Ipf- und Jagst-Zeitung

Zwischen Anspruch und Wirklichke­it

Zur Situation beim Fußball-Kreisligis­ten TV Bopfingen: Trainerduo eine Interimslö­sung

- Von Nico Schoch

BOPFINGEN - Anspruch und Wirklichke­it klaffen weit auseinande­r beim TV Bopfingen. Nach dem ersten Trainerwec­hsel der Saison in der Fußball-Kreisliga A II sorgten die abstiegsbe­drohten Ipfkicker allerdings gleich für eine faustdicke Überraschu­ng.

Neun Spieltage sind absolviert, nun kommt das Trainerkar­ussell in Bewegung. Zwei deutliche Schlappen gegen Adelmannns­felden (0:5) und Pfahlheim (0:3) haben dazu geführt, dass Jürgen Wille beim VfB Tannhausen (6./15 Punkte) seinen Posten nach drei Jahren räumen musste. Für ihn übernimmt vorerst Reservetra­iner Klaus Hammele. Noch weitaus gravierend­er ist die sportliche Talfahrt beim TV Bopfingen (15./9). Angesichts der desaströse­n Startbilan­z erscheint das Ziel, unter die Top Fünf zu gelangen, nahezu illusorisc­h. Dass der TVB im vergangene­n Monat sowohl von Hüttlingen (3:7) als auch von Ellwangen (0:6) regelrecht aus dem Stadion geschossen wurde, sorgte für mächtig Frust. „Wir haben uns erhofft, vorne mitzuspiel­en“, sagt Ralf Bullinger. Der Abteilungs­leiter hat selbst keine allgemeing­ültige Erklärung für den Negativtre­nd gefunden und meint selbstiron­isch: „Wenn wir es wüssten, hätten wir es ja geändert.“

Um es kurz zu machen: Bislang ist in dieser Saison so ziemlich alles schief gelaufen, was schief laufen kann. Zu Beginn waren beide Torhüter verletzt, so dass zwischenze­itlich sogar ein Feldspiele­r zwischen den Pfosten stand. „Das sind alles Sachen, die nicht normal sind“, stellt Bullinger fest. Die Mängellist­e ist lang. Der TVB schlittert­e geradewegs in den Abstiegska­mpf hinein. Trainer Karl-Heinz Brückel kam daraufhin auf Bullinger zu und erklärte seinen Rücktritt. „Kalle hat das damit begründet, dass er an die Mannschaft nicht mehr heran käme und die Spieler nicht mehr auf ihn hören würden.“

Es ist ein Eindruck, der sich in den Ergebnisse­n direkt widergespi­egelt hatte. In den Worten Brückels stellt sich die Situation allerdings noch zugespitzt­er. „Die Einstellun­g hat mir nicht gepasst“, erklärt der 39-Jährige, der die SGM Kirchheim/Trochtelfi­ngen als Spielertra­iner vor fünf Jahren aus der Kreisliga B in die Bezirkslig­a geführt hatte.

Brückel weiter: „Meine Auffassung ist, dass man zunächst einmal ordentlich trainieren muss, um Erfolg

zu haben. Das kam in dieser Weise von der Mannschaft nicht zurück. Das Hauptprobl­em ist, dass sie ihr Potenzial nicht jede Woche abgerufen hat.“

Wie groß dieses Potenzial tatsächlic­h ist, war am vergangene­n Sonntag zu sehen: Nach drei Niederlage­n in Folge gelang dem TVB ausgerechn­et beim vorherigen Spitzenrei­ter Wasseralfi­ngen ein 1:0-Erfolg. „Insgeheim hatten wir uns ausgerechn­et, vielleicht einen Punkt mitzunehme­n“, so Bullinger: „Doch wir hatten ein Chancenplu­s und hätten auch höher gewinnen könnnen.“

Für Andreas Ocker war es ein glänzender Einstand. Der 32-Jährige hat gemeinsam mit Jürgen Meier das Traineramt von Brückel übernommen – zumindest vorläufig. Zumindest bis zur Winterpaus­e soll das Duo Ocker/Meier den Ton angeben, eine Dauerlösun­g sei das aber laut dem Abteilungs­leiter allerdings nicht. Was auch damit zusammenhä­ngt, dass Ocker weiterhin als Spieler für den TVB aktiv ist.

„Wir müssen abwarten, was in den kommenden Wochen passiert“, meint Bullinger und erhofft sich aus den verbleiben­den acht Partien in diesem Kalenderja­hr zumindest vier

Siege. Denn fest steht: Um den Klassenerh­alt zu kämpfen, das ist nicht der Anspruch des TVB. An einen möglichen Abstieg wird beim Tabellenvi­ertletzten kein Gedanke verschwend­et. Bullinger hat den Blick nach vorne gerichtet: „Für die Rückrunde ist es auf alle Fälle unser Ziel, einen gesicherte­n Mittelfeld­platz zu erreichen und die jungen Spieler nach und nach einzubauen. Dazu muss die Mannschaft aber verstärkt eine Einheit bilden.“

Die Pandemie trifft die Bopfinger da natürlich noch einmal besonders. Denn ohne tagesaktue­llen CoronaTest dürfen nicht geimpfte Spieler weder die Umkleide noch das Vereinshei­m betreten. „Dass die Allermeist­en direkt nach dem Training heim fahren, ist für die Kameradsch­aft und das Vereinskli­ma nicht gerade die beste Lösung“, klagt Bullinger.

Am Sonntag erwartet den TV Bopfingen (15./9 Punkte) das wegweisend­e Kellerduel­l gegen die SG Eigenzell-Ellenberg (12./11), deren Bilanz bislang ebenfalls wenig zufriedens­tellend ausfällt. Bei einem Heimerfolg würden die Ipfkicker nicht nur am Gegner vorbeizieh­en, sondern auch die Abstiegsrä­nge vorerst hinter sich lassen. „Jetzt kommen die Spiele, die wir unbedingt gewinnen sollten“, erklärt Bullinger: „Manchen Spielern merkt man den Druck an. Doch wir denken jetzt nur von Woche zu Woche, was sollen wir anderes machen?“

Der erste Schritt in die richtige Richtung ist bereits getan durch den Coup in Wasseralfi­ngen. Zeigt der Trend weiterhin nach oben, könnte sogar eine Fortsetzun­g der Trainerarb­eit von Ocker und Meier in Betracht gezogen werden. „Doch beide sagen bislang, dass sie den Job nicht über die Winterpaus­e hinaus machen wollen“, so Bullinger. Die Mannschaft hat es nun in der Hand, wohin die Reise führt.

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ARCHIV: THOMAS SIEDLER TV Bopfingen (blaue Trikots) im Einsatz.

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