Einzelne Tornados nicht ausgeschlossen
Tief „Emmelinde“vermasselt vielerorts in Deutschland den Start ins Wochenende
OFFENBACH/BERLIN (dpa) - Schon vor Beginn der erwarteten Unwetter hat Tief „Emmelinde“zum Start ins Wochenende vielerorts in Deutschland zu Beeinträchtigungen geführt. In manchen Regionen fiel am Freitag Unterricht aus – so sollten im Regierungsbezirk Köln die Schulen früher schließen. Einzelne Veranstaltungen wurden abgesagt, darunter eine Kuriosität in Solingen: Dort soll ein coronabedingt ausgefallener Weihnachtsmarkt nun erst ab Samstag und somit einen Tag später als geplant nachgeholt werden. Auch für den Reiseverkehr wurde mit Behinderungen gerechnet: Die Deutsche Bahn stellte ihre Kundschaft auf Verspätungen und Zugausfälle ein.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gab am frühen Freitagnachmittag wegen schwerer Gewitter eine erste amtliche Unwetterwarnung für Teile von Nordrhein-Westfalen heraus. Bäume könnten entwurzelt werden, Dachziegel herabstürzen, Keller und Straßen mit Wasser volllaufen. Auch Schäden durch Hageloder Blitzschlag an Gebäuden, Autos und in der Landwirtschaft seien möglich. „Wie so oft trifft es in den angesprochenen Regionen nicht jeden, aber dort, wo die Gewitter auftreten, werden sie heftig ausfallen“, kündigte DWD-Meteorologe Sebastian Altnau an.
Den Meteorologen zufolge sollten die Gewitter im Westen beginnen und sich später auf die Mitte Deutschlands ausdehnen. Dabei seien „lokal extrem heftiger Starkregen um 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit, großer Hagel bis fünf Zentimeter und schwere Sturm- bis Orkanböen mit Geschwindigkeiten zwischen 100 und 130 Stundenkilometern“zu erwarten, hieß es im DWD-Warnlagebericht. „Vereinzelte Tornados nicht ausgeschlossen.“
Im Regierungsbezirk Köln endete der Schulunterricht nach Angaben der Bezirksregierung um 11.30 Uhr, damit die Schüler sicher nach Hause kommen konnten. In den vier übrigen Regierungsbezirken in Nordrhein-Westfalen lag die Entscheidung bei den Schulen oder den Kommunen. Die für Freitag angesetzten Abitur-Nachschreibklausuren und Prüfungen an den Berufskollegs sollte es laut NRW-Schulministerium aber wie geplant geben.
In Rheinland-Pfalz blieben alle Schulen in Trägerschaft des Kreises Ahrweiler geschlossen. Die Bevölkerung solle die weiteren Wettervorhersagen
im Radio, TV und Internet sowie über die Warn-Apps Katwarn und Nina mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgen. Im Ahrtal wurden Mitte Juli 2021 bei einem Hochwasser nach extremem Starkregen 134 Menschen getötet und Tausende Häuser verwüstet. Bis heute leben viele Menschen in Ausweichquartieren.
Die Deutsche Bahn erwartete im Westen, der Mitte und im Osten
Deutschlands Unwetterauswirkungen auf den Schienenverkehr. Fahrgäste, die ihre für Freitag geplante Reise verschieben wollten, könnten ihre gebuchten Fernverkehrstickets bis einschließlich sieben Tage nach Störungsende flexibel nutzen. Reservierungen könnten kostenfrei umgetauscht werden, hieß es von der Bahn.
„Die ganz heftigen Gewitter sind aktuell noch nicht zu verzeichnen“, hieß es gegen 14.30 Uhr im Wetterkanal von Jörg Kachelmann. „Lokal sind aber auch schon mal kräftigere Regengüsse mit dabei.“
Schon am Donnerstag zogen schwere Gewitter über Deutschland. In Baden-Württemberg im Landkreis Ludwigsburg räumte die Feuerwehr schlammbedeckte Straßen. Auch in Bayern rückte die Feuerwehr aus – wegen umgestürzter Bäume, umgeknickter Verkehrsschilder und vollgelaufener Keller.
Für Freitagabend und in der Nacht wurden auch in Süddeutschland Gewitter erwartet. „Die Unwettergefahr ist hier allerdings meist nur noch lokal und geht im Laufe der Nacht zurück“, sagte DWD-Meteorologe Altnau. Am Samstag beruhigt Hoch „Zeus“das Wetter. Am Sonntag scheint vielerorts die Sonne, nur an den Alpen sind noch Gewitter möglich. „Am Montag kündigt sich dann mit einem neuerlichen Tief von Südwesten her die nächste Gewitterlage an“, blickte Altnau voraus. Diese Gewitter treffen dann wahrscheinlich eher die Südhälfte Deutschlands.