Aalen braucht vierten Kreißsaal
Ostalb-Klinikum verzeichnet bei Geburten regelrechten Boom
AALEN - Die Gynäkologie am OstalbKlinikum in Aalen braucht dringend einen vierten Kreißsaal. Der Grund: Die Zahl der Geburten ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen. Bis Ende diesen Jahres wird mit 2000 Geburten binnen zwölf Monaten gerechnet, während es früher etwas mehr als 1000 waren. Diese Steigerung der Zahlen ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass mehr Ostälblerinnen in Aalen entbinden. Vor allem aus dem Ries, aber auch aus umliegenden Landkreisen kämen mehr Frauen nach Aalen, um hier ihr Kind zur Welt zu bringen. Dies hat Thomas Schneider vom Vorstand der Kliniken in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Verwaltungsrats mitgeteilt.
Die Zahl der Geburten steigt seit Jahren, sagte Schneider im Gremium. Kamen 2015 noch 1350 Kinder im Aalener Klinikum auf die Welt, so waren es im vergangenen Jahr bereits 1750. Bis Ende 2021 rechne man mit 2000. Die Kapazität der drei Kreißsäle liege aber bei etwa 1350 Geburten im Jahr, so dass man seit geraumer Zeit mit Engpässen zu kämpfen habe.
So müsse man Patientinnen abweisen, weil eine adäquate Versorgung nicht gewährleistet werden könne. Man habe Familienzimmer aufgelöst und Partner auch während der Nacht nach Hause geschickt. Damit habe man zwar eine qualitativ gute Versorgung sichergestellt, dies habe aber auch zu Unzufriedenheit bei den Patientinnen geführt und einen großen logistischen Mehraufwand erfordert. Zudem verkürze man die Liegezeit von Patientinnen, optimiere Prozesse bei ambulanten Patientinnen und habe Büros von Hebammen und Ärzten zugunsten von Überwachungszimmern aufgelöst.
Im Zentral-OP erfolgen Schneider zufolge planbare Entbindungen per Kaiserschnitt, so genannte elektive Sectionen. Deren Anteil an der Gesamtzahl der Geburten bezifferte er mit 30 Prozent beziehungsweise über 600 Geburten. Dies alles aber verstärke den Engpass im Zentral-OP. Hier drohe eine Überlastung. Ausweg: Der Not-Sectio-OP soll in einen vollwertigen elektiven Sectio-OP umgewandelt werden, was den Zentral-OP entlasten würde. Außerdem soll ein vierter Kreißsaal eingerichtet werden, der an die drei bestehenden Kreißsäle angebunden wird. Für diese baulichen Maßnahmen wird mit Kosten von 650 000 Euro kalkuliert. Bis Herbst kommenden Jahres sollen die Maßnahmen umgesetzt sein.
Im Verwaltungsrat stießen die Erweiterungspläne durchweg auf Zustimmung. Man müsse jetzt richtig Gas geben, forderte etwa Herbert Witzany (Freie Wähler), der zudem darauf hinwies, dass gerade aus dem Ries viele Frauen gerne nach Aalen kämen, um hier zu entbinden. „Ein neuer Kreißsaal ist mehr als berechtigt!“Dass mehr Frauen aus dem bayrischen Raum nach Aalen kommen, bestätigte Schneider. Dies liege daran, dass die Kliniken im Ostalbkreis einen guten Ruf hätten. Er unterstrich, man wolle wie bisher Qualität bieten. Dass heuer mit rund 2000 Geburten gerechnet werde, könne an einem Corona-Effekt liegen. Dennoch sei auch generell der Bedarf an einem weiteren Kreißsaal gegeben.