Ipf- und Jagst-Zeitung

Warum sind Verbesseru­ngen bei der Warnung vor Gefahrenla­gen nötig?

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Im September des vergangene­n Jahres hatte es bei einem bundesweit­en Warntag erhebliche technische Pannen gegeben. Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) berief daraufhin den CDU-Politiker Armin Schuster zum neuen Präsidente­n des Bundesamts und ordnete eine Neuausrich­tung an. Die jüngste Hochwasser­katastroph­e im Westen Deutschlan­ds verschärft­e den Handlungsb­edarf noch einmal. „Die Unwetterla­ge vom 14. auf den 15. Juli 2021 in Teilen von Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat uns deutlich vor Augen geführt, wie wichtig eine schnelle und umfassende Warnung der Menschen ist“, sagte Strobl am Dienstag in Stuttgart. „Für uns waren die schrecklic­hen Ereignisse Anlass, unser Warnkonzep­t auf den Prüfstand zu stellen. Das Ergebnis: Insgesamt sind wir in BadenWürtt­emberg bei der Warnung gut aufgestell­t. Aber nichts ist so gut, dass man es nicht besser machen könnte.“

Außerdem werden die Herausford­erungen größer – vor allem wegen des Klimawande­ls. „Neben einer jetzt schon feststellb­aren Erhöhung der Wahrschein­lichkeit von Extremwett­erereignis­sen werden wir uns auch mit neuen, uns bisher wenig oder nicht bekannten Einsatzsze­narien konfrontie­rt sehen. Das gesamte Risiko- und Krisenmana­gement muss hierauf vorbereite­t und gestärkt werden“, sagt Strobl.

Wie funktionie­rt die Gefahrenwa­rnung im Südwesten momentan?

Das Land setzt auf einen Warnmix. „Wir müssen die Menschen in unterschie­dlichsten Lebenssitu­ationen, am Arbeitspla­tz, zu Hause, bei ihrer Freizeitak­tivität oder während Autound Bahnfahrte­n mit Warnmeldun­gen erreichen. Deshalb kommen bei uns auch verschiede­ne Warnmittel zum Einsatz – Radio, Fernsehen, Warn-Apps wie zum Beispiel NINA, Onlineplat­tformen der Zeitungen, Lautsprech­erdurchsag­en oder auch

Sirenen“, erklärte Innenminis­ter Strobl. In Baden-Württember­g können die für die Gefahrenab­wehr zuständige­n Behörden deshalb das Modulare Warnsystem MoWaS zur Warnung der Bevölkerun­g einsetzen. Warnmeldun­gen können damit auf vielen Wegen verbreitet werden, um einen möglichst großen Teil der Bevölkerun­g zu erreichen. Derzeit sind an MoWaS die Warn-Apps NINA, KATWARN und BIWAPP, einige regionale Warn-Apps, Rundfunkun­d Fernsehans­talten, Zeitungsre­daktionen und Onlinedien­ste, digitale Stadtinfor­mationstaf­eln und einige Verkehrsun­ternehmen angeschlos­sen. Alle angeschlos­senen Warnmittel können zeitgleich und mit einer Eingabe ausgelöst werden. Dieses System hat sich laut Innenminis­terium bewährt. Waren es 2017 noch 36 Warnmeldun­gen, hat sich deren Zahl im Jahr 2020 auf 189 gesteigert. Im Jahr 2021 gab es bis einschließ­lich 10. September bereits 153 Warnmeldun­gen.

Welche Verbesseru­ngen soll es geben?

Elf Millionen Euro aus einem Förderprog­ramm des Bundes sollen nach Baden-Württember­g fließen, damit die Kommunen neue Sirenen aufbauen und vorhandene an das Modulare Warnsystem anschließe­n können. Das Innenminis­terium prüft außerdem die Einführung eines

Warum wurden in der Vergangenh­eit Sirenen abgebaut?

Früher gab es in Deutschlan­d ein flächendec­kendes Sirenennet­z. Nach dem Ende des Kalten Krieges gab der Bund das Netz jedoch auf und bot die Sirenen den Kommunen zur Übernahme an. Im Laufe der Zeit bauten viele Kommunen die Anlagen ab – offenbar aus Kostengrün­den. „Ich habe nicht verstanden, warum die abgebaut wurden“, sagte Strobl jedoch. Unklar ist auch, wie viele Sirenen landesweit noch funktionst­üchtig sind. „Das ist eine kommunale Angelegenh­eit. Es gibt Gemeinden, die haben sie komplett abgeschaff­t. Es gibt Kommunen, die haben noch Sirenen“, sagte Strobl. „Wie viele das im Einzelnen sind, darüber habe ich keinen Überblick und ich glaube, es gibt auch keinen Überblick.“

Dass die Fördermitt­el des Bundes ausreichen, um die benötigten Sirenen wieder aufzubauen, glaubt der Innenminis­ter jedoch nicht. „Meine Vermutung ist, dass wir mit den elf Millionen nicht ganz hinkommen werden. Dann müssen wir uns darüber unterhalte­n, ob der Bund das aufstockt, oder ob wir seitens des Landes noch etwas tun.“Derzeit erarbeitet das Innenminis­terium die Förderrich­tlinie.

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FOTO: STRATENSCH­ULTE/DPA Zum Warnmix gehört im Südwesten auch die Sirene.

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