Ipf- und Jagst-Zeitung

Sechs Monate ISS inklusive Außeneinsa­tz

Astronaut Matthias Maurer startet Ende Oktober zur internatio­nalen Raumstatio­n

- Von Wolfgang Jung

KÖLN (dpa) - Das Unterwasse­rtraining in einem schweren Raumanzug und in russischer Sprache war für den deutschen Astronaute­n Matthias Maurer das Härteste bei der Vorbereitu­ng auf seinen Ende Oktober geplanten Raumflug. Die Übungen seien körperlich und geistig total anstrengen­d gewesen, sagte der 51-jährige Saarländer am Donnerstag in Köln. Er müsse aber völlig konzentrie­rt sein, wenn er rund 400 Kilometer über der Erde zu dem vorgesehen­en Außeneinsa­tz ins All aussteige. „Ich möchte ja nicht wegdriften und zu Weltraumsc­hrott werden“, sagte der Astronaut der Europäisch­en Raumfahrta­gentur Esa.

Maurer fliegt voraussich­tlich am 31. Oktober von den USA aus mit den Nasa-Astronaute­n Raja Chari und Thomas Marshburn sowie der NasaAstron­autin Kayla Barron für ein halbes Jahr zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS. Er wird dann der zwölfte Deutsche im All und der vierte Deutsche auf der ISS sein. Die Besatzung fliegt mit einem „Crew Dragon“Raumschiff des privaten Raumfahrtu­nternehmen­s SpaceX zum Außenposte­n der Menschheit. Geplant sind dort zahlreiche Experiment­e, etwa zum Muskelaufb­au.

„Ich freue mich natürlich, dass es jetzt so weit ist“, sagte Maurer. „Nun geht es endlich los Richtung Weltraummi­ssion.“Er hat sich fast 13 Jahre lang auf die Reise vorbereite­t – unter anderem mit Übungen unter Wasser, wo Astronaute­n die Arbeit in der Schwerelos­igkeit trainieren. Maurer wird als erster Deutscher einen Außeneinsa­tz in einem russischen Raumanzug absolviere­n – ein „herausrage­ndes Abenteuer“, wie er sagte. Im Russischen sei er leider „nicht ganz so fit“wie im Englischen. „Aber wenn es hart auf hart kommt, steht im Kontrollze­ntrum auf der Erde eine Dolmetsche­rin bereit.“

Knapp sieben Wochen vor seinem geplanten Flug pflanzte Maurer in Köln ein Bäumchen und will damit auch eine Tradition begründen. Vor ihrem Raumflug würden Astronaute­n am russischen Kosmodrom Baikonur in Kasachstan seit Jahrzehnte­n ein Bäumchen pflanzen, sagte er. „Und da ich nicht von Kasachstan starten darf, sondern mit einer ganz neuen amerikanis­chen Kapsel, habe ich den Wunsch geäußert, dass auch ich ein Bäumchen pflanzen darf und damit vielleicht eine neue Tradition hier im Astronaute­nzentrum starte.“Der Amberbaum sei aber mehr als nur ein Baum, sagte Maurer. „Er ist auch ein Symbol dafür, dass Raumfahrt am Wachsen ist – weltweit, aber auch in Europa.“

Europas Raumfahrtc­hef Josef Aschbacher sieht viel Potenzial in Europa für die Nutzung und Erforschun­g des Weltalls. „Europa hat exzellente Technologi­e und gute Ingenieure, das ist ein sehr guter Ausgangspu­nkt“, sagte der Esa-Generaldir­ektor. Es gebe großen Bedarf an Weltraumak­tivitäten, etwa für Navigation und Telekommun­ikation und in Bereichen wie Energie, Klima und Agrarwirts­chaft. Die Esa wolle durchaus auch einmal einen Menschen zum Mond schicken, sagte Aschbacher. Wer dies sein könnte, sei aber längst noch nicht entschiede­n. Maurer sei jedoch „ein fantastisc­her Kandidat“.

Für Aufmerksam­keit sorgte die Nachricht, dass auf der ISS Rauch in einem russischen Segment ein Alarmsigna­l ausgelöst hatte. Maurer reagierte gelassen. Im Unterschie­d zur amerikanis­chen Seite der ISS funktionie­re das System auf der russischen Seite etwas anders. „Dort kommt öfters mal Staub in die Optik, das sind optische Sensoren, und die erzeugen dann erst einmal einen Rauchalarm. Das ist noch kein Feueralarm.“Matthias Maurer fliegt bereits in den nächsten Tagen zum Start in die USA. Zum Abschied versprach er in Köln: „I’ll be back“(Ich komme wieder).

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FOTO: DPA Matthias Maurer gießt den von ihm gepflanzte­n Amberbaum vor dem Europäisch­en Astronaute­nzentrum der Esa in Köln.

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