„Narrative void“oder ein Blick auf die Lücke
Vernissage von Eva Gentner auf Schloss Kapfenburg – Geschichten von sieben „Kapfenburgfrauen“
LAUCHHEIM - Es gibt gar keine Geschichte, nur Vergangenheit, und wenn diese erzählt wird, ist es eine subjektive Darstellung. Darüber sind sich Historiker ebenso einig wie Journalisten, ja sogar Juristen. Und deswegen haben letztere festgelegt, dass auch ein Zeitungsbericht nur die Sichtweise eines Menschen widerspiegelt. Die Vernissage zu einer künstlerischen Kapfenburg-Geschichtsbetrachtung von Eva Gentner hat auch Anlass zu solchen Gedanken gegeben. Darüber hinaus haben ihre Mutmaßungen zu sieben „Kapfenburgfrauen“die Besucher zum Nachdenken über Geschichte angeregt.
Gespräche bei der anschließenden Begegnung auf einer Terrasse, mit „Malerblick“auf Lauchheim, haben einen solchen Nachklang bewirkt. Das darf durchaus als Zeichen dafür gewertet werden, dass Gentners Botschaft angekommen ist. Öffentlich hat sich zu dieser „KunstSichtweise“Akademiedirektor Moritz von Woellwarth bei seiner Einführung zur Ausstellung geäußert. Vor dem Bildnis des Deutschordensritters Johann Eustach von Westernach stehend, befand er zu diesem: „Der Betrachter kann mit diesem
Porträt bestenfalls etwas anfangen, wenn er Hintergründe kennt oder diese erklärt bekommt.“
Auch die Frage, was Kunst überhaupt sei, sprach er an und erinnerte dabei an den französischen Künstler
Marcel Duchamp. Dieser habe zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Kontroverse zum damaligen Kunstbegriff ausgelöst. Provokativer Anlass hierzu sei ein von Duchamp als „Fountain“(Brunnen) erklärtes Urinal gewesen.
Geschichtserzählung anhand von Objekten, eine mittlerweile gängige Art des 21. Jahrhunderts, ist auch der Weg, den Künstlerin Eva Gentner aus Ellwangen in ihrem Betrachten der Kapfenburg beschreitet. Bis ins achte Jahrhundert zurück ist sie dabei gegangen. Und dabei sind ihr sieben Frauengestalten aufgefallen, denen sie posthum mehr „Leben“verleihen wollte, als es die Geschichtsschreibung bislang vermochte.
So erklärte sie es beim Zitieren aus ihrer hierzu ausgelegten Broschüre. Sie trägt den Titel „Narrative void“(narrative Lücke). Mit sieben von ihr neu geschaffenen Artefakten zu den „vergessenen“Kapfenburgfrauen will sie Besucher zu einem „phantastischen Lückenschluss“motivieren.
Das Kapfenburgteam hilft dem Besucher zum Entschlüsseln. Mit einem realen Schlüssel als Zugang zu den Ausstellungsräumen und akustischen Guides zur Geschichte der Burg und ihren bislang zu wenig bedachten Frauen.