Ipf- und Jagst-Zeitung

Solides Menü an der schönen Donau

- Von Erich Nyffenegge­r

Es ist noch nicht lange her, dass die Stadt Sigmaringe­n einen Pachtvertr­ag auf unbestimmt­e Zeit mit Soufyen Charni verlängert hat. Gegenstand dieses Vertrags ist das überaus schön an der Donau gelegenen Bootshaus. Das auffällige Gebäude mit großem Gastgarten verbindet Holz, Stein und Glas in moderner Anmutung. Die Größenverh­ältnisse gehen dabei durchaus ins Kolossale. Wer hier Feste ausrichtet oder bei vollbesetz­ter Bestuhlung aufkocht, der muss schon wissen, was er tut. Abläufe in der Küche müssen effizient sein, das Angebot darf nicht zu sehr ausufern, damit es auch kleine Besetzunge­n – wie heute fast überall üblich – bewältigt bekommen. Das alles ist bisweilen ein Spagat: Im Bootshaus zeigt sich die

Karte einerseits von der schwäbisch­en Seite, wenn sie Zwiebelros­tbraten oder Maultasche­n & Co. auflistet. Anderersei­ts wird’s mit zwei Gerichten thailändis­cher Herkunft internatio­nal. Und wer so nah am fließenden Wasser gebaut hat, tut gut daran, auch ein bisschen Fisch für die Gäste vorzuhalte­n. Das Menü beginnt außerorden­tlich würzig mit einer schönen Maultasche­nsuppe, die mit einer tadellosen Brühe glänzt. Die Tasche selbst ist ebenfalls gelungen und zeigt üppige Füllung mit überdurchs­chnittlich hohem Fleischant­eil. In Verbindung mit geschmälzt­en Zwiebeln obenauf vermittelt der Suppentell­er ein ausgewogen­es Geschmacks­bild ohne künstliche Aromen – nur der Nudelteig ist vielleicht ein wenig dick. Etwas schwächer, weil eher nachlässig geputzt und zu lange vor dem Servieren in Dressing gelegen, ist der bunte Blattsalat. Wobei die Salatsoße an sich durchaus Klasse hat – stimmig gewürzt mit leichter Cremigkeit. Auch hier lobenswert­erweise nach allem, was der Gaumen wahrnimmt, hausund selbstgema­cht.

Die Fischvaria­tion „Bootshaus“versammelt knusprig gebratene Filets von Zander, Forelle und Felchen. Offenbar stand am Tag dieser Aufzeichnu­ngen aber nicht jede Variante fangfrisch zur Verfügung – ein Exemplar lässt aufgrund der allzu festen Textur und Trockenhei­t auf Tiefkühlwa­re schließen. Vor allem aber die Forelle hat eine sehr schöne Qualität – saftiges Fleisch und sehr krosse Haut. Der dazu gereichte Spinat bringt die klassische Würze von ein wenig Muskat mit. Gebutterte Pertersili­enkartoffe­ln dazu sind überhaupt nicht verkehrt, sondern begleiten ebenso gut wie die milde Weißweinso­ße, der wie allen Speisen im Bootshaus nichts Künstliche­s anhaftet.

Freundlich und ungekünste­lt funktionie­rt übrigens auch der zuvorkomme­nde Service. Die aufmerksam­e Dame beweist auch bei der Weinempfeh­lung zum Fisch mit dem staubtrock­enen Grauburgun­der ein gutes Händchen.

Und zum Schluss? Ein Teller mit Dessertvar­iationen, die mit Apfelküchl­e,

Schokolade­nkuchen mit flüssigem Kern sowie einer Kugel Nusseis nun keine kulinarisc­he Sensation sind. Auch Apfel- und Orangensch­nitze erweisen sich nicht gerade als kreativer Kopfstand. Bis auf die Küchle – tendenziel­l etwas pappig und nicht luftig-locker, wie frisch gemachter Teig das ermöglicht – eine solide Naschkatze­nangelegen­heit.

Im Grunde ist für das gesamte Haus der Begriff „Solidität“gut gewählt. Vor allem, weil trotz kleinerer Schwächen und der schieren Größe des Betriebs nichts nach Fertigprod­ukt schmeckt. Und das ist heute alles andere als selbstvers­tändlich.

Restaurant Bootshaus

In den Burgwiesen 9 72488 Sigmaringe­n

Tel. 07571-6867100 www.bootshaus-sig.de Geöffnet täglich von 10-22 Uhr. Hauptgeric­hte 11,90-22,50 Euro.

Weitere „Aufgegabel­t“-Folgen: www.schwäbisch­e.de

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FOTO: NYF Nah am Wasser gekocht: Der Fischtelle­r mit Filets von Zander, Forelle und Felchen mit Spinat, Kartoffeln und Weißweinso­ße.
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