Eine eher ideelle Kandidatur
Jan-Hendrik Czada sieht nach wie vor viele Vorbehalte gegenüber der AfD
KIRCHHEIM/AALEN - Der Bundestagskandidat für die AfD im Wahlkreis Aalen-Heidenheim heißt JanHendrik Czada. An den großen Erfolg glaubt er kurz vor der anstehenden Wahl nicht, wie er offen zugibt: „Ich stelle mich nicht darauf ein, ein Wahlkreis-Mandat zu bekommen. Für mich ist es aber eine ideelle Kandidatur. Ich möchte mich zur Wahl stellen, um mich einzubringen.“Er sollte ein Näschen dafür haben. Der Kirchheimer ist Diplom-Politologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Deutschen Bundestag. Vor allem im September sei es noch einmal über ihn hereingebrochen, eine Veranstaltung jagte die nächste, dazu die Infostände oder das Nachplakatieren sowie Haustürbesuche.
Die AfD sieht er noch weit davon entfernt, in der Bundesrepublik – und auch in den einzelnen Regionen – anerkannt zu sein, wobei: Am Mittwoch ist er mit seinem Stand auf dem Aalener Wochenmarkt gewesen, hat sich mit einigen Menschen unterhalten und reichlich Flyer verteilt.
„Heute läuft es echt ganz gut“, sagt er zufrieden. „Hier in Aalen und Ellwangen ist es mit der mangelnden Akzeptanz noch nicht ganz so schlimm. In Gmünd müssen sie mehr kämpfen. Ein guter Freund von mir, Vadim Derksen, kandidiert für die AfD in Berlin-Mahlsdorf. Dem haben sie sein Auto vor seinem eigenen Haus angezündet. Da macht man sich dann schon seine Gedanken“, sagt Czada.
Ohnehin sei die Form der Abwehr gegen die AfD in größeren Städten eine größere. Es gebe laut Czada einfach viel zu viele vorgefertigte Meinungen zu seiner Partei. „Es ist nicht einfacher geworden. Ich habe sogar den Eindruck, dass es immer schwieriger für uns wird, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.“
Und wenn die Gespräche stattfinden, dann merke er auch in diesen gewisse Vorbehalte. Die Stammwähler blieben der Partei zwar treu, neue Wähler aber seien Mangelware. Zu einigen Wahlkampfveranstaltungen im Vorfeld sei er nicht eingeladen worden, sagt aber. „Nehmen wir die Gewerkschaften oder die Kirche als Beispiel. Wenn die uns einladen würden, dann hätten sie hinterher nur Theater, einen riesigen Shitstorm – und dem möchten sie aus dem Weg gehen, was ich verstehe. Dem Demokratiegedanken entspricht dies natürlich nicht, das ist aber eher ein gesellschaftliches Problem“, sagt der 40-Jährige.
Sowohl die Grünen, die SPD als auch die CDU – eine dieser drei Parteien wird schließlich den Kanzler beziehungsweise die Kanzlerin stellen – schlossen bereits Koalitionsgespräche mit seiner Partei aus. Czada aber sieht durchaus Möglichkeiten von Koalitionen mit der AfD. „Aus meiner Sicht würde dem nichts im Wege stehen dort, wo auch Mehrheitsbildungen möglich sind, um linke Mehrheiten, beispielsweise rotrot-grün, zu verhindern.“Da die Bereitschaft jedoch fehle, befürchte er, dass es „aus politischer Sicht noch schlimmer“werde als ohnehin.
In den Kernthemen der Parteien klaffen die Lücken zu weit auseinander, das weiß auch Czada. Stichwort Klimaneutralität, was die meisten Parteien in Angriff nehmen möchte, sagt er: „Das wird zu einer Energieerzeugungskrise und damit dann zu einer Wirtschaftskrise führen. Die Elektromobilität wird zu einseitig gefördert, bei Kohle und Kernkraft steigen wir aus, gleichzeitig aber wird mehr Strom benötigt werden in Zukunft – das kann doch gar nicht funktionieren.“
Zur Impfkampagne und den entsprechenden Maßnahmen sagt er: „Da haben wir den Pfad der Vernunft verlassen. Wir haben einen Notstand ohne Notlage“. Er selbst sei nicht geimpft. „Ich hatte Corona, weiß, wie es sich anfühlt. Dass ich künftig beim Nichtimpfen vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden soll, sehe ich nicht ein.“Den Schutz der Risikogruppen habe er unterstützt, anders dagegen das Impfen der Kinder, was auf den Weg gebracht werden soll. Czada stellt klar, dass dies seine Meinung sei, er kenne auch viele AfD-Kollegen sowie Wähler, die sich haben impfen lassen. „Das muss jeder für sich entscheiden. Es darf aber nicht die Impfpflicht durch die Hintertür geben.“