Entscheiden Sie mit!
Gleich auf welcher Ebene: Wer von den Kandidatinnen und Kandidaten in den letzten Stunden vor der Entscheidung entspannte Lässigkeit suggerieren möchte, die oder der liegt falsch. Niemand nimmt bei dieser spannenden Bundestagswahl jemandem ab, dass er mit einem Kaltgetränk in der Hand in aller Ruhe den ersten Hochrechnungen entgegensieht. Das gilt im Übrigen auch für die Meinungsforscher. Sollte sich das Ergebnis in entscheidenden Bereichen von den Prognosen unterscheiden, dann haben sie, aber auch wir Journalisten, ein Problem. In den Vorhersagen gab es in den vergangenen Monaten ein Auf und Ab, das mit tiefschürfenden Analysen verbunden wurde, warum jetzt das eine oder andere eintreten werde.
Genug gewartet, an diesem Sonntag werden wir zumindest wissen, wer auf den ersten Blick als Sieger über die Ziellinie gehen wird. Ob es dann für die Regierungsbildung reicht, das werden die Verhandlungen unter den demokratischen Parteien zeigen. Denn mit hoher Wahrscheinlichkeit sind unterschiedlichste Koalitionen möglich und auch denkbar. Ganz am Ende eines Wahlkampfes liegt die Nabelschau nahe. Da werden Probleme, die viele Staaten gerne hätten, zu beinahe unüberwindlichen Herausforderungen zugespitzt. Doch eines sollte klar sein, weder eine Ampel noch eine Jamaika-Koalition oder – was SPD und Union derzeit fast empört in das Reich der Fabeln verweisen – selbst die Fortsetzung der Großen Koalition wäre nicht gleichbedeutend mit dem Untergang des Vaterlandes.
Unsere Nachbarn und Partner in Europa hingegen erwarten eine schnelle Regierungsbildung und eine dann verlässliche Politik. Denn die Bundesrepublik und die globalen Probleme sind zu groß für kühne Experimente oder für eine sich nur um sich selbst drehende Nation. Auch über die Wahlbeteiligung wird spekuliert. Noch Anfang des Sommers wurde wegen der Corona-Pandemie eine niedrige Mitwirkung prognostiziert, jetzt rechnen viele mit vollen Wahllokalen und zahlreichen Briefwählern. Dennoch zählt jede Stimme. Gehen Sie wählen und entscheiden Sie mit!