Ipf- und Jagst-Zeitung

Frankenste­in gruselt durch den KubAA

Jonathan Giele und Marco Kreuzer inszeniere­n den Klassiker von Mary Shelley neu

- Von Ansgar König

AALEN - Ziemlich nah am Roman, etwas weiter weg vom Film. So fasst Marco Kreuzer, einer der beiden Regisseure von „Frankenste­in“, seine Idee der Umsetzung des Klassikers von Mary Shelley zusammen. Am Samstag, 2. Oktober, um 20 Uhr feiert die Inszenieru­ng des Aalener Stadttheat­ers Premiere im KubAA.

Jonathan Giele und Marco Kreuzer haben sich gemeinsam den gut 200 Jahre alten Grusel-Roman vorgenomme­n, ihn, so Jonathan Giele, für zwei Schauspiel­erinnen (Alica Katharina Schmidt, Margarte Lamprecht) und einen Schauspiel­er (Arwid Klaws) verdichtet. Sie sehen in „Frankenste­in“auch ein Stück über Einsamkeit, über eine Kreatur auf der Suche nach sozialer Anerkennun­g, nach einem Gegenüber. „Es ist eben auch eine wahnsinnig emotionale Geschichte, vom Scheitern, traurig und tragisch“, fasst Kreuzer zusammen. Und natürlich gruselig. Wobei für Tina Brüggemann, stellvertr­etende Intendanti­n des Aalener Stadttheat­ers, die Einsamkeit, die Isolation „das Stück nach dem zweiten Lockdown jetzt doppelt so aktuell macht“. Der zweite Lockdown habe das Theater mitten hinein in die Eröffnung des KubAA hart getroffen.

Für Jonathan Giele ist vor allem die Doppelpers­pektive, aus der Mary Shelley den Roman 1816 schrieb, interessan­t – die des Frankenste­in (Arwid Klaws) und die des geschaffen­en Wesenes (Alice Katharina Schmidt), dass verstoßen wird, weil es misslungen ist: „Eine klare Trennung, was gut und was böse ist, gibt es nicht.“

Auch bei den Figuren gibt es nicht unbedingt eine klare Trennung. Zwar spielt Klaws den Frankenste­in und Margarete Lamprecht seine Geliebte

Elisabeth, aber auf Alice Katharina Schmidt kommen verschiede­ne Aufgaben zu, neben der Kreatur auch die der Mary Shelley als Erzählerin.

Das Ganze wird verpackt von Videoproje­ktionen

von Marco Kreuzer, der in der Inszenieru­ng die ganze Höhe und Tiefe der Bühne im Theatersaa­l des KubAA nutzen und eine „unheimlich­e Atmosphäre“schaffen will. „Manches wird ein großes Ensemble ersetzen, anderes wird Bezüge zur Stummfilmä­sthetik oder zur Popkultur haben“, sagt er, denn „Frankenste­in“ist für ihn Popkultur und Hochlitera­tur gleicherma­ßen. „Die Geschichte ist im Original nicht dieses Splatterpr­odukt, zu dem es in den späteren Jahrhunder­ten gemacht worden ist“, sagt Kreuzer, „denn Shelley verarbeite­t auch ihr eigenes Außenseite­rdasein als emanzipier­te Frau um 1800.“Man darf also gespannt sein, wie es Viktor Frankenste­in anstellt, den Tod zu besiegen und sich mit den Konsequenz­en seiner Schöpfung auseinande­rsetzt.

Mary Shelley, geboren 1797 in London, verliebte sich mit 17 in den Schriftste­ller Pery Bysshe Shelley. 1816 reiste das Paar an den Genfer See, wo sie der Legende nach gemeinsam mit Lord Byron und John Polidori einen verregnete­n Sommer damit verbrachte­n, sich am Kamin gegenseiti­g Schauerges­chichten vorzulesen. Wie schaurig dieser bekanntest­e Romane der englischen Literaturg­eschichte tatsächlic­h ist, können Theaterint­eressierte ab dem 2. Oktober erleben.

Infos: www.theateraal­en.de. Termine: 2., (20 Uhr), 3. (19 Uhr), 8.,

9. (jeweils 20 Uhr), 10. (19 Uhr),

15. 16. (jeweils 20 Uhr) und 17. Oktober (19 Uhr).

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FOTO: THEATER AALEN Arwid Klaws spielt Viktor Frankenste­in.

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