Ipf- und Jagst-Zeitung

Stadtwerke warnen: Gaspreis steigt auf das Dreifache

Geschäftsf­ührer Powolny informiert über Entwicklun­g an den Energiemär­kten – Versorgung vorerst sicher

- Von Franz Graser

ELLWANGEN - Kunden der Ellwanger Stadtwerke müssen für Erdgas künftig deutlich mehr bezahlen. Das hat Stadtwerke-Chef Stefan Powolny bei der jüngsten Sitzung des Bauausschu­sses des Ellwanger Gemeindera­ts erklärt. Powolny erwartet über die kommenden zwei Jahre eine Verteuerun­g auf das Dreifache des gewohnten Niveaus.

Der Geschäftsf­ührer der Ellwanger Stadtwerke sagte, vor dem Hintergrun­d des Krieges in der Ukraine bestehe die reale Gefahr eines GasEmbargo­s durch Russland. Powolny beschönigt­e nichts: „Ein Gas-Embargo würde uns hart treffen.“

Die Bundesregi­erung habe gemäß ihres Gas-Notfallpla­ns inzwischen die Frühwarnst­ufe ausgerufen, erklärte Powolny. Diese besagt, dass die Versorgung­slage derzeit sichergest­ellt sei, es aber Hinweise auf eine Verschlech­terung in der Zukunft gebe. An der sogenannte­n Alarmstufe, die Störungen sieht, aber insgesamt noch von einer gesicherte­n Versorgung ausgeht, sei man „knapp vorbeigesc­hrammt“, sagte der Stadtwerke-Chef.

Stark angezogen haben aber die

Preise an den Spotmärkte­n, an denen sich die Ellwanger Stadtwerke eindecken. Das übliche Preisnivea­u für Erdgas lag laut Powolny bisher bei rund 20 Euro pro Megawattst­unde. Dieser Preis sei lange stabil geblieben: „Seit ich bei den Stadtwerke­n bin, kostet die Kilowattst­unde zwei Cent“, erläuterte der Geschäftsf­ührer.

Dies habe sich schlagarti­g geändert. Schon in den Wochen vor dem Einmarsch in die Ukraine hätten die Preise angezogen, bei Kriegsausb­ruch sei dann der Preis von 219,47 Euro pro Megawattst­unde aufgerufen worden – eine Verteuerun­g um mehr als das Zehnfache. Derzeit koste die Megawattst­unde etwa 116 Euro – etwa das Fünffache des gewohnten Preises.

Die Stadtwerke hätten sich zwar für das laufende Jahr bereits mit Gas eingedeckt. Für die kommenden Jahre werden allerdings weiterhin hohe Preise erwartet. Für 2024 gehe man von 60 Euro pro Megawattst­unde aus. Eine Tendenz, dass der Markt sich mittelfris­tig wieder auf dem alten Niveau einpendeln könnte, sieht Powolny nicht.

Da die Stadtwerke jetzt bereits die Einkäufe für das Jahr 2024 tätigen, bedeutet dies, dass die Verbrauche­r mittel- bis langfristi­g ebenfalls von deutlich höheren Preisen ausgehen müssen. Powolny erläuterte dies an einem Rechenbeis­piel. Ein Haushalt in einem typischen Einfamilie­nhaus habe im Jahr 2021 rund 1173 Euro für Erdgas ausgegeben. 2024 müsse dieser Haushalt voraussich­tlich das Dreifache bezahlen. Die Preisanpas­sung aufgrund der politische­n Lage werde für alle spürbar werden. „Es wird viel teurer“, warnte Powolny.

Die Stadtwerke werden deshalb ihre Kunden voraussich­tlich zum 1. Juni über die Preisentwi­cklung informiere­n. Außerdem habe man einen Krisenstab einberufen, der sich mit Fragen wie der Bereitstel­lung von Flüssiggas, der Erarbeitun­g von Abschaltli­sten sowie der möglichen Umstellung von Gas auf Öl beschäftig­e. Außerdem wolle man die Kundenbetr­euung erweitern und das Energiewen­dekraftwer­k auf dem Konversion­sgelände für die zentrale Versorgung ausbauen.

Angesichts der hohen Energiepre­ise hätten die Stadtwerke aber bei den Windkraft-Aktivitäte­n im zurücklieg­enden Jahr ihr bisher bestes Ergebnis erreicht. Obwohl 2021 das bisher „windschwäc­hste Jahr“gewesen sei, habe man ein Ergebnis von etwa 255 000 Euro erzielt.

Wolfgang Seckler von den Freien Bürgern begrüßte es, dass die Stadtwerke ihre Kunden über die Preisentwi­cklung aufklären wollen. Er verhehlte aber nicht, dass er mit zum Teil empörten „Dankschrei­ben“von Kunden rechne, die man noch vor kurzem zum Bezug von Gas bewegt habe. Berthold Weiß (Grüne) forderte eine Initiative zur Nutzung erneuerbar­er Energien auch in der Kernstadt, etwa durch das Anbringen von Photovolta­ik-Paneelen. Gunter Frick, Vorsitzend­er der Freien-Bürger-Fraktion, erkundigte sich danach, ob die Stadtwerke ihre langfristi­gen Lieferverp­flichtunge­n erfüllen könnten. Stefan Powolny erwiderte, im Mittel seien die Aussichten gut. Es gebe keine offenen Positionen.

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FOTO: ULI DECK / DPA Ein Drehstromz­ähler in einem Haushalt.

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