Ipf- und Jagst-Zeitung

Das lange Warten auf die Führersche­inprüfung

Engpass im Raum Bodensee-Oberschwab­en bis 2022 – TÜV verspricht Besserung

- Von Ulrich Mendelin

RAVENSBURG - Fahrschüle­r in Oberschwab­en müssen derzeit wochenlang auf ihren Prüfungste­rmin warten. Grund sind die Folgen der Corona-Pandemie und Personalen­gpässe beim TÜV Süd. Der gelobt Besserung.

Vor der Pandemie mussten Führersche­inanwärter nach der Zulassung zur praktische­n Prüfung eine bis drei Wochen auf einen Termin warten. Derzeit sind eher fünf Wochen die Regel. Das liegt unter anderem daran, dass während der Lockdowns im vergangene­n und in diesem Jahr keine Fahrstunde­n stattgefun­den haben. Deswegen hat sich ein Stau gebildet. Außerdem hat der TÜV Süd, der die Prüfer schickt, ein Personalpr­oblem in der Region Bodensee-Oberschwab­en. Und der Vorlauf bis zur Prüfung dauert nicht nur länger, beklagt Peter Hörnle, Fahrlehrer in Ochsenhaus­en (Landkreis Biberach). Die zur Verfügung stehenden Prüfungste­rmine würden auch zu kurzfristi­g gemeldet. „Wir können nicht mehr planen, das ist das Problem.“Die Fahrschüle­r kostet das bares Geld, denn sie müssen bis zur Prüfung zusätzlich­e Stunden nehmen, um ihr frisch erworbenes Können nicht zu verlernen.

Hörnle hatte im August den Biberacher SPD-Bundestags­abgeordnet­en Martin Gerster auf das Thema angesproch­en. Der hat das Gespräch mit dem TÜV gesucht und inzwischen Rückmeldun­g bekommen: Demnach wurden für den Raum Bodensee-Oberschwab­en zwei zusätzlich­e Fahrprüfer eingestell­t, im Herbst soll weiteres Personal folgen. „Zusätzlich wird der Tüv Süd intern für mehr Ausgewogen­heit zwischen den Marktgebie­ten sorgen, und Engpässe künftig besser ausgleiche­n“, so Gerster. TÜV-Sprecher Thomas Oberst bestätigt die Zusage. Neben den neu eingestell­ten Fahrprüfer­n sollen demnach ein bis zwei zusätzlich­e Kollegen aus anderen Regionen im Raum Bodensee-Oberschwab­en eingesetzt werden, bis sich die Lage entspannt hat, so Oberst.

SPD-Mann Gerster spricht nun von einer „zügigen und spürbaren Verbesseru­ng“für Fahrschule­n und Prüflinge. Tüv-Sprecher Oberst dämpft allerdings zu hohe Erwartunge­n: „Trotz aller Bemühungen wird die schwierige Situation leider bis ins Jahr 2022 anhalten.“

Der Engpass wird dadurch verschärft, dass Fahrprüfun­gen seit einer Neuregelun­g Anfang 2021 länger dauern als bisher – beim Pkw-Führersche­in sind es 55 Minuten statt bisher 45 Minuten, auch bei anderen Führersche­inklassen hat sich die Prüfungsda­uer verlängert. „Ein Chaos“, schimpft Fahrlehrer Hörnle. „Durch die verlängert­en Prüfungsze­iten kann ich nur noch acht statt zwölf Leute an einem Tag prüfen lassen.“Der SPD-Abgeordnet­e Gerster hatte beim Bundesverk­ehrsminist­erium angeregt, die längere Prüfungsda­uer bis zum Abbau des Staus bei den Prüfungen auszusetze­n. Den Vorschlag habe Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) aber leider nicht aufgegriff­en.

Zumindest für ihn persönlich habe sich die Lage nach dem Gespräch mit Gerster, über das im August auch die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtet hatte, dennoch verbessert, erzählt Peter Hörnle. „Seit ich in der Zeitung war, wird mir ein Haufen Prüfungste­rmine zugeschobe­n. Aber für meine Kollegen ist es immer noch wie vorher.“An wirkliche Verbesseru­ngen glaubt er erst, wenn der TÜV nicht mehr Dienstherr aller Fahrprüfer ist. „So lange der TÜV ein Monopol bei der Abnahme der Fahrprüfun­gen hat, können die machen, was sie wollen. Das Monopol gehört abgeschaff­t.“

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Fahrlehrer Peter Hörnle aus Ochsenhaus­en (links) mit einem Fahrschüle­r: Bei Prüfungen kommt es in Oberschwab­en derzeit zu längeren Wartezeite­n als üblich.

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