Radfahrer haben jetzt auf der Schättere-Trasse freie Fahrt
Stadt bringt zwischen Pelzwasen und Kellersteige Schilder an, die Radeln offiziell erlauben – Gegner sind empört
AALEN - Die Radfahrer freut’s, Fußgänger und Naturschützer allerdings weniger. Nach jahrelangem Hickhack und ellenlangen Diskussionen in puncto Schättere-Trasse hat die Stadt Aalen vor wenigen Tagen Schilder an allen Zugängen zum Abschnitt der Trasse zwischen Pelzwasen und Kellersteige Unterkochen angebracht, die hier Radfahren offiziell erlauben. Allerdings müssen Radfahrer die Schrittgeschwindigkeit einhalten und unter der Anordnung „Grüßen statt Klingeln“Rücksicht auf Spaziergänger, Wanderer und Rollstuhlfahrer nehmen.
Für Carsten Schymik vom Verein Deutsche Initiative Mountainbike Ostwürttemberg, der sich seit 2014 mit seinen Mitstreitern für eine Öffnung der Schättere-Trasse für Radfahrer einsetzt, an etlichen Diskussionen teilgenommen und eine Flut von Briefen beantwortetet hat, ist die Beschilderung ein großer Erfolg. Er freut sich, dass am Ende die Vernunft gesiegt habe und die Schättere-Trasse in dem ausgeschilderten Bereich ab sofort allen Bürgern uneingeschränkt zur Verfügung steht und Radfahren hier offiziell erlaubt ist.
Für die Stadt Aalen sei die angebrachte Beschilderung ein erster Schritt in Richtung gutes Miteinander zwischen Radfahrern und Fußgängern, sagt die Pressesprecherin Karin Haisch auf Nachfrage der „Aalener Nachrichten/Ipf- und JagstZeitung“. Sie hofft allerdings auf gegenseitige Rücksichtnahme.
Neben Carsten Schymik begrüßt Klaus Berger vom Ortsverband Aalen des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) die Öffnung für Radfahrer. „Dieser Weg hat mehr verdient, als dass er nur von Fußgängern genutzt wird.“Unabhängig davon sei dieser zwischen dem Pelzwasen und bis kurz hinter dem Wanderparkplatz mit 2,20 bis drei Meter breit genug, sodass sich auf diesem problemlos Radfahrer und Fußgänger begegnen könnten. Überdies habe die Verkehrsschau bereits 2019 empfohlen, diesen Abschnitt für den Radverkehr freizugeben. Sämtliche Proteste gegen eine Öffnung des Radverkehrs auf der Schättere-Trasse kann er nach wie vor nicht nachvollziehen. „Alle reden von Klimaschutz, nur die Unterkochener Bürgerinitiative spricht von neuem Straßenbau. Das passt für mich nicht zusammen.“
Unterm Strich hofft Berger, dass es auf der Schättere-Trasse noch weiter geht und auch der Streckenabschnitt wenige Meter hinter dem Wanderparkplatz an der Kellersteige bis zum Tunnel für Radfahrer freigegeben wird. Dieser sei allerdings nicht als öffentlicher Weg gewidmet, sondern unterliege als Waldweg dem Landeswaldgesetz, sagt Karin Haisch. Insofern sei der Forst dafür zuständig, hier Schilder mit der Bezeichnung „Waldweg“anzubringen. Diesem Vorhaben stehe laut Waldgesetz jedoch nichts im Weg, da die erforderte Mindestbreite von zwei Metern erfüllt und Radfahren insofern erlaubt sei.
Die Freigabe des Grüß-Gott-Wegs für den Radverkehr ist Christa Klink von der Partei die Linke nach wie vor ein Dorn im Auge. Seit Jahren engagiert sie sich als Kommunalpolitikerin und als Teil der Bürgerinitiative „Hände weg von der Schättere“gegen eine Freigabe der Trasse für den Radverkehr. Dass der Abschnitt zwischen Pelzwasen und Kellersteige Unterkochen jetzt offiziell von Zweiradfahrern genutzt werden kann, stößt ihr sauer auf. Auch für den Bundestagskandidaten der Linken, Tim Steckbauer, sei mit dieser Freigabe der erste Schritt zum touristischen Massenradweg getan. Bisher habe niemand etwas gegen vereinzelte Radfahrer auf der Schättere einzuwenden gehabt. Dann habe allerdings die Fahrradlobby die Diskussion eröffnet. „Leider hat die plumpe Hetze der Fahrrad- und Mountainbikelobby die Diskussion weg von der sachlichen Ebene verschoben“, teilt er in einer Pressemitteilung mit.
Laut Steckbauer hätten sich Mitglieder
der Bürgerinitiativen Beleidigungen und Falschaussagen stellen müssen. Auch Fußgänger seien auf der Schättere verbal angegangen worden. „Dabei ging es den Unterkochenern und den Bürgerinitiativen nie um das komplette Verbot des Radfahrens auf der Schättere, sondern um den Verlust des Grüß-GottWegs an den Radtourismus. Familien mit Kindern müssten immer auf der Schättere fahren dürfen, da gebe es keine Diskussion.
Überdies sei in keinem Gebiet auf der Gemarkung Aalen die Biodiversität so groß wie an der Schättere. Zahlreiche Pflanzen am Wegrand, die auf der „Roten Liste“stehen, seien durch die Öffnung für den Radverkehr gefährdet. Auch vom Aussterben bedrohte Fledermaus-Arten, Kleintiere, Insekten und geschützte Vogelarten würden durch hohes Verkehrsaufkommen und Lärm beeinträchtigt und zurückgedrängt werden.