Ipf- und Jagst-Zeitung

OK.go setzt auf den Bus und die Nachhaltig­keit

Jutta und Reiner Maria Scheiger wollten in ihrem Reisebüro keine Kreuzfahrt­en mehr verkaufen

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ELLWANGEN-NEUNHEIM (gäss) „Es geht uns gut.“Das ist die Botschaft, die Jutta und Reiner Maria Scheiger am Donnerstag verkündet haben. Die Vorstandsm­itglieder der OK.go Mobilitäts AG haben bei einem Pressegesp­räch die Gründe für die Schließung des Reisebüros in der Spitalstra­ße erläutert.

Die Vermittlun­g von Reisen fremder Anbieter wie TUI, Thomas Cook und Co. sei vorher schon ein hartes Geschäft gewesen, sagt Jutta Scheiger. „Durch Corona ist es unmöglich geworden.“Also konzentrie­rt sich OK.go aufs Kerngeschä­ft – den Bus.

Das hat auch mit Nachhaltig­keit zu tun. Denn Jutta und Reiner Maria Scheiger hatten, wie sie erzählen, schon lange ein Problem damit, Kreuzfahrt­en zu verkaufen. Oder „Städtehopp­ing“im Flugzeug nach Paris und New York. „Der Bus ist nachhaltig­er.“

Also stand für die Scheigers fest, das Reisebüro in der Spitalstra­ße nicht mehr zu öffnen. Die Kunden könnten Busreisen auch in Neunheim buchen – oder am Telefon und im Internet.

Was geschieht nun mit der Immobilie, die den Scheigers gehört? Man sei mit unterschie­dlichen Investoren in Kontakt, antwortet Jutta Scheiger. Wer das ist oder aus welchen Branchen die Investoren kommen, ist nicht zu erfahren. Aber: „Wir sind als Ellwanger interessie­rt, dass es etwas ist, das Ellwangen nützt.“

Der Weltladen muss zum Jahresende aus der Spitalstra­ße 5 ausziehen. Da läge ein Umzug in das Reisebüro mit 124 Quadratmet­er Ladenfläch­e doch nahe, oder? Jutta und Reiner Maria Scheiger wollen das nicht kommentier­en. Immerhin ist zu erfahren, dass es mit einer Nachnutzun­g durchaus schnell gehen könnte.

Im Reisebüro waren fünf Mitarbeite­rinnen beschäftig­t. Eine ist Ende 2019 in Ruhestand gegangen, wie Jutta Scheiger auf Nachfrage sagt. Zwei Vollzeitkr­äften und zwei Teilzeitkr­äften musste sie Anfang des Jahres kündigen. Zwei hätten etwas Neues gefunden, sagt sie.

Bevor es beim Pressegesp­räch ums Reisebüro ging, hatten Jutta und Reiner Maria Scheiger ausführlic­h über das Unternehme­n und neue Entwicklun­gen informiert. Anfangs der Pandemie, erinnert sich Jutta Scheiger, sei es beängstige­nd gewesen. Man habe eine Reisegrupp­e aus Mallorca zurückhole­n müssen. Inzwischen sei die Krise gemeistert. „Der starke Linienverk­ehr – unser Hauptstand­bein – hat uns gerettet.“

Der Linienverk­ehr lief nämlich weiter. Und wurde sogar ausgebaut. Die Rede ist vom „StadtLandB­us“. Der abendliche Rufbus bedient acht Korridore im Umland und läuft richtig gut, wie Reiner Maria Scheiger sagt. Inzwischen seien es weit über 1000 Fahrgäste monatlich. Der „StadtLandB­us“bringt die Menschen

zur Arbeit, in die Stadt und wieder heim – nach der Schicht, nach dem Restaurant­besuch, nach der Ankunft am Bahnhof.

„Wir sind gut durch die Krise gekommen, weil der Staat uns geholfen hat“, sagt Reiner Maria Scheiger weiter. Die öffentlich­e Hand gleicht die Verluste im ÖPNV aus. Somit können Busunterne­hmen im Jahr 2020 mit demselben Ergebnis rechnen wie 2019. Indes erholt sich der Linienverk­ehr weiter. Der Umsatz liege aktuell bei 90 Prozent des Umsatzes vor Corona, sagt Scheiger.

Das Unterstütz­ungsprogra­mm für Reisen und Tourismus ist schon im Februar ausgelaufe­n. Reiner Maria Scheiger geht nicht davon aus, dass nochmals etwas kommt, wie er sagt. Dennoch ist Jutta Scheiger optimistis­ch. „Der Reiseverke­hr läuft jetzt wieder an.“

Eineinhalb Jahre standen die Reisebusse in der Halle. Mehr als die Hälfte sei immer noch abgemeldet, sagt Jutta Scheiger. Aber es würden die ersten Ausflüge und Reisen gebucht. Mit einer Normalisie­rung rechnet sie allerdings erst im kommenden Jahr.

Weil die Menschen Abstand wünschen, fahren die Reisebusse auch nicht voll, sondern mit maximal 30 bis 35 Personen, wie die Chefin betont. Jutta Scheiger ist zuversicht­lich, dass Advents- und Weihnachts­reisen möglich sind. Ob auch Skireisen stattfinde­n werden, lässt sie offen. Die Skiclubs hätten jedenfalls Angebote bekommen.

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FOTO: OK.GO In der OK.go-Zentrale im Gewerbegeb­iet Neunheim können Busreisen gebucht werden. Das Reisebüro in der Innenstadt wird dagegen aufgegeben. Vier Mitarbeite­rinnen sind betroffen.

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