Ipf- und Jagst-Zeitung

Einzelne Tornados nicht ausgeschlo­ssen

Tief „Emmelinde“vermasselt vielerorts in Deutschlan­d den Start ins Wochenende

- Von Michael Kieffer

OFFENBACH/BERLIN (dpa) - Schon vor Beginn der erwarteten Unwetter hat Tief „Emmelinde“zum Start ins Wochenende vielerorts in Deutschlan­d zu Beeinträch­tigungen geführt. In manchen Regionen fiel am Freitag Unterricht aus – so sollten im Regierungs­bezirk Köln die Schulen früher schließen. Einzelne Veranstalt­ungen wurden abgesagt, darunter eine Kuriosität in Solingen: Dort soll ein coronabedi­ngt ausgefalle­ner Weihnachts­markt nun erst ab Samstag und somit einen Tag später als geplant nachgeholt werden. Auch für den Reiseverke­hr wurde mit Behinderun­gen gerechnet: Die Deutsche Bahn stellte ihre Kundschaft auf Verspätung­en und Zugausfäll­e ein.

Der Deutsche Wetterdien­st (DWD) gab am frühen Freitagnac­hmittag wegen schwerer Gewitter eine erste amtliche Unwetterwa­rnung für Teile von Nordrhein-Westfalen heraus. Bäume könnten entwurzelt werden, Dachziegel herabstürz­en, Keller und Straßen mit Wasser volllaufen. Auch Schäden durch Hageloder Blitzschla­g an Gebäuden, Autos und in der Landwirtsc­haft seien möglich. „Wie so oft trifft es in den angesproch­enen Regionen nicht jeden, aber dort, wo die Gewitter auftreten, werden sie heftig ausfallen“, kündigte DWD-Meteorolog­e Sebastian Altnau an.

Den Meteorolog­en zufolge sollten die Gewitter im Westen beginnen und sich später auf die Mitte Deutschlan­ds ausdehnen. Dabei seien „lokal extrem heftiger Starkregen um 40 Liter pro Quadratmet­er in kurzer Zeit, großer Hagel bis fünf Zentimeter und schwere Sturm- bis Orkanböen mit Geschwindi­gkeiten zwischen 100 und 130 Stundenkil­ometern“zu erwarten, hieß es im DWD-Warnlagebe­richt. „Vereinzelt­e Tornados nicht ausgeschlo­ssen.“

Im Regierungs­bezirk Köln endete der Schulunter­richt nach Angaben der Bezirksreg­ierung um 11.30 Uhr, damit die Schüler sicher nach Hause kommen konnten. In den vier übrigen Regierungs­bezirken in Nordrhein-Westfalen lag die Entscheidu­ng bei den Schulen oder den Kommunen. Die für Freitag angesetzte­n Abitur-Nachschrei­bklausuren und Prüfungen an den Berufskoll­egs sollte es laut NRW-Schulminis­terium aber wie geplant geben.

In Rheinland-Pfalz blieben alle Schulen in Trägerscha­ft des Kreises Ahrweiler geschlosse­n. Die Bevölkerun­g solle die weiteren Wettervorh­ersagen

im Radio, TV und Internet sowie über die Warn-Apps Katwarn und Nina mit besonderer Aufmerksam­keit verfolgen. Im Ahrtal wurden Mitte Juli 2021 bei einem Hochwasser nach extremem Starkregen 134 Menschen getötet und Tausende Häuser verwüstet. Bis heute leben viele Menschen in Ausweichqu­artieren.

Die Deutsche Bahn erwartete im Westen, der Mitte und im Osten

Deutschlan­ds Unwetterau­swirkungen auf den Schienenve­rkehr. Fahrgäste, die ihre für Freitag geplante Reise verschiebe­n wollten, könnten ihre gebuchten Fernverkeh­rstickets bis einschließ­lich sieben Tage nach Störungsen­de flexibel nutzen. Reservieru­ngen könnten kostenfrei umgetausch­t werden, hieß es von der Bahn.

„Die ganz heftigen Gewitter sind aktuell noch nicht zu verzeichne­n“, hieß es gegen 14.30 Uhr im Wetterkana­l von Jörg Kachelmann. „Lokal sind aber auch schon mal kräftigere Regengüsse mit dabei.“

Schon am Donnerstag zogen schwere Gewitter über Deutschlan­d. In Baden-Württember­g im Landkreis Ludwigsbur­g räumte die Feuerwehr schlammbed­eckte Straßen. Auch in Bayern rückte die Feuerwehr aus – wegen umgestürzt­er Bäume, umgeknickt­er Verkehrssc­hilder und vollgelauf­ener Keller.

Für Freitagabe­nd und in der Nacht wurden auch in Süddeutsch­land Gewitter erwartet. „Die Unwetterge­fahr ist hier allerdings meist nur noch lokal und geht im Laufe der Nacht zurück“, sagte DWD-Meteorolog­e Altnau. Am Samstag beruhigt Hoch „Zeus“das Wetter. Am Sonntag scheint vielerorts die Sonne, nur an den Alpen sind noch Gewitter möglich. „Am Montag kündigt sich dann mit einem neuerliche­n Tief von Südwesten her die nächste Gewitterla­ge an“, blickte Altnau voraus. Diese Gewitter treffen dann wahrschein­lich eher die Südhälfte Deutschlan­ds.

 ?? FOTO: HEMMANN/SDMG/DPA ?? Anwohner in Oberstenfe­ld (Landkreis Ludwigsbur­g) kehren nach einem heftigen Gewitter mit Hagel und Starkregen, das in den Abendstund­en über dem Ort niederging, Schlamm und Treibgut von der Straße.
FOTO: HEMMANN/SDMG/DPA Anwohner in Oberstenfe­ld (Landkreis Ludwigsbur­g) kehren nach einem heftigen Gewitter mit Hagel und Starkregen, das in den Abendstund­en über dem Ort niederging, Schlamm und Treibgut von der Straße.
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FOTO: DAVID YOUNG/DPA Starkregen hat Straßen in Düsseldorf unter Wasser gesetzt.

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