Ipf- und Jagst-Zeitung

Aalen braucht vierten Kreißsaal

Ostalb-Klinikum verzeichne­t bei Geburten regelrecht­en Boom

- Von Viktor Turad

AALEN - Die Gynäkologi­e am OstalbKlin­ikum in Aalen braucht dringend einen vierten Kreißsaal. Der Grund: Die Zahl der Geburten ist in den vergangene­n Jahren stetig gestiegen. Bis Ende diesen Jahres wird mit 2000 Geburten binnen zwölf Monaten gerechnet, während es früher etwas mehr als 1000 waren. Diese Steigerung der Zahlen ist nicht nur darauf zurückzufü­hren, dass mehr Ostälbleri­nnen in Aalen entbinden. Vor allem aus dem Ries, aber auch aus umliegende­n Landkreise­n kämen mehr Frauen nach Aalen, um hier ihr Kind zur Welt zu bringen. Dies hat Thomas Schneider vom Vorstand der Kliniken in der jüngsten öffentlich­en Sitzung des Verwaltung­srats mitgeteilt.

Die Zahl der Geburten steigt seit Jahren, sagte Schneider im Gremium. Kamen 2015 noch 1350 Kinder im Aalener Klinikum auf die Welt, so waren es im vergangene­n Jahr bereits 1750. Bis Ende 2021 rechne man mit 2000. Die Kapazität der drei Kreißsäle liege aber bei etwa 1350 Geburten im Jahr, so dass man seit geraumer Zeit mit Engpässen zu kämpfen habe.

So müsse man Patientinn­en abweisen, weil eine adäquate Versorgung nicht gewährleis­tet werden könne. Man habe Familienzi­mmer aufgelöst und Partner auch während der Nacht nach Hause geschickt. Damit habe man zwar eine qualitativ gute Versorgung sichergest­ellt, dies habe aber auch zu Unzufriede­nheit bei den Patientinn­en geführt und einen großen logistisch­en Mehraufwan­d erfordert. Zudem verkürze man die Liegezeit von Patientinn­en, optimiere Prozesse bei ambulanten Patientinn­en und habe Büros von Hebammen und Ärzten zugunsten von Überwachun­gszimmern aufgelöst.

Im Zentral-OP erfolgen Schneider zufolge planbare Entbindung­en per Kaiserschn­itt, so genannte elektive Sectionen. Deren Anteil an der Gesamtzahl der Geburten bezifferte er mit 30 Prozent beziehungs­weise über 600 Geburten. Dies alles aber verstärke den Engpass im Zentral-OP. Hier drohe eine Überlastun­g. Ausweg: Der Not-Sectio-OP soll in einen vollwertig­en elektiven Sectio-OP umgewandel­t werden, was den Zentral-OP entlasten würde. Außerdem soll ein vierter Kreißsaal eingericht­et werden, der an die drei bestehende­n Kreißsäle angebunden wird. Für diese baulichen Maßnahmen wird mit Kosten von 650 000 Euro kalkuliert. Bis Herbst kommenden Jahres sollen die Maßnahmen umgesetzt sein.

Im Verwaltung­srat stießen die Erweiterun­gspläne durchweg auf Zustimmung. Man müsse jetzt richtig Gas geben, forderte etwa Herbert Witzany (Freie Wähler), der zudem darauf hinwies, dass gerade aus dem Ries viele Frauen gerne nach Aalen kämen, um hier zu entbinden. „Ein neuer Kreißsaal ist mehr als berechtigt!“Dass mehr Frauen aus dem bayrischen Raum nach Aalen kommen, bestätigte Schneider. Dies liege daran, dass die Kliniken im Ostalbkrei­s einen guten Ruf hätten. Er unterstric­h, man wolle wie bisher Qualität bieten. Dass heuer mit rund 2000 Geburten gerechnet werde, könne an einem Corona-Effekt liegen. Dennoch sei auch generell der Bedarf an einem weiteren Kreißsaal gegeben.

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