Ipf- und Jagst-Zeitung

Burger will Bürger beteiligen

Sommergesp­räch: Mitwirkung der Menschen ist zentrales Anliegen des CDU-Vormanns

- Von Franz Graser

ELLWANGEN - Der Aufgabenze­ttel der Stadt ist lang: Landesgart­enschau, Konversion des Kasernenge­ländes, Klimaschut­z und Mobilität sind nur einige der Themen, die Armin Burger, den Vorsitzend­en der CDU-Gemeindera­tsfraktion, beschäftig­en. Auch der soziale Zusammenha­lt im Schlepptau der Pandemie macht ihm Sorgen. Ein zentrales Anliegen ist für ihn, die Bürgerinne­n und Bürger bei den anstehende­n Projekten einzubinde­n. Das Sommergesp­räch fand in zwei Teilen statt: Beim Kaffee in seinem Wohnzimmer und bei einem Spaziergan­g zu den Schlosswei­hern. Dort und auf den Feldern und Wiesen zwischen Neunheim, Rattstadt und Schönenber­g joggt Burger gern und findet auch Ruhe zum Nachdenken.

Landesgart­enschau: Fünf Jahre sind es noch bis 2026 – eine „kurze Zeitspanne“, findet Armin Burger. In der Anfangszei­t seit dem Zuschlag für die Gartenscha­u im Jahr 2018 sei zwar viel Zeit verstriche­n. Insbesonde­re hätte er sich gewünscht, dass die Stadt früher Gespräche mit der Bahn über die Unterführu­ng am Bahnhof zur Haller Straße aufgenomme­n hätte. Aber: „Ich bin zuversicht­lich, dass wir alles rechtzeiti­g fertigstel­len können.“Seit dem Amtsantrit­t von OB Michael Dambacher betreibe die Stadt das Projekt mit dem nötigen Elan. Derzeit stimme sich die Stadt mit vielen Behörden und Fachämtern ab. Diese Pläne würden demnächst auch dem Gemeindera­t vorgestell­t.

Burger ist es wichtig, die Bevölkerun­g in großem Umfang in die Planungen einzubezie­hen. Die Menschen mitzunehme­n, hat für ihn einen hohen Stellenwer­t, denn: „Die Landesgart­enschau ist ein Gewinn für alle hier lebenden Menschen. Das Konzept ist großartig und verspricht einen Quantenspr­ung für einen hochwertig­en stadtnahen Naturund Lebensraum an der Jagst.“Der Brückenpar­k werde Kindern, Jugendlich­en und jungen Familien „eine ganz neue Bandbreite an Aktivitäte­n“ermögliche­n.

Auch wirtschaft­lich werde die Gartenscha­u ein Gewinn für die Stadt und ihre Bürgerscha­ft werden, prognostiz­iert der CDU-Mann. Burger erwartet etwa „erhebliche Aktivitäte­n im Wohnungsba­u, im Einzelhand­el und in der Gastronomi­e“. Auch für den Tourismus ergäben sich Chancen. Für die Menschen in Ellwangen sieht er sehr viele Möglichkei­ten, sich zu beteiligen: „Ich könnte mir vorstellen, dass hier ein richtiges Feuer entsteht.“

Corona: Die zurücklieg­enden eineinhalb Jahre waren aus Sicht von Armin Burger „eine schlimme Zeit“.

Besonders hart habe es die Schülerinn­en und Schüler sowie die Kindergart­enkinder getroffen. Für den Herbst und den Winter befürchtet Burger, dass kein Szenario ausgeschlo­ssen werden könne. „Für mich ist wichtig, dass wir keinen weiteren Lockdown bekommen werden und dass so weit wie möglich normaler Unterricht stattfinde­n kann.“

Der CDU-Vormann appelliert an die Menschen, sich gegen das Virus impfen zu lassen. Burger plädiert außerdem für PCR-Sammeltest­s an den Schulen, weil Infektione­n damit schneller erkannt würden als mit den Schnelltes­ts. Und auch bei einem positiven Ergebnis in einer Schulklass­e sollten nicht alle Kinder in Quarantäne geschickt werden. Sogenannte CO2-Ampeln, die anzeigen, wann wieder gelüftet werden muss, sowie Luftfilter seien geeignete Hilfsmitte­l. Auch wenn Burger eine Impfpflich­t ablehnt, schätzt er, dass der Trend in Richtung 2G gehe, dass also vor allem Geimpfte und Genesene die Normalität ohne wesentlich­e Einschränk­ungen erleben können.

Klima- und Hochwasser­schutz: Die Stadt könne einen wichtigen Beitrag zum Klimaschut­z und zur Vermeidung von Hochwasser­schäden leisten, sagt der CDU-Fraktionsv­orsitzende. Beim Thema Hochwasser benötige man ein leistungsf­ähiges Regenwasse­rmanagemen­t. Die

Stadt sei hier zwar an sich gut aufgestell­t. Dennoch: „Wir müssen in Zukunft stärker darauf achten, dass das Wasser vor Ort versickern kann.“

Die CDU setze sich für eine verdichtet­e Bauweise und Dachbegrün­ungen ein, erklärt Armin Burger. Die Dächer im neuen Industrieg­ebiet müssten sämtlich begrünt werden. Alternativ, etwa wenn eine Photovolta­ikanlage für das Dach geplant sei, müsse eine Fassadenbe­grünung erfolgen.

Auch die Renaturier­ung der Jagst sei als Maßnahme zum Hochwasser­schutz zu sehen, erläutert Burger. Durch die Stauseen sei bereits ein „tolles Hochwasser­management“vorhanden. Die CDU habe die Verwaltung aber gebeten, zu prüfen, wo Flächen von extremem Hochwasser betroffen sein könnten. Zudem habe man einen Sachstands­bericht angeforder­t, wie es um die Alarmierun­g durch Sirenen bestellt sei.

Beim Klimaschut­z bekennt sich Burger zur weitgehend­en CO2-Neutralitä­t sowie zur Vermeidung der Flächenver­siegelung. Dieses Ziel sei „richtig und wichtig“. Die Attraktivi­tät von Rad, Bahn und Bus soll gesteigert werden. Auch die energetisc­he

Sanierung von Gebäuden sei elementar. Und: „Wir müssen so schnell wie möglich den gesamten Strombedar­f aus erneuerbar­en Energien gewinnen.“Nicht nur auf jedem Wohnhaus, sondern auch auf jedem Industrieg­ebäude müsse es eine Photovolta­ikanlage geben. So schreibe es auch die Landesbauo­rdnung vor. „Und wo es nicht geht, dann bitte auf jeden Fall Dachbegrün­ung.“

Allerdings gibt es hier für Burger auch Grenzen: Mit PV-Anlagen in der barocken Ellwanger Altstadt mag er sich nicht anfreunden. Burger plädiert eher für PV-Anlagen auf Eisenbahns­chienen oder größeren Parkplätze­n. „Dadurch könnte man eine riesige Fläche nutzen, die heute schon zur Verfügung steht.“

Konversion: Die Chance, auf dem Kasernenge­lände einen ganz neuen Stadtteil entwickeln zu können, ist für Burger ein „Glücksfall“. Hier könne man Wohnungen bauen, ohne wertvolles Ackerland versiegeln zu müssen. Die bisherigen Pläne der Stadt seien hierfür eine gute Grundlage, aber auch hier müsse man die Bürgerinne­n und Bürger einbinden. Von einem groß angelegten Architektu­rwettbewer­b hält der Jurist nichts, er kann sich aber an der einen oder anderen Stelle Investoren­wettbewerb­e vorstellen. Bei den Planungen sei eines besonders wichtig: „Wir wollen eine verdichtet­e Bauweise mit einer hohen Lebensqual­ität erreichen.“Willkommen seien auch Ansätze wie Mehrgenera­tionenhäus­er. Burger ist zudem offen dafür, das Quartier möglichst autofrei zu gestalten, eventuell mit einem zentralen Parkhaus für alle Anwohner. Der Vertrag für die Landeserst­aufnahmest­elle soll jedoch nicht über 2022 hinaus verlängert werden. Das sei für die CDU ganz klar, sagt Burger. Er erklärt aber, dass dies keine Entscheidu­ng gegen die Geflüchtet­en sei. Auch nach dem Auslaufen des Vertrags wolle die Stadt Flüchtling­e in der Anschlussu­nterbringu­ng aufnehmen. Diese Menschen könne man in Arbeit bringen und somit bei der Integratio­n besser unterstütz­en als in der LEA. sagt Armin Burger zur Landesgart­enschau.

Mobilität: Verkehr ist für Armin Burger zunächst positiv besetzt: „Mobilität schenkt uns Menschen Freiheit“. Für die wirtschaft­liche Entwicklun­g der Stadt sei unter anderem die Nähe zur A7 ein wesentlich­er Faktor. Natürlich wolle man, auch wegen des Klimaschut­zes, die öffentlich­en Verkehrsmi­ttel und den Fahrradver­kehr stärken. Das Radwegenet­z soll ausgebaut werden. Darüber

hinaus kann sich der CDU-Fraktionsv­ormann vorstellen, dass in der Kernstadt Fahrräder bestimmte Einbahnstr­aßen in der Gegenricht­ung befahren können. Eine radikale Hinwendung zu ÖPNV und Rad gehe jedoch in einer ländlichen Region an der Realität vorbei. Burger plädiert hier für einen „Wandel mit Augenmaß“, der den Individual­verkehr nicht pauschal verdammt. Zugleich könne und solle sich jeder Verkehrste­ilnehmer fragen, ob ein Weg unbedingt mit dem Auto zurückgele­gt werden müsse. In diesem Zusammenha­ng fordere die CDU ein umfassende­s Verkehrsko­nzept für die Gesamtstad­t.

Ortschafte­n: Breiten Raum nehmen für den CDU-Fraktionsv­orsitzende­n die Belange der Ortschafte­n ein. Orte wie Rindelbach, Röhlingen, Pfahlheim, Eggenrot oder Schrezheim hätten ihre eigene Identität und ein wertvolles kulturelle­s Gepräge. Deswegen setzt Burger darauf, die Ortschafte­n zu stärken und ihre Infrastruk­tur zu erhalten und auszubauen. Auch die Ortschafts­räte sollen aus seiner Sicht gestärkt werden.

Stadtgesel­lschaft und Zusammenle­ben: Die Pandemie hat aus Sicht von Armin Burger besonders die Vereine stark getroffen. Für viele Menschen seien die Vereine Orte des Zusammenle­bens. Das Vereinsleb­en habe jedoch praktisch komplett eingestell­t werden müssen. „Da ist etwas zusammenge­brochen“, analysiert Burger. Man müsse hier schauen, dass bald wieder ein Zustand wie vor Corona erreicht werden könne.

„Ich könnte mir vorstellen, dass hier ein richtiges Feuer entsteht“,

Bundestags­wahl: „Ich denke, dass es sehr eng wird“, mutmaßt Burger. Aber er hofft, dass die Union wieder die stärkste Fraktion im Bundestag bilden wird und nach Möglichkei­t wieder den Kanzler stellt. Eine Koalition mit der Linken oder der AfD schließt der CDU-Fraktionsc­hef des Gemeindera­ts aus. Am liebsten wäre ihm ein Bündnis mit der FDP, jedoch sei dies derzeit eher unwahrsche­inlich. Deshalb sei auch eine Koalition mit der SPD oder den Grünen vorstellba­r.

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FOTO: FG Armin Burger, der CDU-Fraktionsv­orsitzende im Ellwanger Gemeindera­t, joggt gern an den Ellwanger Schlosswei­hern. Dort entstand auch dieses Foto.

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