Zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Zur Situation beim Fußball-Kreisligisten TV Bopfingen: Trainerduo eine Interimslösung
BOPFINGEN - Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander beim TV Bopfingen. Nach dem ersten Trainerwechsel der Saison in der Fußball-Kreisliga A II sorgten die abstiegsbedrohten Ipfkicker allerdings gleich für eine faustdicke Überraschung.
Neun Spieltage sind absolviert, nun kommt das Trainerkarussell in Bewegung. Zwei deutliche Schlappen gegen Adelmannnsfelden (0:5) und Pfahlheim (0:3) haben dazu geführt, dass Jürgen Wille beim VfB Tannhausen (6./15 Punkte) seinen Posten nach drei Jahren räumen musste. Für ihn übernimmt vorerst Reservetrainer Klaus Hammele. Noch weitaus gravierender ist die sportliche Talfahrt beim TV Bopfingen (15./9). Angesichts der desaströsen Startbilanz erscheint das Ziel, unter die Top Fünf zu gelangen, nahezu illusorisch. Dass der TVB im vergangenen Monat sowohl von Hüttlingen (3:7) als auch von Ellwangen (0:6) regelrecht aus dem Stadion geschossen wurde, sorgte für mächtig Frust. „Wir haben uns erhofft, vorne mitzuspielen“, sagt Ralf Bullinger. Der Abteilungsleiter hat selbst keine allgemeingültige Erklärung für den Negativtrend gefunden und meint selbstironisch: „Wenn wir es wüssten, hätten wir es ja geändert.“
Um es kurz zu machen: Bislang ist in dieser Saison so ziemlich alles schief gelaufen, was schief laufen kann. Zu Beginn waren beide Torhüter verletzt, so dass zwischenzeitlich sogar ein Feldspieler zwischen den Pfosten stand. „Das sind alles Sachen, die nicht normal sind“, stellt Bullinger fest. Die Mängelliste ist lang. Der TVB schlitterte geradewegs in den Abstiegskampf hinein. Trainer Karl-Heinz Brückel kam daraufhin auf Bullinger zu und erklärte seinen Rücktritt. „Kalle hat das damit begründet, dass er an die Mannschaft nicht mehr heran käme und die Spieler nicht mehr auf ihn hören würden.“
Es ist ein Eindruck, der sich in den Ergebnissen direkt widergespiegelt hatte. In den Worten Brückels stellt sich die Situation allerdings noch zugespitzter. „Die Einstellung hat mir nicht gepasst“, erklärt der 39-Jährige, der die SGM Kirchheim/Trochtelfingen als Spielertrainer vor fünf Jahren aus der Kreisliga B in die Bezirksliga geführt hatte.
Brückel weiter: „Meine Auffassung ist, dass man zunächst einmal ordentlich trainieren muss, um Erfolg
zu haben. Das kam in dieser Weise von der Mannschaft nicht zurück. Das Hauptproblem ist, dass sie ihr Potenzial nicht jede Woche abgerufen hat.“
Wie groß dieses Potenzial tatsächlich ist, war am vergangenen Sonntag zu sehen: Nach drei Niederlagen in Folge gelang dem TVB ausgerechnet beim vorherigen Spitzenreiter Wasseralfingen ein 1:0-Erfolg. „Insgeheim hatten wir uns ausgerechnet, vielleicht einen Punkt mitzunehmen“, so Bullinger: „Doch wir hatten ein Chancenplus und hätten auch höher gewinnen könnnen.“
Für Andreas Ocker war es ein glänzender Einstand. Der 32-Jährige hat gemeinsam mit Jürgen Meier das Traineramt von Brückel übernommen – zumindest vorläufig. Zumindest bis zur Winterpause soll das Duo Ocker/Meier den Ton angeben, eine Dauerlösung sei das aber laut dem Abteilungsleiter allerdings nicht. Was auch damit zusammenhängt, dass Ocker weiterhin als Spieler für den TVB aktiv ist.
„Wir müssen abwarten, was in den kommenden Wochen passiert“, meint Bullinger und erhofft sich aus den verbleibenden acht Partien in diesem Kalenderjahr zumindest vier
Siege. Denn fest steht: Um den Klassenerhalt zu kämpfen, das ist nicht der Anspruch des TVB. An einen möglichen Abstieg wird beim Tabellenviertletzten kein Gedanke verschwendet. Bullinger hat den Blick nach vorne gerichtet: „Für die Rückrunde ist es auf alle Fälle unser Ziel, einen gesicherten Mittelfeldplatz zu erreichen und die jungen Spieler nach und nach einzubauen. Dazu muss die Mannschaft aber verstärkt eine Einheit bilden.“
Die Pandemie trifft die Bopfinger da natürlich noch einmal besonders. Denn ohne tagesaktuellen CoronaTest dürfen nicht geimpfte Spieler weder die Umkleide noch das Vereinsheim betreten. „Dass die Allermeisten direkt nach dem Training heim fahren, ist für die Kameradschaft und das Vereinsklima nicht gerade die beste Lösung“, klagt Bullinger.
Am Sonntag erwartet den TV Bopfingen (15./9 Punkte) das wegweisende Kellerduell gegen die SG Eigenzell-Ellenberg (12./11), deren Bilanz bislang ebenfalls wenig zufriedenstellend ausfällt. Bei einem Heimerfolg würden die Ipfkicker nicht nur am Gegner vorbeiziehen, sondern auch die Abstiegsränge vorerst hinter sich lassen. „Jetzt kommen die Spiele, die wir unbedingt gewinnen sollten“, erklärt Bullinger: „Manchen Spielern merkt man den Druck an. Doch wir denken jetzt nur von Woche zu Woche, was sollen wir anderes machen?“
Der erste Schritt in die richtige Richtung ist bereits getan durch den Coup in Wasseralfingen. Zeigt der Trend weiterhin nach oben, könnte sogar eine Fortsetzung der Trainerarbeit von Ocker und Meier in Betracht gezogen werden. „Doch beide sagen bislang, dass sie den Job nicht über die Winterpause hinaus machen wollen“, so Bullinger. Die Mannschaft hat es nun in der Hand, wohin die Reise führt.