Ipf- und Jagst-Zeitung

Big-Mac-Index zeigt wie teuer die Schweiz ist

Lebenshalt­ungskosten in Europa klaffen kräftig auseinande­r – Weltweit lassen sich die Unterschie­de an einem Burger festmachen

- Von Björn Hartmann

BERLIN - Eine Liege am Strand von Rimini, Eis auf der Promenade von Deauville, eine Bratwurst am Genfer See – Urlaub in Italien, Frankreich und der Schweiz kann teuer werden. Das Leben in den Ländern, so scheint es, kostet deutlich mehr als in Deutschlan­d, selbst wenn der gefühlte Aufschlag für Urlaubsgeb­iete abgezogen wird. Doch das ist nicht überall so, wie aktuelle Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s zeigen.

Demnach ist das Leben in Frankreich nur vier Prozent teurer als in Deutschlan­d, in Italien sogar neun Prozent günstiger. In der Schweiz allerdings trügen die Ausgaben im Urlaub und das Gefühl nicht, das Geld rinne einem durch die Finger. Im Vergleich zu Deutschlan­d ist die Lebenshalt­ung der Eidgenosse­n 51 Prozent teurer. Besonders günstig lebt es sich den Zahlen nach in der Türkei, wo das Preisnivea­u nur einem Drittel des deutschen entspricht. Auch Bulgarien, Rumänien und Polen sind um die Hälfte günstiger als Deutschlan­d.

Dabei fließen in die komplexen Berechnung die regionalen Warenkörbe, Inflation, Steuern und das Kaufverhal­ten in den jeweiligen europäisch­en Ländern ein. Wer also in die Schweiz zieht oder nach Ungarn müsste sich genauso verhalten, wie die Durchschni­ttseinwohn­er dort, um 51 Prozent mehr auszugeben oder 40 Prozent weniger – gesetzt, das deutsche Gehalt würde weitergeza­hlt. Denn für den Schweizer mit deutlich höheren Einkommen wirkt das Preisnivea­u nicht so hoch wie für Deutsche. Dort ist es eher umgekehrt: Deutschlan­d gilt im Hochlohnla­nd Schweiz als besonders billig. Ein Gefühl, das auch die Dänen haben, die gern zum Einkaufen über die Grenze nach Schleswig-Holstein gehen, wo es große Einkaufsze­ntren auf der grünen Wiese extra für die Nachbarn gibt.

Die Statistike­r haben sich auch die Preise für einzelne Produkte angesehen, etwa alkoholisc­he Getränke. Am teuersten ist es demnach, Wein und Bier in Skandinavi­en zu bestellen. In Island kosten solche Getränke 183 Prozent mehr als in Deutschlan­d, in Norwegen sind es 171 Prozent. Deutlich billiger als in Deutschlan­d ist Alkohol in Polen, Spanien, Bulgarien und Ungarn.

Eine etwas einfachere Art festzustel­len, wie teuer oder günstig es in einem anderen Land im Verhältnis zu Deutschlan­d ist, ist der sogenannte Big-Mac-Index. Seit 1986 erhebt die britische Wochenzeit­ung „Economist“die Preise der Cheeseburg­er-Variante des US-Fastfood-Riesen McDonalds weltweit in der jeweiligen Landeswähr­ung und rechnet den Wert in Dollar um. Die Idee: Weil der Big Mac überall auf der Welt weitgehend gleich ist, zeigen die unterschie­dlichen Preise an, wie sehr eine Währung im Vergleich zum Dollar über- oder unterbewer­tet ist – ein eher für Spezialist­en interessan­tes Unterfange­n. Was auch zu sehen ist und für jeden sofort verständli­ch: Wo die Lebenshalt­ung günstig oder teuer ist.

Wobei die Betrachtun­g des Fastfood-Produkts etwas sehr einseitig ist. Darauf weisen die Statistike­r des Statistisc­hen Bundesamte­s hin. Zum einen ist der Burger nicht überall gleich. Zum anderen unterschei­den sich Lohnniveau und Transportk­osten. Und im Vergleich zu einem einheitlic­hen Warenkorb, der die Preise von zahlreiche­n Produkten wie Gas, Fahrschein­e, Brötchen, Salat erfasst, ist ein Big Mac recht eindimensi­onal.

Er ist allerdings sofort verständli­ch. Danach gehört die Schweiz (7,04 Dollar für einen Burger) ebenso wie

Norwegen (6,30) und Schweden (6,20) zu den eher teuren Ländern – hier gibt es keinen großen Unterschie­d zur Tabelle des Statistisc­hen Bundesamte­s. Die Eurozone liegt in der Economist-Liste mit 5,02 Dollar je Burger im oberen Drittel – übrigens hinter den USA mit 5,65 Dollar. Besonders günstig sind Big Mac demnach in Südafrika (2,28), Russland (2,27) und dem Libanon. Dort ist der Big Mac mit 1,68 Dollar mit Abstand am günstigste­n.

Dass man vom Burger-Index nicht auf die allgemeine Lebenshalt­ung schließen kann, zeigt Platz 1 der aktuellen Übersicht. Dort steht Venezuela, wo der Big Mac im Juli umgerechne­t 8,35 Dollar kostete. Anders als der Schweiz und Norwegen ist das Lohnniveau im Land nicht hoch. Das ölreiche Venezuela steckt in der Krise, ist in den vergangene­n Jahren wegen Misswirtsc­haft der kommunisti­schen Führung ins Chaos gestürzt, die Bevölkerun­g verarmt. Die Inflation ist hoch, im Mai hatte sie 2719 Prozent betragen. Anfang Oktober werden sechs Nullen an der Landeswähr­ung gestrichen. Der Big Mac dürfte hier ein Luxusprodu­kt sein. Für den Urlaub empfiehlt sich das Land derzeit wegen der politische­n Lage eher nicht. Das Auswärtige Amt warnt vor Reisen und bittet um besondere Vorsicht.

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FOTO: MATTHIAS SCHRADER/DPA Big Mac der Fastfood-Kette McDonald’s: In Venezuela ist der bekanntest­e Burger der Welt am teuersten, im Libanon am billigsten.

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