Ipf- und Jagst-Zeitung

Katar will 2024 Gas liefern

Bundesrat billigt beschleuni­gten Bau von LNG-Terminals

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BERLIN (dpa) - Katar will Deutschlan­d ab dem Jahr 2024 verflüssig­tes Erdgas (LNG) liefern. „Wir wollen unsere US-Flüssiggas­anlage Golden Pass in Texas, an dem Qatar Energy 70 Prozent hält, bereits 2024 so weit haben, dass wir nach Deutschlan­d liefern können“, sagte der Vizepremie­r des Golfstaats, Scheich Mohammed bin Abdulrahma­n Al Thani, dem „Handelsbla­tt“. Deutschlan­d will sich von russischem Gas unabhängig machen und setzt dabei auch auf Flüssiggas-Lieferunge­n.

Zusätzlich­e Gasmengen kämen dann etwas später hinzu, sagte der Vizepremie­r: „Die Erweiterun­g der Förderung in unserem Gasfeld North Dome wird 2026 abgeschlos­sen sein, vielleicht sogar schon 2025.“North Dome ist das weltgrößte Gasfeld, das sich Katar und Iran unter dem Persischen Golf teilen. Bis spätestens 2026 soll die katarische Gasförderu­ng daraus von derzeit 77 auf 126 Millionen Tonnen LNG gesteigert werden.

Bisher hatte es den Angaben zufolge geheißen, dass der weltgrößte Flüssiggas-Exporteur Deutschlan­d erst mit großen Mengen beliefern könne, wenn der Staatskonz­ern Qatar Energy die Förderung auf 126 Millionen Tonnen LNG jährlich erhöht habe.

Zudem haben am Freitag die Pläne für einen beschleuni­gten Bau von Flüssiggas-Terminals und zu möglichen Enteignung­en von Energieunt­ernehmen den Bundesrat passiert. Die Länderkamm­er stimmte beiden Vorhaben zu. In seinem Redebeitra­g vor der Abstimmung trat Bundeswirt­schaftsund Klimaschut­zminister Robert Habeck dem Eindruck entgegen, dass der Osten Deutschlan­ds besonders unter den Folgen der Spannungen im Verhältnis mit Russland und den Sanktionen zu leiden habe. Diese seien nicht „mit einer Westbrille“verhängt worden, sagte der Grünen-Politiker. Es seien vielmehr die östlichen Partnerlän­der Deutschlan­ds, die darauf drängten, dass Russlands Krieg nicht erfolgreic­h sei.

Verflüssig­tes Erdgas (LNG) soll helfen, Deutschlan­d aus der Abhängigke­it von russischem Gas zu lösen. Bisher fehlt die für den Import nötige Infrastruk­tur. Deshalb soll der Bau schwimmend­er und fester LNG-Terminals beschleuni­gt werden, indem die Genehmigun­gsbehörden vorübergeh­end bestimmte Verfahrens­schritte, besonders bei der Umweltvert­räglichkei­tsprüfung, auslassen können. Umweltverb­ände kritisiere­n das. Das erste schwimmend­e LNG-Terminal soll noch vor Jahresende in Wilhelmsha­ven in Betrieb gehen.

Der Bundesrat stimmte am Freitag außerdem einer Reform des Energiesic­herungsges­etzes aus dem Jahr 1975 zu. Damit soll der Staat künftig leichter auf Energieunt­ernehmen zugreifen können, wenn erhebliche Engpässe bei der Versorgung drohen. Wenn die „konkrete Gefahr“besteht, dass ein Unternehme­n seine Aufgaben nicht erfüllt und eine Beeinträch­tigung der Versorgung­ssicherhei­t droht, kann es mit dem reformiert­en Gesetz vorübergeh­end unter Treuhandve­rwaltung gestellt werden. Als letztes Mittel wird sogar die Möglichkei­t einer Enteignung geschaffen. Er hoffe, dass das Gesetz „möglichst sparsam“angewendet werden müsse, sagte Habeck.

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