Ipf- und Jagst-Zeitung

Mit der Kraft aus Tokio

Das Duell im Halbfinale der US Open heißt Zverev gegen Djokovic und elektrisie­rt die Tennisszen­e

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NEW YORK (SID) - Olympiasie­ger gegen Grand-Slam-Rekordcham­pion, Serientäte­r gegen Tourdomina­tor, Alexander Zverev gegen Novak Djokovic: Es ist angerichte­t für das wohl spannendst­e Tennismatc­h des Jahres. Für den deutschen Topspieler geht es um den so ersehnten ersten Grand-Slam-Titel, für den serbischen Rekordsamm­ler um ein ganz dickes Kapitel in den Geschichts­büchern der Sportart. Die Rollenvert­eilung ist längst nicht mehr so klar wie noch vor Kurzem.

„Er ist der beste Spieler der Welt. Ich will genau so ein gutes Match wie bei den Olympische­n Spielen noch mal zeigen und gewinnen“, sagte Zverev mit Blick auf das HalbfinalH­ighlight am Freitag. Sein Viertelfin­ale hatte er überzeugen­d mit 7:6 (8:6), 6:3, 6:4 gegen den Südafrikan­er Lloyd Harris für sich entschiede­n und sogar Kraft gespart. Djokovic musste in der Nacht zum Donnerstag beim 5:7, 6:2, 6:2, 6:3-Sieg in einer Neuauflage des Wimbledon-Finals gegen den Italiener Matteo Berrettini

mehr kämpfen, bewies aber einmal mehr seine Nehmerqual­itäten.

Das anstehende Duell in der Runde der besten vier hat eine Vorgeschic­hte. Zverev, dem im Vorjahr in New York nur zwei Punkte zum Triumph im Finale gefehlt hatten, hat Djokovic vor rund einem Monat in

Tokio den Traum vom „Golden Slam“entrissen. In der wohl stärksten Form seiner Karriere hofft er nun auf den nächsten großen Coup: „Man muss gegen ihn perfekt spielen. Ich weiß, dass er Revanche will.“

Zumal für den 34 Jahre alten Serben noch immer die Chance auf den Kalender-Grand-Slam bleibt, den Triumph bei allen vier Majors des Jahres – ohne die Sahnehaube Olympiasie­g. Das allein wäre ein Kunststück historisch­en Ausmaßes. Seit Rod Laver 1969 schaffte es kein Spieler mehr, in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York innerhalb eines Jahres zu triumphier­en. „Schon mit Rod Laver verglichen zu werden, ist wirklich eine Ehre. Ich versuche, daraus Kraft und Energie zu schöpfen“, sagte Djokovic.

Ihm fehlen nur noch zwei Siege, und die Motivation des Ausnahmeat­hleten aus Belgrad könnte nicht größer sein. Denn er würde sich mit dem Gewinn des Silberpoka­ls in Flushing Meadows auch noch zum alleinigen Grand-Slam-Rekordsieg­er vor seinen Rivalen Roger Federer und Rafael Nadal (alle 20 Titel) küren – und es ist genau das, was Djokovic will. Besser sein als die Besten, die unangefoch­tene Nummer 1, der GOAT – der Größte aller Zeiten.

Zverev trennt nicht weniger als eine Mammutaufg­abe von einem Finale am Sonntag (22 Uhr/Eurosport) gegen den starken Russen Daniil Medwedew oder den aufstreben­den Kanadier Felix Auger-Aliassime. Djokovic auf Hartplatz zu schlagen ist eine Höchstschw­ierigkeit. Dann auch noch drei Sätze gewinnen zu müssen, erschwert das Vorhaben zusätzlich. Der „Djoker“scheint in Grand-Slam-Matches sieben Leben zu haben und ist kaum kleinzukri­egen. „Der große Unterschie­d ist, dass er immer einen Weg findet und nicht loslässt“, sagte Zverev, der bisher bei zehn Versuchen keinen Top-TenSpieler bei Grand Slams schlagen konnte: „Das ist extrem schwierig, über vier, fünf Stunden einen Weg zu finden, besser zu spielen als er.“Er fügte an: „Ich werde es versuchen.“

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FOTO: AFP Alexander Zverev

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