Ipf- und Jagst-Zeitung

Bundestag verlängert UN-Einsatz in Mali

Sicherheit­slage wird dort schlechter – Frankreich zieht im Streit ab, Deutschlan­d verstärkt UN-Mission

- Von Carsten Hoffmann

BERLIN (dpa) - Der Bundestag hat grünes Licht für eine Verstärkun­g der UN-Stabilisie­rungsmissi­on Minusma im westafrika­nischen Krisenstaa­t Mali auf bis zu 1400 deutsche Soldaten gegeben. Dagegen soll die Beteiligun­g an der EU-Ausbildung­smission EUTM als Reaktion auf Spannungen nach dem Militärput­sch in dem Land selbst praktisch beendet werden und einen Schwerpunk­t im benachbart­en Niger bekommen, wie die Abgeordnet­en am Freitag in Berlin beschlosse­n. Nach dem Abzug der Franzosen aus Mali sind aber mehrere Fragen ungeklärt, darunter der weitere Schutz der Männer und Frauen mit Kampfhubsc­hraubern.

In dem deutschen Minusma-Mandat gibt es deswegen eine Rückzugskl­ausel: „Sofern während des Mandatszei­traums ein ausreichen­des Versorgung­sund Schutznive­au für deutsche Soldatinne­n und Soldaten nicht mehr gewährleis­tet werden kann, sind Maßnahmen zur Anpassung des deutschen Beitrags einzuleite­n bis hin zur Beendigung des Einsatzes.“

Politiker der Ampel-Koalition wiesen darauf hin, dass Verhandlun­gen über den Schutz aus der Luft liefen. Deutschlan­d selbst hat den Kampfhubsc­hrauber Tiger. Von 51 Modellen sind aber nur neun einsatzber­eit, die für Zwecke der Landesund Bündnisver­teidigung in Europa eingeplant sind. Über bewaffnete Drohnen verfügt die Bundeswehr noch nicht, nachdem die SPD dies in der Koalition mit der Union blockiert hatte, diesen Kurs nun aber korrigiert hat.

Die Lage in Mali ist komplex, teils verfahren und wird als „multidimen­sional“beschriebe­n: Die Zahl von Anschlägen und Angriffen ist kontinuier­lich gestiegen. Mit Blick auf islamische Terrorgrup­pen und Flüchtling­sbewegunge­n geht es aber auch um sicherheit­spolitisch­e Interessen Europas. Die frühere Kolonialma­cht Frankreich beendet ihr Engagement in Mali und stieß dort zuletzt auf große Ablehnung. Die malische Putschiste­nregierung liegt aber auch mit anderen westlichen Staaten über Kreuz, nachdem sie Einsätze russischer Söldner im Kampf gegen Terroriste­n erlaubt hat. Allerdings genießt sie bis weit in die Zivilgesel­lschaft hinein Unterstütz­ung.

Für das neue Minusma-Mandat votierten 541 Abgeordnet­e, 103 dagegen, vier enthielten sich. Für die EUTMVerlän­gerung stimmten 551 Abgeordnet­e, dagegen 105, es gab eine Enthaltung. Als Teil von EUTM bilden deutsche Soldaten in Niger einheimisc­he Kräfte für den Kampf gegen Terrorismu­s und bewaffnete Banden aus.

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FOTO: RUEHL/DPA Die Bundeswehr ist an der UN-Mission Minusma beteiligt.

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