Wasser marsch!
Flüssigkeitsmangel hat für Menschen viele gesundheitsschädliche Folgen – Einige Faustregeln über die Trinkmenge sind trotzdem falsch
Egal ob es um Verstopfung geht, um die Einnahme von Medikamenten oder um das Ersetzen von süßen Softdrinks – immer wird empfohlen, zum Glas Wasser zu greifen. Aber kann man durch viel trinken tatsächlich auch abnehmen oder Kopfschmerzen vorbeugen? Das sagen Experten zu beliebten Weisheiten rund ums Trinken.
Man kann nicht zu viel trinken. Stimmt’s?
Rund 1,5 Liter Wasser am Tag trinken – das empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Erwachsenen. Wer mehr Durst hat, kann grundsätzlich ruhig zugreifen. „Gesunde Erwachsene können bis zu zehn Liter Wasser über den Tag verteilt tolerieren“, sagt Astrid Donalies, Ernährungswissenschaftlerin bei der DGE. Überschüssige Flüssigkeit werde dann einfach über die Nieren wieder ausgeschieden. Dort bildet sich Harn – und man muss eben häufiger auf die Toilette. Problematisch wird es nur, wenn innerhalb kurzer Zeit fünf bis sieben Liter Wasser getrunken werden oder ein Marathonläufer seine Flüssigkeitsverluste durch das Schwitzen ausschließlich mit Leitungswasser ersetzt. „Dann kann es zu einer Wasservergiftung kommen, der Natriumgehalt im Blut kann stark abfallen und das kann sogar tödlich sein“, warnt Elvira Schwörer, Ernährungsexpertin bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Auch bei bestimmten Nierenerkrankungen ist grenzenloses Wassertrinken nicht möglich.
Durch Trinken kann man Kopfschmerzen vorbeugen – geht das? Richtig. Bekommt der Körper zu wenig Flüssigkeit, holt er sich diese aus dem Blut und dem Gewebe, das Blut dickt ein. „Dadurch wird auch das Gehirn mit weniger Sauerstoff versorgt“, sagt Ernährungsexpertin Elvira Schwörer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die Folgen: Man wird müde, kann sich schlecht konzentrieren – und der Kopf schmerzt. „Ältere Menschen leiden besonders schnell an Verwirrtheit, wenn sie zu wenig trinken“, sagt Astrid Donalies von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Wer Durst hat, trinkt zu spät ... „Durst ist tatsächlich das erste physiologische Anzeichen eines Flüssigkeitsmangels im Körper“, sagt Elvira Schwörer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Um dem vorzubeugen, trinkt man am besten über den Tag verteilt regelmäßig. Besonders wichtig ist das im Alter. Denn dann lässt das Durstempfinden nach und es wird oft zu wenig getrunken. „Das verkraftet der Körper dann auch schlechter, weil der Wassergehalt im Körper altersbedingt
Trinken, schon bevor der große Durst kommt, ist wichtig. ohnehin schon deutlich reduziert ist“, sagt Ernährungsexpertin Astrid Donalies.
Ständiger Durst kann auf Diabetes hindeuten. Wann wird es problematisch?
„Vermehrter Durst und vermehrtes Wasserlassen können Anzeichen eines Diabetes mellitus sein“, sagt Ernährungsexpertin Elvira Schwörer. Diabetiker können Zucker nicht verstoffwechseln. Ist der Diabetes unbehandelt, muss der Zucker über den Urin mit viel Flüssigkeit ausgeschieden werden. Das verursacht Durst und starken Harndrang. „In diesem Fall sollte man sich unbedingt an einen Arzt wenden“, sagt Elvira Schwörer.
Wer dunklen Urin hat, der hat zu wenig getrunken?
„Ja, das kann ein guter Hinweis sein“, sagt Ernährungsexpertin Elvira Schwörer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die Erklärung: Harn besteht aus Harnstoff, Salzen und beispielsweise dem Gallenfarbstoff Bilirubin. Bilirubin ist ein Abbauprodukt von Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff. Bilirubin färbt den Urin gelb. „Trinken wir zu wenig, muss die Niere harnpflichtige Substanzen wie Bilirubin im Harn konzentrieren. Der Urin wird entsprechend dunkler“, sagt Elvira Schwörer. Allerdings haben auch Lebensmittel wie Rote Bete, bestimmte Medikamente – beispielsweise Abführmittel – sowie Nahrungsergänzungsmittel (Eisen) und manche Krankheiten wie Harnwegsinfekte oder Lebererkrankungen Einfluss auf die Harnfarbe.
Viel trinken – hilft das auch beim Abnehmen?
Ja. „Trinken kann das Abnehmen unterstützen, vorausgesetzt natürlich man trinkt kalorienfreie Getränke wie Wasser“, sagt Elvira Schwörer von der Verbraucherzentrale BadenWürttemberg. Das hat verschiedene Gründe: Wer vor einer Mahlzeit ein Glas Wasser trinkt, füllt seinen Magen schon mal – und bremst dadurch etwas den Appetit. Hinzu kommt, dass der Körper beim Abnehmen weniger Wasser aus fester Nahrung bekommt – also mehr durchs Trinken benötigt. Ein dritter Grund ist, dass
Kinder, Sportler, alte Menschen – jeder braucht genug Wasser zum Trinken, sonst drohen schnell gesundheitliche Probleme.
Ausreichendes Trinken ist lebensnotwendig, denn der menschliche Körper besteht ungefähr zur Hälfte aus Wasser. Dabei erfüllt Wasser im Körper viele Funktionen. Es ist Bestandteil von Zellen und Körperflüssigkeiten, reguliert die Körpertemperatur und transportiert Nährstoffe. Die Niere scheidet Abbauprodukte mit dem Urin aus. Wasserverluste, auch durch Atmen und Schwitzen, müssen regelmäßig ersetzt werden. Sonst führt Flüssigkeitsmangel durch Kreislauf- und Nierenversagen zu einem lebensbedrohlichen Zustand. (sam)
beim Abnehmen Körpersubstanz abgebaut wird und dadurch mehr Abbauprodukte im Blut sind – für die es auch mehr Flüssigkeit bedarf. „Trinkt man dann zu wenig, kann es zum Beispiel zu einer Ansammlung von Harnsäurekristallen kommen und das wiederum kann zu schmerzhaften Gichtanfällen in den Gelenken führen“, sagt Astrid Donalies, Ernährungswissenschaftlerin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Wenn man Steinobst wie etwa Kirschen gegessen hat, darf man nichts trinken. Stimmt das?
Das ist vermutlich eine Trinkweisheit, die in früheren Zeiten durchaus mal ihre Berechtigung hatte, heute aber nicht mehr, meint Astrid Donalies von der Deutschen Gesellschaft
für Ernährung. Die Begründung: Auf der Schale von Steinobst sind häufig Hefepilze zu finden. Im Magen haben unerwünschte Keime normalerweise zwar wenig Überlebenschance, da sie von der Magensäure abgetötet werden. „Werden jedoch große Mengen von mehr als einem halben Kilogramm in kürzester Zeit gegessen, kann der Magen überfordert sein“, sagt Ernährungswissenschaftlerin Astrid Donalies. Dann vergären die Hefepilze den Zucker aus dem süßen Steinobst zu Alkohol. Dabei entsteht Kohlendioxid, das unangenehme Blähungen verursacht. Wer gleichzeitig viel trinkt, kann dazu die Magensäure verdünnen und den Effekt verstärken. „Früher kam da noch die schlechte Trinkwasserqualität hinzu, darüber nahm man zusätzliche Keime auf “, sagt Donalies.