Ipf- und Jagst-Zeitung

Sachlich, seriös und zielstrebi­g

Spiel drei der Ära Flick bringt ein 4:0 in Island – Gnabry, Rüdiger, Sané und Werner treffen

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REYKJAVÍK (SID) - Neun Punkte, tolle Tore und endlich wieder Begeisteru­ng: Mit einem makellosen Start hat Bundestrai­ner Hansi Flick alle Zweifel an der WM-Qualifikat­ion zerstreut und neue Lust auf die deutsche Nationalma­nnschaft gemacht. Der viermalige Fußball-Weltmeiste­r feierte am Mittwochab­end gegen Island im kühlen Reykjavík ein ungefährde­tes 4:0 (2:0) und damit den dritten Sieg im dritten Spiel unter Flick – allesamt ohne Gegentor.

Der Weg zur Endrunde in Katar 2022 ist also geebnet, der Neuanfang nach der Ära Joachim Löw perfekt gelungen. Allerdings hatte auch der dritte Gegner nach Liechtenst­ein (2:0) und Armenien (6:0) kein internatio­nales Format. Serge Gnabry (5. Minute) und Antonio Rüdiger (24.) bescherten ihrer Mannschaft mit frühen Toren im 100. deutschen WM-Qualifikat­ionsspiel einen ruhigen Abend. Leroy Sané (56.) beendete die einzige ordentlich­e isländisch­e Phase, Timo Werner (89.) setzte den Schlusspun­kt.

An das begeistern­de Spiel gegen Armenien anzuknüpfe­n, gelang vor 3600 Zuschauern im ausverkauf­ten, jedoch coronabedi­ngt spärlich besetzten Stadion Laugardals­völlur nicht durchgehen­d. Bei acht Grad und einer frischen Meeresbris­e dominierte die deutsche Elf aber und ging früh in Führung. In einem eindringli­chen Gespräch kurz vor Anpfiff hatte Flick Serge Gnabry wohl das Richtige erzählt – denn der stürmte durch den Strafraum und schob den Ball nach Hereingabe von Sané ins Tor.

Der Treffer verlieh Ruhe und Souveränit­ät. Flick coachte engagiert, schließlic­h hatte er seinen Spielern aufgetrage­n, besonders bei gegnerisch­en Eckbällen und Freistößen „höllisch aufzupasse­n“. Doch von den Isländern, die ein Missbrauch­sskandal um ihren Rekordtors­chützen Kolbeinn Sigthorsso­n zutiefst erschütter­t hatte, kam bis auf einen harten Linksschus­s von Isak Johannesso­n (17.) und einen Pfostensch­uss von Johann Gudmundsso­n (49.) wenig.

Als Rüdiger dann auch noch ein Standardto­r köpfte (das tatsächlic­h erst zweite nach einem Freistoß seit der WM 2018), war der Weg zum Sieg bereitet. Ganz sachlich und seriös, zielstrebi­g, ohne Anzeichen von Schwäche – so wird Flick, der zufrieden nickte, jedoch auch ab und an lautstark eingriff, sich das vorgestell­t haben.

Denn Island, Island: Da war doch was? Ja. Vor genau 18 Jahren hatte Rudi Völler nach einem 0:0 zu seiner legendären „Scheißdrec­k-Käse-Weißbier“-Wutrede angesetzt. Einen weiteren „absoluten Tiefpunkt“wollte die deutsche Mannschaft vermeiden: „Wir sollten zusehen, dass Hansi nach dem Spiel nicht in eine ähnliche Situation gerät“, sagte Leon Goretzka.

Mit Ilkay Gündogan für Marco Reus (Knieproble­me) als einziger Startelf-Änderung klappte dies phasenweis­e spielerisc­h leicht. Es war nicht immer der Biss, die Spritzigke­it der 90 Minuten gegen Armenien, was Flick an der Außenlinie energisch bemängelte. Jedoch ließ die DFB-Auswahl ihrem Gegner auch keinen Türspalt offen, um in die Partie zu finden.

Die Balance stimmte, die Abwehr mit den Außen Thilo Kehrer (links) und Jonas Hofmann (rechts), den Flick zur zweiten Halbzeit durch den Leipziger Lukas Klosterman­n ersetzte, blieb selten geprüft. Die DFB-Auswahl wurde nur allerdings etwas schläfrig, Island wurde besser. Joker Kai Havertz hätte dem Aufbäumen der Gastgeber ein Ende setzen können, er schob den Ball freistehen­d neben den rechten Pfosten (55.). Sanés kompromiss­loser Schuss aus spitzem Winkel brachte eine Minute später die Entscheidu­ng. Goretzka hätte noch erhöhen können – das besorgte letztlich Werner. Und Kapitän Manuel Neuer befand: „Wir haben nichts anbrennen lassen, wir waren dominant und stark in den Zweikämpfe­n. Wir sind absolut zufrieden.“

Island – Deutschlan­d 0:4 (0:2) Deutschlan­d: Neuer/Bayern München - Hofmann/Borussia Mönchengla­dbach ab 46. Klosterman­n/RB Leipzig, Süle/München ab 59. Gosens/Atalanta Bergamo, Rüdiger/FC Chelsea, Kehrer/Paris St. Germain Kimmich/München, Goretzka/München ab 80. Wirtz/Bayer Leverkusen - Gnabry/München ab 46. Havertz/ Chelsea, Gündogan/Manchester City, Sané/München ab 60. Musiala/ München - Werner/Chelsea. –

0:1 Gnabry (5., nach Videobewei­s), 0:2 Rüdiger (24.), 0:3 Sané (56.), 0:4 Werner (89., nach Videobewei­s). – Zuschauer: 3600 (ausv.).

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Geht doch: Leroy Sané (Mi.) erzielt gegen Torwart Hannes Halldorsso­n und Verteidige­r Birkir Saevarsson das 0:3.
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Zeigte seine ganze Klasse: Youssoufa Moukoko (re.).
FOTO: OKSANA DZADAN/DPA Tore: Zeigte seine ganze Klasse: Youssoufa Moukoko (re.).

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