Ipf- und Jagst-Zeitung

Wie die Linke die Reichen belasten will

Bernd Riexinger und Gökay Akbulut unterstütz­en den Aalener Tim Steckbauer im Wahlkampf

- Von Edwin Hügler

AALEN - Als engagierte­r Wahlkämpfe­r, der kein Blatt vor den Mund nimmt, hat sich der ehemalige Bundesvors­itzende der Partei Die Linke bei seinem Besuch im „Sangam“in Aalen erwiesen. Bernd Riexinger knöpfte sich vor allem die CDU und Kanzlerin Angela Merkel vor, in deren 16-jähriger Regierungs­zeit die soziale Gerechtigk­eit stark gelitten habe. Zur Finanzieru­ng der von den Linken versproche­nen Wohltaten hatte er ein einfaches Rezept parat: „Wir müssen den Mut haben, uns mit den Reichen und Vermögende­n in diesem Land anzulegen.“

Unter Merkel habe die Armut bei den Rentnern, Alleinerzi­ehenden und bei den Beschäftig­ten zugenommen, sagte der baden-württember­gische Spitzenkan­didat weiter. Dies sei ein Skandal für ein so reiches Land wie Deutschlan­d. Die Linken plädierten für einen gesetzlich­en Mindestloh­n von 13 Euro und für eine Grundsiche­rung von 1200 Euro für Rentner und Erwerbstät­ige. Leiharbeit bezeichnet­e Riexinger als „moderne Sklaverei“, die abgeschaff­t werden müsse.

Auch in der Pflege habe die Bundesregi­erung gänzlich versagt. Es fehlten mindestens 100 000 Pflegekräf­te,

die wesentlich besser als zurzeit bezahlt werden müssten. Großen Investitio­nsbedarf sieht Riexinger im Bereich der Kindertage­sstätten, der Schulen und im sozialen Wohnungsba­u, der von der Union sträflich vernachläs­sigt worden sei.

Vor großen Herausford­erungen stehe die deutsche Automobili­ndustrie mit ihren 860 000 Arbeitsplä­tzen. Es würden in den nächsten Jahren 200 000 Beschäftig­te ihren Job verlieren, sagte Riexinger voraus. Sie könnten laut einer Studie der HansBöckle­r-Stiftung durch den Ausbau der Infrastruk­tur im Öffentlich­en Personenna­hverkehr neue Arbeitsplä­tze finden.

Riexinger betonte, dass die Linke für die versproche­nen sozialen Verbesseru­ngen ein schlüssige­s Finanzieru­ngskonzept habe. Man müsse die Reichen und Vermögende­n durch eine einmalige Vermögensa­bgabe sowie durch eine Vermögenst­euer belasten. Das Konzept der

Linken sehe außerdem einen Steuersatz von 53 Prozent ab einem Einkommen von 80 000 Euro sowie von 60 Prozent bei 300 000 und 70 Prozent bei einer Million vor. Die unteren und mittleren Einkommen wolle man dagegen entlasten.

In der Sicherheit­s- und Außenpolit­ik kritisiert­e Riexinger die deutschen Waffenexpo­rte sowie die geplanten Militäraus­gaben von zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s. Stellung bezog der ehemalige Linken-Chef

auch im Hinblick auf die Enthaltung der Partei bei der Abstimmung über die Bundeswehr­Rettungsak­tion in Afghanista­n im Bundestag. Dieser Einsatz sei mit einem harten militärisc­hen Mandat verbunden gewesen. Im Übrigen habe die Linke bereits vor 20 Jahren vor dem jetzigen Desaster gewarnt.

Die Mannheimer Bundestags­abgeordnet­e Gökay Akbulut, die die Landeslist­e der Linke mit Riexinger anführt, beklagte, dass in BadenWürtt­emberg

Frauen immer noch 23 Prozent weniger verdienten als

Männer. Man müsse das Prinzip gleicher

Lohn für gleichwert­ige Arbeit durchsetze­n.

Scharf kritisiert­e sie die ihrer

Meinung nach menschenun­würdige Asylpoliti­k der Bundesregi­erung. Auch in der Migrations­politik gebe es große Defizite.

Der Linken-Kandidat im Wahlkreis Aalen-Heidenheim, Tim Steckbauer, forderte den sofortigen Stopp von Waffenexpo­rten und die Auflösung der NATO.

 ?? FOTO: EHÜ ?? Beim Wahlkampf in Aalen (von links): der Bundestags­kandidat der Linken im Wahlkreis Aalen-Heidenheim,Tim Steckbauer, Bundestags­abgeordnet­e Gökay Akbulut, Kreisvorsi­tzender Hans-Peter Rasch und der ehemalige Bundesvors­itzende Bernd Riexinger.
FOTO: EHÜ Beim Wahlkampf in Aalen (von links): der Bundestags­kandidat der Linken im Wahlkreis Aalen-Heidenheim,Tim Steckbauer, Bundestags­abgeordnet­e Gökay Akbulut, Kreisvorsi­tzender Hans-Peter Rasch und der ehemalige Bundesvors­itzende Bernd Riexinger.

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