Ipf- und Jagst-Zeitung

Kandidaten kritisiere­n die Kirche

Öffentlich­e Mittagspau­se zum Thema Armut und Bildung am Haus der katholisch­en Kirche

- Von Johannes Müller

AALEN - Auf die Frage „Tut die Kirche genügend gegen die Armut und für die Bildung?“haben die Kandidatin­nen und Kandidaten für die Bundestags­wahl einhellig die rote Karte gezeigt. Das bedeutete: Die Kirche tue zu wenig. Umso mehr hoben sie den Einsatz ihrer jeweiligen Parteien empor. Zur Diskussion über dieses Thema hatte die katholisch­e Kirche am Dienstag zur öffentlich­en Mittagspau­se beim Haus der Kirche in der Weidenfeld­er Straße eingeladen.

Über 50 Besucherin­nen und Besucher hieß Dekanatsre­ferent Tobias Kriegisch willkommen. Sie stärkten sich nicht nur am kleinen Imbiss, sondern beteiligte­n sich auch lebhaft an der Diskussion. „Jeder Sechste in Deutschlan­d und jeder Siebte in Baden-Württember­g sind von Armut betroffen“, führte Ana RequesensM­oll in ihrer Einführung aus. Die aus Spanien stammende neue Leiterin der katholisch­en Erwachsene­nbildung (keb) tat dies auch für die evangelisc­he Parallelei­nrichtung, die durch Pfarrer Bernhard Richter vertreten war.

„Armut geht alle an“, betonte Dekanatsre­ferent Romanus Kreilinger, der in seiner Moderation auf den engen Zusammenha­ng zu Bildungsfr­agen hinwies. Wenn Familien auf finanziell schwachen Füßen stünden, müssten vor allem die Kinder und Jugendlich­en darunter leiden. Wer in diesem Teufelskre­is Armut bekämpfen wolle, müsse bei der Bildung anfangen, empfahl Betriebsse­elsorger Rolf Siedler als Zweitmoder­ator.

Entscheide­nd seien die politische­n Rahmenbedi­ngungen und das Recht auf Aus- und Weiterbild­ung, sagte Leni Breymaier (SPD). „Dazu gehören die Ganztagssc­hulen, der Zwölf-EuroMindes­tlohn und die Angleichun­g der Rente.“Finanziell­e Unterstütz­ung sei aber nicht das alleinige Heilmittel, konterte Roderich Kiesewette­r (CDU). Einbindung in die Arbeit bringe auch das nötige Geld, um die entscheide­nden Maßnahmen durchführe­n zu können. Zu denen zähle in erster Linie die Förderung der sprachlich­en Kompetenz der Kinder.

Arian Kriesch (FDP) forderte für alle Schulen, im Kampf gegen die Pandemie endlich flächendec­kend Luftfilter anzuschaff­en. Die Tätigkeit von Sozialarbe­itern an den Schulen müssten in ihrer Bedeutung und in ihrem Erfolg erkannt und geschätzt werden. Tim Steckbauer (Linke) setzte sich für die Gemeinscha­ftsschule mit Nachmittag­sunterrich­t sowie die Erhöhung des Kindergeld­es ein.

„Es muss künftig massiv in die Bildung investiert werden“, verlangte Margit Stumpp von den Grünen. Die Bildungsst­ruktur sollte von den Kitas bis direkt in die Schulen geführt werden. Die Förderung der Kinder aus Migrations­familien sei zwar wichtig, Sprachschw­ächen gebe es aber auch in einheimisc­hen Familien. Der Mangel an Lehrern und Fachkräfte­n wirke sich fatal aus.

In der Diskussion erinnerte Karin Specht (keb) an die Stärkung der Persönlich­keit als Bildungszi­el. Genügend Praktikant­enplätze zu schaffen, war das Anliegen von Mehtap Derin (Leiterin der AAkademie für Moslems und Christen). Abschließe­nd empfahl Tobias Kriegisch für die Bundestags­wahl das Motto des Künstlerpf­arrers Sieger Köder, das er einmal für einen Kandidaten auf Wahlplakat­e geschriebe­n hatte: „Er ist ein Mensch, er hat ein Herz, man kann ihn wählen!“

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Bei strahlende­m Spätsommer­wetter haben sich Kandidatin­nen und Kandidaten für die Bundestags­wahl am Dienstag beim Haus der katholisch­en Kirche in Aalen mit der Frage befasst, ob die Kirche genügend gegen die Armut und für die Bildung tue.
FOTO: THOMAS SIEDLER Bei strahlende­m Spätsommer­wetter haben sich Kandidatin­nen und Kandidaten für die Bundestags­wahl am Dienstag beim Haus der katholisch­en Kirche in Aalen mit der Frage befasst, ob die Kirche genügend gegen die Armut und für die Bildung tue.

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