Kübler möchte länger bleiben
Der Schausteller hat eine Verlängerung für seinen Biergarten in Rosenberg beantragt
ROSENBERG - Schausteller Dietmar Kübler möchte mit seinem Biergarten gerne noch etwas länger in Rosenberg bleiben. Trotz der scharfen Kritik, die Anwohner dazu vor einigen Tagen in einem Leserbrief in unserer Zeitung geäußert hatten.
Ursprünglich sollte der Biergarten, der im Juli in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rosenberger Rathaus eröffnet worden war, nur bis zum 5. September gehen. Gemeindeverwaltung und Schausteller einigten sich dann aber auf eine Verlängerung – bis zum 26. September. Womöglich wird aber auch zu diesem Termin noch nicht Schluss sein mit dem Biergarten in Rosenberg. Denn: Dietmar Kübler würde gerne noch etwas länger im Ort bleiben – bis einschließlich 31. Oktober, wenn man es ihm erlaubt. Über einen entsprechenden Antrag des Schaustellers wird der Gemeinderat in seiner Sitzung am kommenden Montag entscheiden.
Der Ausgang der Beratung ist offen. Erst recht, nachdem sich einige Anwohner kritisch in einem Leserbrief eingelassen und den Biergarten darin als „Rummel“bezeichnet hatten. In diesem Zuge wurde unter anderem moniert, das seitdem auf öffentlichen Parkplätzen in Rosenberg „Campingbetrieb“herrsche. Außerdem wurden die rund um die Uhr laufenden Kühlaggregate als zu laut empfunden.
Im Gespräch mit unserer Zeitung hält Kübler dagegen und macht deutlich, wie wichtig eine Verlängerung für seinen Betrieb wäre. „Es geht in Rosenberg für uns nicht ums große Geld verdienen, es geht für uns ums Überleben.“Der monatelange Lockdown habe das Schaustellergewerbe schwer getroffen, sagt Kübler. Viele in der Branche hätten aufgeben müssen. Er selbst aber wolle kämpfen und sei deshalb froh darüber gewesen, als ihn die Gemeindeverwaltung und die Ellwanger Rotochsenbrauerei für die Ausrichtung eines Biergartens in Rosenberg angefragt hatten. „Das war für uns eine tolle Chance“, sagt Kübler.
Gleichwohl zeigt der Schausteller Verständnis für die Kritik der Anwohner. „Die blicken jetzt seit Wochen auf unsere Wohnwagen, wenn sie aus dem Fenster schauen.“Trotzdem bittet er um Verständnis. Zum einen, weil sein Biergarten samt Kinderkarussell gut angenommen wird – auch von vielen Rosenbergern. Zum anderen, weil er hier die Chance hat, zumindest etwas Geld zu verdienen. „Für uns war und ist dieser Biergarten wichtig, um über die Runden zu kommen“, stellt der 55-jährige Schausteller klar, der normalerweise in dieser Woche auf dem Cannstatter Wasen im Einsatz wäre, hätte man das Stuttgarter Volksfest nicht erneut wegen der Corona-Pandemie abgesagt.
Staatliche Hilfe hat Kübler für seinen Betrieb beantragt und zugesagt bekommen, nur ausgezahlt wurde das Überbrückungsgeld für die Monate Januar bis Juni bislang noch nicht. „Und jetzt haben wir schon September, das ist für uns eine richtig harte Zeit“, verdeutlicht Küblers Ehefrau Simone, die genau wie ihr Mann deshalb inständig darauf hofft, den Biergarten in Rosenberg noch etwas länger betreiben zu dürfen.
Das Ehepaar betont in diesem Zuge mit Nachdruck, dass es die Kritik von Anwohnern ernst nimmt. „Das müssen wir. Wir organisieren jedes Jahr bis zu zehn eigene große Veranstaltungen und Feste. Da ist ein gutes Miteinander mit den Nachbarn für uns oberstes Gebot“, unterstreicht Simone Kübler. Deshalb sei man auf
Schausteller Dietmar Kübler alle Wünsche und Vorgaben, die bislang von Anwohnern oder auch der Verwaltung an sie herangetragen worden sind, eingegangen. Umso erstaunter seien sie deshalb über den Leserbrief gewesen. Wie Dietmar Kübler in diesem Zuge betont, wolle er seinen Biergarten nun zusätzlich noch etwas verkleinern. Dürfe er auch noch im Oktober in Rosenberg bleiben, werde er außerdem auf jede Form von Musik verzichten, die schon jetzt nur noch sehr leise im Hintergrund läuft. Die Kühlaggregate sollen nachts abgeschaltet bleiben.
Um die Chancen auf eine Verlängerung in Rosenberg zu erhöhen, sammeln die Küblers zudem Unterstützerunterschriften für ihren Biergarten. Die erste Unterschrift auf ihrer Liste stammt pikanterweise von einer Dame, die den Biergarten in unmittelbarer Nachbarschaft ihres Wohnhauses zunächst abgelehnt hatte, jetzt aber doch ihre Zustimmung signalisiert. „Wir haben hier ja nicht nur Gegner“, sagt Dietmar
Kübler. Tatsächlich erfreue sich der Biergarten beim Rathaus, der nur freitags bis sonntags von 14 bis 22 Uhr beziehungsweise 11 bis 22 Uhr geöffnet ist, mittlerweile vieler Stammgäste. „Wir sind zu einem richtigen Treffpunkt im Ort geworden“, berichtet Kübler. Örtliche Vereine, wie etwa der Motorradclub, schauten vorbei, um hier ihre Hauptversammlung abzuhalten. Auch die Mitglieder des DRK und des Kirchengemeinderats haben laut Kübler auf den Bierbänken schon Platz genommen, um sich zu besprechen. Vor wenigen Tagen nutzte eine Hochzeitsgesellschaft den Biergarten als willkommene Fotokulisse.
„Wir fühlen uns im Ort eigentlich sehr gut aufgenommen“, sagt Kübler, der die Rosenberger so lieb gewonnen hat, dass er auch im nächsten Jahr gerne wieder kommen würde – auch wenn der Terminkalender für ihn dann voraussichtlich deutlich enger gestrickt sein wird. „Eigentlich haben wir nur im Januar und Februar frei, danach sind wir ständig auf Tour.“Trotzdem wolle er in Rosenberg ein Volksfest anbieten, vier bis zehn Tage. Und Dietmar Kübler betont an dieser Stelle mit Nachdruck: „Das wird dann auch ein richtiges Volksfest und nicht bloß ein Volksfestle.“Der Rosenberger Festplatz böte sich dafür an. Ein Event, von der Größe ähnlich wie das Frühlingsfest in Ellwangen, schwebt dem Schausteller vor. Vorausgesetzt, die Stromleitung beim Rosenberger Festplatz hält das aus. Und: „Wir kommen selbstverständlich aber nur dann, wenn wir auch erwünscht sind.“Einen möglichen Termin im kommenden Jahr kann Kübler für ein Volksfest in Rosenberg noch nicht nennen. „Es muss in unsere Reiseroute passen und wir wollen auf keinen Fall mit anderen Veranstaltungen und Festen im Ort kollidieren.“
„Es geht in Rosenberg für uns nicht ums große Geld verdienen, es geht für uns ums Überleben.“
Karl Moosbrugger den Grundstein für den Betrieb – nachdem er beim Kartenspiel ein Karussell gewonnen hatte. Mittlerweile ist mit Dietmar Kübler und seiner Frau Simone die vierte Schausteller-Generation am Start. „Wir sind Schausteller mit Leib und Seele“, sagt Kübler, der in seinem Wohnwagen laut eigener Aussage sehr viel besser schläft, als in seinem Haus in Aalen. Küblers Wunsch ist es, dass sein 13-jähriger Sohn irgendwann mit einsteigt und dann einen „hoffentlich wirtschaftlich gesunden Betrieb“übernehmen kann. (rim)