Schwelgend in weiten Klangbögen
Uraufführung einer Baur-Komposition des Aalener Kammerchors in der Salvatorkirche
AALEN - Erstmals nach langer Corona-Zeit hat der Aalener Kammerchor wieder zu einem Konzert in die Salvatorkirche eingeladen. Die Besucher waren am Sonntagabend zwar auf Abstand sitzend, aber doch zahlreich gefolgt. Der Chor krönte das Programm mit einer Uraufführung, einem mittelalterlichen Hymnus, vertont von seinem Dirigenten Thomas Baur.
Dem Thema des Hymnus „Clara Chorus“, dem „hellen Ton des Chorals“folgend, wählte Thomas Baur weite, strahlende Klangbögen. Gottes unbegrenzte Barmherzigkeit des Mönchschorals vertonend schlug die Komposition die Brücke in die heutige Zeit. Schwelgend ließ Baur den Chor jubilieren in einer Klangpracht, die eher romantisch als gregorianisch anmutete.
Ebenso ausladend verstand es der Dirigent mit seiner Gestik, die üppige Tonsprache durch seine fast 40 Sängerinnen und Sänger umzusetzen. Die raumfüllende Akustik der Salvatorkirche kam einer solchen Interpretation sehr zugute. Es ist nicht das erste Mal, dass Dirigent Thomas Baur sich ans Komponieren wagte. Vor drei Jahren, als seine Tochter getauft wurde, fing er spontan damit an. Seither entstanden einige solche kurzen Stücke geistlicher Musik, mit denen er in seinen Konzerten immer wieder glänzte.
Eingebettet war der strahlende Hymnus in ein verschiedenartiges Programm. Mit Orlando di Lassos „Jubilate Deo“aus der Renaissance brachte Baur den Chor in Schwung. Aus der gleichen Klangperiode, diesmal aus England, überzeugte der Chor mit einem Werk von Thomas Tallis, mit dem er astreine Intonation und ansteckende Musizierfreudigkeit unter Beweis stellte. Große Strahlkraft entfaltete der Chor in Monteverdis „Cantate Domino“.
Neue Klangfarbe kam in Zoltan Kodalys „Stabat mater“zum Aufleuchten. Mystisch verklärt und mit ihrem Sohn in tiefem Schmerz vereint wirkte die Mutter Maria unterm Kreuz. Darin zeigte der Chor seine feine Sensibilität und seine transparente Gestaltung. Aktuell zum Kirchweihfest, das am Sonntag gefeiert wurde, erklang Bruckners großartiges „Locus iste“. Mit voller Pracht kamen die beiden MendelssohnWerke „Ehre sei Gott in der Höhe“ und „Jauchzet dem Herrn alle Welt“daher. Modernes religiöses Liedgut präsentierte der Chor ausdrucksstark mit Rihard Dobras (*1964) „Rosa Vernans Caritas“und Vytantas Mischkinis (*1954) „Gloriosa dicta sunt Maria“. Mit Rheinbergers Salve Regina und (als Zugabe) dem wunderbaren Abendlied verabschiedete sich der Aalener Kammerchor, der mit Recht zu den besten Chören der Region gehört. Das Publikum feierte ihn begeistert und langanhaltend.