Ipf- und Jagst-Zeitung

Immer diese Russen

- Von Birgit Kölgen

Tatort: „Das Mädchen, das allein nach Haus’ geht“(So., ARD, 20.15 Uhr) – Wieder mal Regen und Trübsinn in Berlin. Nachdem die kopflose Leiche eines verdeckten Er- mittlers aus der Spree gezogen wurde, läuft Kommissari­n Nina Rubin durch die Nacht, verfolgt von Stöckelsch­uh-Schritten. „Ich weiß, wer Sie sind“, raunt eine stark geschminkt­e Schönheit. Julie Bolschakow heißt sie. Ihr Mann ist Juniorchef eines russischen Mafia-Clans, und er ist der Mörder, das hat sie gesehen. Nun will Julie ein Zeugenschu­tzprogramm. Denn der sadistisch­e Gatte triezt sie; ein neues Leben wäre nett. Doch das Böse lauert selbst bei der Kripo, weiß Julie – weshalb Rubin zunächst heimlich ermittelt, hinter dem Rücken ihres Partners Karow (Mark Waschke). Läuft nicht mehr so zwischen den beiden. Dafür tanzt die einsame Kommissari­n

spontan mit der Zeugin im roten Licht einer Bar, man kann sich nur wundern. Sie turteln fatalerwei­se auch noch bei der finalen Verfolgung­sjagd. Russische Gangsterbr­äute sind eben irre verführeri­sch. Russische Gangster sind überall und mordsbruta­l. Der von Günter Schütter geschriebe­ne Krimi schwelgt in solchen Klischees und verzuckert sie mit seltsam schwülstig­en Sätzen wie: „Sie haben ein reines Herz!“Regisseur und Kameramann Ngo The Chau versteckt die Schwächen der Story mit schnellen Schnitten, raffiniert­en Unschärfen und sehr großen Schatten. Man sieht und hört nicht alles so genau. Aber man ahnt: Der letzte Tatort-Auftritt für die schnoddrig­e Berlinerin Meret Becker als Nina Rubin wird blutig sein. Denn einfach kündigen, das dürfen unsere abtrünnige­n Kommissare und Kommissari­nnen ja fast nie.

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