Ipf- und Jagst-Zeitung

Triumphmar­sch zum Abschied

Große Feier für den scheidende­n OB Thilo Rentschler – Redner würdigen seine enormen Leistungen für Aalen

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Auf die Klänge des Triumphmar­sches aus „Aida“von Bläsern der SHW-Bergkapell­e sind Thilo Rentschler und seine Frau Brigitte am Freitagabe­nd von den „Lästermäul­ern“der Aalener Fastnachts­zunft durch den Saal der Aalener Stadthalle geleitet worden, begleitet von wichtigen Persönlich­keiten aus der Stadtgesch­ichte. Der fröhlich-erhabene Umzug war Ende und Höhepunkt einer ebenso fröhlichen und gehaltvoll­en, bisweilen aber auch ein wenig wehmütigen Abschiedsf­eier für den scheidende­n Oberbürger­meister. Und die Gäste dankten Thilo und Brigitte Rentschler dabei mit lang anhaltende­m Beifall im Stehen. „Glück Auf, wir sehen uns wieder“, rief Rentschler ihnen zu.

Dass Thilo Rentschler ein großes Herz für die Stadt und die Kultur gleicherma­ßen hat, daran ließ der Rahmen der Feier keinen Zweifel: Das Blasorches­ter der Aalener Musikschul­e begrüßte die Gäste vor der Stadthalle, das rund zweistündi­ge Abschiedsp­rogramm bereichert­e der Pianist Elias Opferkuch auf höchstem Niveau und die „Lästermäul­er“Suse Behringer, Petra Kraft, Heidi Luley, Ursula Hinz und Uta Rudolph mit der 92-jährigen Gisela Baumgärtne­r am Piano ernteten für ihren Auftritt frenetisch­en Beifall. „Mir send traurig“und „Dia Zeit mit Dir war schee“bekannten sie am Ende, nachdem sie dem „Turbo-Thilo“zuvor aber auch noch einmal die Leviten gelesen hatten. „Ka’sch net a weng omgänglich sei ond net so radikal?“, musste der sich fragen lassen und natürlich: „Thilo, wärom bisch Du au emmr so schnell?“Schließlic­h durften sich Thilo und Brigitte Rentschler über jenes Bild des Wasseralfi­nger Künstlers Eckard Scheiderer mit dem Titel „Feuer und Eis“freuen, das nun fast acht Jahre lang im Amtszimmer des OB genau gegenüber von Rentschler­s Schreibtis­ch hing. Erster

Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle überreicht­e es als Abschiedsg­eschenk der Stadt.

Steidle oblag es auch, die Gäste, darunter viele Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Sport, Kultur, von den Kirchen und aus zahlreiche­n anderen Bereichen der Stadtgesel­lschaft, zu begrüßen. Mit außergewöh­nlichem Einsatz, so Steidle, habe Rentschler acht Jahre lang die Geschicke der Stadt gelenkt. Begegnung und Austausch seien ihm dabei ganz wichtige Grundlagen gewesen. Und in seinen Dankeswort­en „in Namen des Großkonzer­ns Stadt“an späterer Stelle verriet Steidle, Rentschler habe in diesen Jacht Jahren genau 2151 Aalener Spionle offiziell verschenkt. Drei Spionle gab es daher für Rentschler­s Kinder Maren, Johanna und Christoph, Fellbacher Wein und Blumen für Thilo und Brigitte Rentschler, die als Team stets großartig zusammenge­wirkt hätten, wie Steidle sagte.

Der Stuttgarte­r Regierungs­präsident Wolfgang Reimer bekannte in seiner Abschiedsr­ede, er habe überhaupt nicht damit gerechten, dass Rentschler nicht mehr kandidiere­n werde. Schließlic­h sei er einer, der auf allen Ebenen der Kommunalpo­litik „Vollgas gibt“. Er bescheinig­te dem scheidende­n OB: „Hinter fast alle 2013 formuliert­en Ziele für die Amtszeit von Thilo Rentschler kann man einen Haken setzen.“Er habe die Schulden der Stadt und den Investitio­nsstau gleicherma­ßen abgebaut und dafür eine Menge an Investitio­nen umgesetzt. Reimer listete Limesmuseu­m und Kulturbahn­hof,

Hochschule, Radwege, Straßen- und Schienenve­rkehr sowie das Stadtoval auf und bescheinig­te Aalen, seit 2013 bei Bildung und Betreuung einen unheimlich­en Sprung nach vorne gemacht zu haben. Reimer nannte aber auch die Förderung der Wirtschaft und des Wohnraumba­us, wo die Stadt unter Rentschler­s Führung vorbildhaf­t vorgegange­n sei. „Wir sind ja viel aus dem Gemeindera­t angefragt worden“, sagte Reimer ein wenig schmunzeln­d weiter, „mit dem Gemeindera­t hat’s halt nicht immer so geklappt“. Rentschler jedenfalls habe in erhebliche­m Maße zum Wohle der Menschen in der Stadt Aalen beigetrage­n.

In Namen des Gemeindera­ts bescheinig­te der Vorsitzend­e der Grünen-Fraktion, Michael Fleischer, Rentschler ebenfalls einen unermüdlic­hen Einsatz für die Stadt oft bis in die Nacht hinein. Bereits 2013 sei klar gewesen: Rentschler habe glasklare Vorstellun­gen, er wolle und werde gestalten. Es sei aber auch klar gewesen, wer eine abweichend­e Meinung habe, der werde es nicht leicht haben. „Der Turbo zündete vom ersten Tag an“, so Fleischer, der mit Kulturbahn­hof, Komibad, Bahnhalt West, Ganztagssc­hulen und dem Hochschula­usbau ebenfalls eine ganze Reihe an Projekten aus Rentschler­s Amtszeit auflistete. Schließlic­h attestiert­e er dem scheidende­n OB, er könne Informatio­nen und Sachverhal­te wie ein Schwamm aufsaugen. „Darum habe ich Sie manchmal beneidet“, bekannte Fleischer.

„Ein bisschen Führung gibt es nicht“, sagte Dekan Ralf Drescher, der sein Grußwort im Namen der christlich­en Kirchen in Aalen sprach. Kein Mensch sei diesem Satz so gerecht geworden wie Thilo Rentschler – mutig, streitbar, entschloss­en, konsequent und mit einer Gestaltung­skraft, die ihresgleic­hen suche. Den Kirchen, so Drescher, sei Rentschler dabei stets ein höchst interessie­rter Partner auf Augenhöhe gewesen.

Hochschulr­ektor Gerhard Schneider attestiert­e Rentschler einen ausgesproc­henen „Hang zum Tor“. Er habe wesentlich­e Ideen, Geschwindi­gkeit und Gestaltung in die Entwicklun­g der Hochschule eingebrach­t, habe dabei mit Leidenscha­ft geführt und gekämpft. Die Buchstaben von Rentschler­s neuer Wirkungsst­ätte, der IHK, münzte Schneider kurzerhand um: Rentschler werde dort ganz sicher zum „Innovation­shauptkümm­erer“werden.

Im Namen der Aalener Wirtschaft sagte Firmenchef Wolfgang Palm, die acht Jahre unter Thilo Rentschler seien für Aalen die mit Abstand erfolgreic­hsten und dynamischs­ten gewesen. „Wer sich allerdings in der Lethargie wohlfühlte, musste sich überholt vorkommen“, so Palm weiter. Rentscher sei äußerst fleißig, ein geschickte­r Taktiker und habe einen extrem ausgeprägt­en Blick auf Arbeitsplä­tze und wirtschaft­liche Prosperitä­t.

Am Ende bekannte Thilo Rentschler, „ich bin’s gar nicht gewohnt, so lange zuhören zu dürfen“. Und er versprach, er werde nicht übermütig werden, sondern mit Demut und Respekt an künftige Aufgaben herangehen. In seinen Abschiedsw­orten spann er einen weiten Bogen von den Werten der Demokratie und der kommunalen Selbstverw­altung bis hin zu seinen acht Jahren in Aalen. Macht, so sagte er, werde stets nur auf Zeit verliehen, und am Ende müsse immer einer entscheide­n. Seinem Nachfolger Frederick Brütting übergebe er im Rathaus, bei den Stadtwerke­n und der städtische­n Wohnungsba­u eine großartige und leistungsf­ähige Mannschaft. Rentschler mahnte, nichts zu tun führe zum Stillstand und nicht zum Erfolg, und Aalen könne nur prosperier­en, wenn es der Region gutgehe und umgekehrt. Schließlic­h verneigte er sich mit großem Dank vor seiner Frau Brigitte und seiner Familie, die ihn nicht nur ertragen, sondern auch ausgehalte­n und getragen hätten.

„Hinter fast alle 2013 formuliert­en Ziele für die Amtszeit von Thilo Rentschler kann man einen Haken setzen.“

Regierungs­präsident Wolfgang Reimer.

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FOTOS: THOMAS SIEDLER Ein Triumphmar­sch zum Abschied: Die „Lästermäul­er“und die Bläser der SHW-Bergkapell­e nehmen Thilo und Brigitte Rentschler mit auf eine Abschiedst­our durch den Saal der Stadthalle.
 ?? ?? „Dia Zeit mit Dir war schee“sangen die „Lästermäul­er“der Aalener Fastnachts­zunft und zückten zum Abschied die Taschentüc­her.
„Dia Zeit mit Dir war schee“sangen die „Lästermäul­er“der Aalener Fastnachts­zunft und zückten zum Abschied die Taschentüc­her.
 ?? ?? Regierungs­präsident Wolfgang Reimer würdigte bei seiner Ansprache Rentschler­s Leistungen für die Stadt Aalen.
Regierungs­präsident Wolfgang Reimer würdigte bei seiner Ansprache Rentschler­s Leistungen für die Stadt Aalen.
 ?? ?? Im Foyer der Stadthalle begrüßten Thilo und Brigitte Rentschler die Gäste, hier den ehemaligen Aalener Wirtschaft­sförderer Wolfgang Weiß.
Im Foyer der Stadthalle begrüßten Thilo und Brigitte Rentschler die Gäste, hier den ehemaligen Aalener Wirtschaft­sförderer Wolfgang Weiß.

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