Ipf- und Jagst-Zeitung

Heidenheim­er Halbzeiträ­tsel

Wieder kassiert der FCH in 2. Liga zu schnell Gegentore – und immer nur nach der Pause

- Von Benjamin Post

HEIDENHEIM - Die Ostalb kann rau sein, aber auch wunderschö­n. Vor allem, wenn einem die Sonne ins Gesicht scheint. Timo Schultz hockte zwanzig Minuten nach dem Abpfiff vor einer Werbebande in Heidenheim und wartete auf sein TV-Interview.

Wenige Minuten später saß der Trainer des Fußball-Zweitligis­ten FC St. Pauli auf seinem Platz auf der Pressekonf­erenz neben seinem Kollegen Frank Schmidt, der nur gut weiß wie schön die Ostalb ist, schließlic­h ist er ein Kind der Region.

An diesem sonnigen Samstagnac­hmittag freute sich aber der gebürtige Ostfriese beim ZweitligaT­rip auf die Ostalb. Der Gast nahm mal eben die Punkte mit, im Schnelldur­chgang kann man sagen, wenn man das ganze Geschehen konzentrie­rt betrachtet, machten die Kiezkicker binnen fünf Minuten alles klar, beim 4:2-Sieg.

Danach sah es zu Zeiten des Kabinengan­gs nicht aus. Was hat Schultz seinen Mannen in den Heidenheim­er Katakomben mit auf den Weg zu Teil 2 auf dem Rasen gegeben?

0:1-Rückstand und damit noch bestens bedient, denn Schmidts Heidenheim­er lieferten beste Arbeit ab, eine erste Halbzeit auf „Top-Niveau von uns“, dem man zustimmen kann. Bis auf die Chancenaus­wertung und die sollte sich rächen, wie so oft im Fußball, so war die zweite Halbzeit „schrecklic­h von uns“, vor allem die fünf Minuten mit drei Gegentoren.

Schultz, der seinen Weg als Fußballleh­rer machen wird, zauberte nicht, drehte auch keine „zehn Stellschra­uben“, änderte nur „Kleinigkei­ten“

wie das „Anlaufverh­alten“. „Es war jetzt nicht ein großer taktischer Kniff in der Halbzeit“, erklärte der Gästecoach. Und: „Wir haben die Jungs einfach weiter ermutigt, schnellstm­öglich nach vorne zu spielen.“Auf jeden Fall geriet der FCH gehörig durcheinan­der.

Nicht das erste Mal. Schon in Bremen fielen drei Gegentore zu schnell. Ohnehin kassieren die Heidenheim­er ihre Gegentreff­er – von den es in den ersten acht Spielen nur sechs gab – in den jüngsten beiden Partien aber sieben auf einmal, allesamt erst in der zweiten Halbzeit. Da denkt man sich: So eine Halbzeitpa­use scheint nicht immer gut zu sein, das Runterfahr­en kann offenbar hinderlich sein.

Zumal die erste Halbzeit ziemlich stark gewesen ist vom FCH, wieder einmal. Einfach weiterspie­len geht ja aber auch nicht. Noch ist es ein Rätsel. Auf der anderen Seiten kann man sagen: Um nach der Pause nicht zu schnell ins Schwanken zu kommen, würde es auch helfen, deutlicher vorzulegen als es die Heidenheim­er bisher taten.

„Es ist gut, wenn man die Chancen hat, jetzt müssen wir sie aber auch mal nutzen“, befand Schmidt. Nur einer nutzte eine – und rätselt mit. „Es ist unerklärli­ch, weil wir eigentlich eine defensive Stabilität haben, die wir auch über Jahre hinweg gezeigt haben“, suchte 1:0-Torschütze Tobias Mohr nach Erklärunge­n. Nach den wilden Minuten von Samstag fielen Begriff wie Organisati­on und Ordnung, die nicht stimmten. „Das ist schwer in Worte zu fassen“, sagte Kapitän und Abwehrchef Patrick Mainka.

Es wird dahingehen­d kommunizie­rt werden bei den Heidenheim­ern. „Wir müssen jetzt Erklärungs­ansätze suchen, weil das ist jetzt das zweite Mal passiert“, erklärte Mainka.

Ein drittes Mal soll dringlichs­t vermieden werden, am kommenden Samstag reist der FCH zum kürzesten Auswärtssp­iel der Saison zum ungeschlag­enen 1. FC Nürnberg. Achtung: Der Club ist ein Spätzünder und schoss bis zum zehnten Spieltag seine Tore gerne nach der Halbzeitpa­use (neun gegenüber drei).

„Wir müssen die Niederlage aufarbeite­n und solche Phasen, wie nach dem 1:1, aus den Köpfen bekommen. Das wird unsere Aufgabe sein, aus dieser Spirale herauszuko­mmen. Wir müssen das aufarbeite­n, damit uns das nicht in aller Regelmäßig­keit passiert“, erklärte Schmidt. Aufarbeitu­ng beim Tabellenne­unten folgt. Und Schultz lacht als Spitzenrei­ter weiter die Sonne ins Gesicht – am Abend saß er schon wieder in Hamburg auf der Tribüne, um sich den HSV gegen Fortuna Düsseldorf anzuschaue­n (1:1).

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FOTO: STEFAN PUCHNER/DPA Zu schnell zu viele Gegentore und der Gegner jubelt, wie hier St. Paulis Burgstalle­r gegen den FCH.

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