„Wer Laura probiert hat, vergisst sie nie“
Informatives rund um die Kartoffel auf dem Versuchsfeld von Anton Wagner
ELLWANGEN-NEUNSTADT - Sie tragen meist weibliche Vornamen: Corinna, Glorietta, Antonia, Laura, Karelia, Danina, Mia oder Birgit. 24 Kartoffelsorten haben interessierte Landwirte auf dem Acker von Landwirt Anton Wagner aus Neunheim unter die Lupe genommen.
Kartoffel ist nicht gleich Kartoffel. Das wurde schon zu Beginn der Begutachtung deutlich. Die Spezialisten fachsimpelten, welche Sorte sich am besten für welchen Boden eigne und welche resistent gegen Krankheiten sei. Verbraucher kennen meist nur die Ausdrücke wie Speisekartoffel, Salatkartoffel, mehlig oder festkochend. Doch das ist längst nicht alles: Seit einigen Jahren ist die Kartoffel aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht, und viele betrachten die Knolle inzwischen als Delikatesse.
Im Betrieb von Anton Wagner sind die Sorten Belana für den Kartoffelsalat und die Concordia der Renner. Aber auch die Sorte Laura kommt hervorragend an. „Wer einmal eine Laura probiert hat, der vergisst sie nie wieder“, schwärmt Anton Wagner für diese Sorte. Denn der intensive Kartoffelgeschmack dieser Sorte erinnere an früher. „Sie schmeckt wie eine Kartoffel, die man direkt aus dem Feuer geholt hat“, erläutert Wagner im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung“. Sie erinnere damit an die Kartoffelfeuer auf dem Feld, die man vielleicht in der Kindheit noch miterlebt hat.
Natürlich war das feuchte Wetter ein Thema. Denn die Kartoffel, so sagt man, mag keine nassen Füße. Denn sonst bilden sich Lentizellen. Das sind weiße Atmungslöcher, durch die Feuchtigkeit in die Knolle kommt, die im Extremfall zu Fäulnis führen kann. Auf dem Versuchsfeld gab’s damit keine Probleme, der der Boden war lehmig-sandig. Es gab keine Staunässe und auch keine Krautfäule.
Nicht alle Betriebe hatten dieses Glück: Bei den biologisch angebauten Kartoffeln gab es wegen der hohen Feuchtigkeit im Frühjahr einen Ernteeinbruch von bis zu 70 Prozent. „Da werden wir Lieferprobleme bekommen“, prophezeiten Marc Mitschke vom Kartoffelberatungsdienst Heilbronn und Markus Scharpf von der Züchterfirma Europlant. Beim konventionellem Anbau lag der Ertrag der Frühkartoffeln ebenfalls unter dem des Vorjahrs.
Die späten Sorten haben das jedoch wieder wettgemacht.
Robuste Kartoffeln bevorzugt der Landwirt, denn eine raue Schale macht die Arbeit bei der Pflege und bei der Ernte entscheidend leichter. Aber immer öfter werden auch fast schon exotische Kartoffeln zum Wachstum in den Boden gelegt. Rotfleischige, rosa- oder lilafarbene sowie tiefviolette Sorten sind heute keine Seltenheit mehr.
In der Spitzengastronomie sind Sorten wie American Rose oder Königsblau sehr begehrt. Diese bunten Kartoffeln verarbeitet der Betrieb von Anton Wagner zu bunten Kartoffelchips. Die Zucht dieser edlen Sorten braucht aber ihre Zeit: Oft gehen zehn Jahre ins Land, bis so eine besondere Knolle auf dem Teller des Verbrauchers landet.
Bei der anschließenden Diskussion ging Markus Scharpf von der Züchterfirma Europlant auf das Preisgefüge bei Kartoffeln ein. Er konnte die Verbraucher beruhigen, denn der Preis bleibt stabil. So zahle man zum Beispiel auf dem Wochenmarkt in der Direktvermarktung 2,50 Euro für das Kilogramm.
es allein in Deutschland, 2000 Kartoffelsorten weltweit. Die Kartoffel wird komplett verarbeitet. Rund die Hälfte der Kartoffelernte wird als Speisekartoffel oder Verarbeitungskartoffel für Pommes frites oder Kartoffelchips verwendet. (afi)