.