Fast Erster
2:1 – Heidenheim gewinnt gegen Darmstadt 98 ein unterhaltsames Spiel in der 2. Liga
HEIDENHEIM - Es war einer dieser besonderen Fußballabende, an denen man den Fans hinterher zurufen könnte: Schneidet Euch die Tabelle aus! Schon vor dem Spiel ist es ein Gesprächsthema gewesen, und je näher man dem Spieltag und dem Stadion kam, wurde es greifbarer. Der 1. FC Heidenheim könnte mit einem Sieg im Heimspiel gegen Darmstadt 98 die Tabellenführung in der 2. Fußball-Bundesliga übernehmen – zumindest erst einmal über Nacht. Da lässt es sich schon einmal gut schlafen. Allerdings hätte da Jahn Regensburg mitspielen müssen, oder eher nicht, die Oberpfälzer hatten auch ihre Aktien im Tabellen-Spiel beim Heimauftritt gegen Aue. Heidenheim gewann mit 2:1 (1:0) – aber Regensburg mit 3:2 (2:0).
Das Szenario Tabellenführer erhielt aus Heidenheimer Sicht nach sieben Minuten einen Knacks, denn da führten die Regensburger schon gegen ihre Gäste. Der FCH hätte schon zurückliegen können, denn ihren Gästen aus dem Hessischen gehörte die erste Szene bei dem unterhaltsamen Freitagabendspiel in der Voith-Arena.
Darmstadt spielte über Fabian Holland schnell in die Spitze, dort lauert bei den Lilien neben Phillip Tietz und Luca Pfeiffer auch Tobias Kempe, der suchte den Abschluss, doch FCH-Torwart Kevin Müller reagiert gleich mal glänzend. Ein schnelles Spiel in die Spitze – das macht Spaß und das gab es in der Folge auf beiden Seiten öfter zu sehen. Mit langweiligem Mittelfeldgeplänkel hielten sich die Mannschaften nicht auf, die spielerischen Vorteile besaß Heidenheim.
Einen Mann mit Zug zum Tor kann man manchmal nur per Foul halten und der heißt Tim Kleindienst. Als sich Heidenheims TopTorjäger
erstmals in Szene setzte, foulte ihn Lasse Sobiech – aber im Strafraum? Der Video Assistent Referee überprüfte die Entscheidung von Schiedsrichter Florian Heft. Der gefoulte Kleindienst stand schon einschussbereit am Punkt – und als er schießen durfte, verschoss er. Pfosten. Kein 1:0 nach 14 Minuten. Stattdessen legte Regensburg nach zum 2:0.
Allerdings produzierten die Heidenheimer angetrieben von ihrer lautstarken Osttribüne weiter Druck auf das gegnerische Tor. Aber: Einer aus dem Darmstädter Offensivtrio (Pfeiffer) stand plötzlich viel zu frei nach einem scharfen Querpass von Nemanja Celic, doch wieder parierte Müller stark, diesmal mit seiner fast schon berühmten Blitzfußabwehr (26.).
Sein Darmstädter Pendant Marcel Schuhen musste wieder nicht eingreifen, als der nächste Heidenheimer
vor ihm auftauchte, Christian Kühlwetter schoss ans Außennetz (37.). Drei Minuten später war Schuhen geschlagen: Wieder Strafstoß. Diesmal fiel Kühlwetter nach einem Einsatz von Matthias Bader. Aber diesmal trat Tobias Mohr an – und traf zur verdienten Führung (40.). Ein 2:0 von Kleindienst war noch vor der Pause möglich, doch der Angreifer knallte den Ball übers Tor (45.) – Oder doch 1:1? Mathias Honsak schob in der Nachspielzeit neben Müllers Gehäuse.
Gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit zeigte sich die ganze Härte des Fußballs: Erst knallte Kühlwetter die Kugel gegen den Außenpfosten (49.). Und dann sah man eine Seltenheit: Abwehrchef und Kapitän Patrick Mainka mit einem Patzer, seinen Fehlpass leitete Pfeiffer weiter zum mitgelaufenen Tietz, der zum 1:1 einschob (52.). Die Folge: Ein offenes, intensives, temporeiches Spiel – und in diesem setzten sich in der Schlussphase die Eingewechselten in Szene.
Florian Pick flitzte los, jagte das Spielgerät allerdings im Strafraum in Richtung Osttribüne (84.). Von der um ihre treuesten Fans durfte sich einige Minute später die Mannschaft feiern lassen – denn der Joker stach noch zu. Nach einer Flanke des ebenfalls eingewechselten Robert Leipertz köpfte Stefan Schimmer mit einem tollen Kopfball zum 2:1 ein!
„Es war Schwerstarbeit bis zum Schluss gegen eine sehr gute Darmstädter Mannschaft. Deswegen bin ich sehr glücklich“, sagte FCH-Trainer Frank Schmidt. Sein Kollege Torsten Lieberknecht befand: „Wir wollten auch auswärts einen Dreier holen. Ein Unentschieden wäre hier aber okay gewesen.“Ein Blick auf die Tabelle: Die Heidenheimer verpassten knapp Platz eins, weil Regensburg gewann. Platz zwei kann man sich aber auch ausschneiden.