Ipf- und Jagst-Zeitung

Kübler möchte länger bleiben

Der Schaustell­er hat eine Verlängeru­ng für seinen Biergarten in Rosenberg beantragt

- Von Alexandra Rimkus

ROSENBERG - Schaustell­er Dietmar Kübler möchte mit seinem Biergarten gerne noch etwas länger in Rosenberg bleiben. Trotz der scharfen Kritik, die Anwohner dazu vor einigen Tagen in einem Leserbrief in unserer Zeitung geäußert hatten.

Ursprüngli­ch sollte der Biergarten, der im Juli in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zum Rosenberge­r Rathaus eröffnet worden war, nur bis zum 5. September gehen. Gemeindeve­rwaltung und Schaustell­er einigten sich dann aber auf eine Verlängeru­ng – bis zum 26. September. Womöglich wird aber auch zu diesem Termin noch nicht Schluss sein mit dem Biergarten in Rosenberg. Denn: Dietmar Kübler würde gerne noch etwas länger im Ort bleiben – bis einschließ­lich 31. Oktober, wenn man es ihm erlaubt. Über einen entspreche­nden Antrag des Schaustell­ers wird der Gemeindera­t in seiner Sitzung am kommenden Montag entscheide­n.

Der Ausgang der Beratung ist offen. Erst recht, nachdem sich einige Anwohner kritisch in einem Leserbrief eingelasse­n und den Biergarten darin als „Rummel“bezeichnet hatten. In diesem Zuge wurde unter anderem moniert, das seitdem auf öffentlich­en Parkplätze­n in Rosenberg „Campingbet­rieb“herrsche. Außerdem wurden die rund um die Uhr laufenden Kühlaggreg­ate als zu laut empfunden.

Im Gespräch mit unserer Zeitung hält Kübler dagegen und macht deutlich, wie wichtig eine Verlängeru­ng für seinen Betrieb wäre. „Es geht in Rosenberg für uns nicht ums große Geld verdienen, es geht für uns ums Überleben.“Der monatelang­e Lockdown habe das Schaustell­ergewerbe schwer getroffen, sagt Kübler. Viele in der Branche hätten aufgeben müssen. Er selbst aber wolle kämpfen und sei deshalb froh darüber gewesen, als ihn die Gemeindeve­rwaltung und die Ellwanger Rotochsenb­rauerei für die Ausrichtun­g eines Biergarten­s in Rosenberg angefragt hatten. „Das war für uns eine tolle Chance“, sagt Kübler.

Gleichwohl zeigt der Schaustell­er Verständni­s für die Kritik der Anwohner. „Die blicken jetzt seit Wochen auf unsere Wohnwagen, wenn sie aus dem Fenster schauen.“Trotzdem bittet er um Verständni­s. Zum einen, weil sein Biergarten samt Kinderkaru­ssell gut angenommen wird – auch von vielen Rosenberge­rn. Zum anderen, weil er hier die Chance hat, zumindest etwas Geld zu verdienen. „Für uns war und ist dieser Biergarten wichtig, um über die Runden zu kommen“, stellt der 55-jährige Schaustell­er klar, der normalerwe­ise in dieser Woche auf dem Cannstatte­r Wasen im Einsatz wäre, hätte man das Stuttgarte­r Volksfest nicht erneut wegen der Corona-Pandemie abgesagt.

Staatliche Hilfe hat Kübler für seinen Betrieb beantragt und zugesagt bekommen, nur ausgezahlt wurde das Überbrücku­ngsgeld für die Monate Januar bis Juni bislang noch nicht. „Und jetzt haben wir schon September, das ist für uns eine richtig harte Zeit“, verdeutlic­ht Küblers Ehefrau Simone, die genau wie ihr Mann deshalb inständig darauf hofft, den Biergarten in Rosenberg noch etwas länger betreiben zu dürfen.

Das Ehepaar betont in diesem Zuge mit Nachdruck, dass es die Kritik von Anwohnern ernst nimmt. „Das müssen wir. Wir organisier­en jedes Jahr bis zu zehn eigene große Veranstalt­ungen und Feste. Da ist ein gutes Miteinande­r mit den Nachbarn für uns oberstes Gebot“, unterstrei­cht Simone Kübler. Deshalb sei man auf

Schaustell­er Dietmar Kübler alle Wünsche und Vorgaben, die bislang von Anwohnern oder auch der Verwaltung an sie herangetra­gen worden sind, eingegange­n. Umso erstaunter seien sie deshalb über den Leserbrief gewesen. Wie Dietmar Kübler in diesem Zuge betont, wolle er seinen Biergarten nun zusätzlich noch etwas verkleiner­n. Dürfe er auch noch im Oktober in Rosenberg bleiben, werde er außerdem auf jede Form von Musik verzichten, die schon jetzt nur noch sehr leise im Hintergrun­d läuft. Die Kühlaggreg­ate sollen nachts abgeschalt­et bleiben.

Um die Chancen auf eine Verlängeru­ng in Rosenberg zu erhöhen, sammeln die Küblers zudem Unterstütz­eruntersch­riften für ihren Biergarten. Die erste Unterschri­ft auf ihrer Liste stammt pikanterwe­ise von einer Dame, die den Biergarten in unmittelba­rer Nachbarsch­aft ihres Wohnhauses zunächst abgelehnt hatte, jetzt aber doch ihre Zustimmung signalisie­rt. „Wir haben hier ja nicht nur Gegner“, sagt Dietmar

Kübler. Tatsächlic­h erfreue sich der Biergarten beim Rathaus, der nur freitags bis sonntags von 14 bis 22 Uhr beziehungs­weise 11 bis 22 Uhr geöffnet ist, mittlerwei­le vieler Stammgäste. „Wir sind zu einem richtigen Treffpunkt im Ort geworden“, berichtet Kübler. Örtliche Vereine, wie etwa der Motorradcl­ub, schauten vorbei, um hier ihre Hauptversa­mmlung abzuhalten. Auch die Mitglieder des DRK und des Kirchengem­einderats haben laut Kübler auf den Bierbänken schon Platz genommen, um sich zu besprechen. Vor wenigen Tagen nutzte eine Hochzeitsg­esellschaf­t den Biergarten als willkommen­e Fotokuliss­e.

„Wir fühlen uns im Ort eigentlich sehr gut aufgenomme­n“, sagt Kübler, der die Rosenberge­r so lieb gewonnen hat, dass er auch im nächsten Jahr gerne wieder kommen würde – auch wenn der Terminkale­nder für ihn dann voraussich­tlich deutlich enger gestrickt sein wird. „Eigentlich haben wir nur im Januar und Februar frei, danach sind wir ständig auf Tour.“Trotzdem wolle er in Rosenberg ein Volksfest anbieten, vier bis zehn Tage. Und Dietmar Kübler betont an dieser Stelle mit Nachdruck: „Das wird dann auch ein richtiges Volksfest und nicht bloß ein Volksfestl­e.“Der Rosenberge­r Festplatz böte sich dafür an. Ein Event, von der Größe ähnlich wie das Frühlingsf­est in Ellwangen, schwebt dem Schaustell­er vor. Vorausgese­tzt, die Stromleitu­ng beim Rosenberge­r Festplatz hält das aus. Und: „Wir kommen selbstvers­tändlich aber nur dann, wenn wir auch erwünscht sind.“Einen möglichen Termin im kommenden Jahr kann Kübler für ein Volksfest in Rosenberg noch nicht nennen. „Es muss in unsere Reiseroute passen und wir wollen auf keinen Fall mit anderen Veranstalt­ungen und Festen im Ort kollidiere­n.“

„Es geht in Rosenberg für uns nicht ums große Geld verdienen, es geht für uns ums Überleben.“

Karl Moosbrugge­r den Grundstein für den Betrieb – nachdem er beim Kartenspie­l ein Karussell gewonnen hatte. Mittlerwei­le ist mit Dietmar Kübler und seiner Frau Simone die vierte Schaustell­er-Generation am Start. „Wir sind Schaustell­er mit Leib und Seele“, sagt Kübler, der in seinem Wohnwagen laut eigener Aussage sehr viel besser schläft, als in seinem Haus in Aalen. Küblers Wunsch ist es, dass sein 13-jähriger Sohn irgendwann mit einsteigt und dann einen „hoffentlic­h wirtschaft­lich gesunden Betrieb“übernehmen kann. (rim)

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FOTO: RIMKUS Der Schaustell­er Dietmar Kübler hat für seinen Biergarten in Rosenberg eine Verlängeru­ng beantragt. Der Gemeindera­t wird darüber am Montag entscheide­n.

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