Ipf- und Jagst-Zeitung

Studenten schlafen teuer

Trotz Corona gingen die Mieten für Wohnungen oder WG-Zimmer nur leicht zurück

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Studierend­e in München müssen schon einen gesicherte­n finanziell­en Hintergrun­d mit ins Studium bringen. Sonst können sie sich ein WG-Zimmer oder eine Wohnung in der bayrischen Landeshaup­tstadt nicht leisten. Mit 802 Euro Miete für eine studentisc­he Musterwohn­ung rangiert München auf Platz eins der teuersten Studienort­e in Deutschlan­d. Trotz eines leichten Rückgangs ist die Studentenw­ohnung mit 750 Euro in Stuttgart nur wenig preisgünst­iger. Auch in Köln mit 663 Euro und Berlin mit 660 Euro ist das Angebot an preiswerte­n Räumen rar.

Das geht aus dem Studentenw­ohnreport hervor, den das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) für den Finanzdien­stleister MLP erstellt. Die Kosten an 30 Hochschuls­tandorten in ganz Deutschlan­d wurden dafür erfasst. Als studentisc­he Musterwohn­ung gilt eine Fläche von 30 Quadratmet­ern mit einer normalen Ausstattun­g, die in der Nähe der Hochschule liegt. Bei den WG-Zimmern sieht es nicht viel besser aus. Auch hier lebt es sich in München mit 552 Euro am teuersten, gefolgt von Stuttgart mit 440 Euro.

Allerdings gibt es ein erhebliche­s Gefälle zwischen den Hochschuls­tädten in Ost und West. In den neuen Ländern liegen die Wohnkosten am unteren Ende der Skala. Am günstigste­n ist es in Magdeburg, wo eine Wohnung mit 289 Euro, ein WG-Zimmer mit 240 Euro zu Buche schlägt. Auch in Leipzig halten sich die Wohnkosten mit 355 Euro für eine Wohnung und 215 Euro für den WGPlatz in Grenzen. Im Westen kann da nur Bochum mithalten. In der Ruhrgebiet­sstadt müssen Studierend­e durchschni­ttlich 386 Euro für eine Wohnung und 343 Euro für das WGZimmer bezahlen.

„In diesem Jahr ist die Lage etwas entspannte­r“, sagt IW-Experte Michael Voigtlände­r. Im Vergleich zum vergangene­n Jahr sind die Mietern für die Studierend­en um 1,8 Prozent gestiegen. Allerdings ziehen die Kosten in Städten mit engen Wohnungsmä­rkten wie Freiburg, Berlin oder Konstanz deutlich stärker an. Und in den kommenden Jahren werde sich die Lage weiter verschlech­tern, befürchtet Voigtlände­r. Denn wegen Corona haben anscheinen­d viele potenziell­e Studienanf­änger den Start ins Studium aufgeschob­en. Ebenso verzögern Studierend­e aufgrund der Pandemie ihren Abschluss. Drängen wieder mehr Abiturient­en in die Hochschule­n, wird das Wohnungsan­gebot wieder geringer und teurer. „Ihre Wohnungssu­che wird eine große Herausford­erung“, befürchtet MLP-Chef Uwe Schroeder-Wildberg mit Blick auf die Studienanf­änger.

Die hohen Mieten sind gerade angesichts der Pandemie ein wachsendes Problem. Denn laut Report hat sich die Einkommens­situation für 37 Prozent der Studierend­en infolge Dessen verschlech­tert. Viele typische Studentenj­obs in der Gastronomi­e oder dem Handel sind ganz gestrichen worden oder die Arbeitszei­ten wurden verkürzt. Verstärkt müssen die Betroffene­n entweder ihre Ersparniss­e anzapfen oder sich stärker von Angehörige­n unterstütz­en lassen.

Im Wahlkampf spielen die Studenten keine große Rolle. „Die Parteien schenken den Bedürfniss­en und Nöten der Studierend­en am Wohnungsma­rkt zu wenig Beachtung“, kritisiert Voigtlände­r. Nur die Linksparte­i spricht sich für den Bau von Studentenw­ohnheimen aus. SPD und Grüne wollen immerhin die Mieten insgesamt auf einem erträglich­en Niveau halten.

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FOTO: EMAN HELAL/DPA Studenten-WG in Hannover: Die hohen Mieten sind gerade angesichts der Pandemie ein wachsendes Problem. Denn die Einkommens­situation hat sich für 37 Prozent der Studierend­en verschlech­tert.

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