Stadtwerke warnen: Gaspreis steigt auf das Dreifache
Geschäftsführer Powolny informiert über Entwicklung an den Energiemärkten – Versorgung vorerst sicher
ELLWANGEN - Kunden der Ellwanger Stadtwerke müssen für Erdgas künftig deutlich mehr bezahlen. Das hat Stadtwerke-Chef Stefan Powolny bei der jüngsten Sitzung des Bauausschusses des Ellwanger Gemeinderats erklärt. Powolny erwartet über die kommenden zwei Jahre eine Verteuerung auf das Dreifache des gewohnten Niveaus.
Der Geschäftsführer der Ellwanger Stadtwerke sagte, vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine bestehe die reale Gefahr eines GasEmbargos durch Russland. Powolny beschönigte nichts: „Ein Gas-Embargo würde uns hart treffen.“
Die Bundesregierung habe gemäß ihres Gas-Notfallplans inzwischen die Frühwarnstufe ausgerufen, erklärte Powolny. Diese besagt, dass die Versorgungslage derzeit sichergestellt sei, es aber Hinweise auf eine Verschlechterung in der Zukunft gebe. An der sogenannten Alarmstufe, die Störungen sieht, aber insgesamt noch von einer gesicherten Versorgung ausgeht, sei man „knapp vorbeigeschrammt“, sagte der Stadtwerke-Chef.
Stark angezogen haben aber die
Preise an den Spotmärkten, an denen sich die Ellwanger Stadtwerke eindecken. Das übliche Preisniveau für Erdgas lag laut Powolny bisher bei rund 20 Euro pro Megawattstunde. Dieser Preis sei lange stabil geblieben: „Seit ich bei den Stadtwerken bin, kostet die Kilowattstunde zwei Cent“, erläuterte der Geschäftsführer.
Dies habe sich schlagartig geändert. Schon in den Wochen vor dem Einmarsch in die Ukraine hätten die Preise angezogen, bei Kriegsausbruch sei dann der Preis von 219,47 Euro pro Megawattstunde aufgerufen worden – eine Verteuerung um mehr als das Zehnfache. Derzeit koste die Megawattstunde etwa 116 Euro – etwa das Fünffache des gewohnten Preises.
Die Stadtwerke hätten sich zwar für das laufende Jahr bereits mit Gas eingedeckt. Für die kommenden Jahre werden allerdings weiterhin hohe Preise erwartet. Für 2024 gehe man von 60 Euro pro Megawattstunde aus. Eine Tendenz, dass der Markt sich mittelfristig wieder auf dem alten Niveau einpendeln könnte, sieht Powolny nicht.
Da die Stadtwerke jetzt bereits die Einkäufe für das Jahr 2024 tätigen, bedeutet dies, dass die Verbraucher mittel- bis langfristig ebenfalls von deutlich höheren Preisen ausgehen müssen. Powolny erläuterte dies an einem Rechenbeispiel. Ein Haushalt in einem typischen Einfamilienhaus habe im Jahr 2021 rund 1173 Euro für Erdgas ausgegeben. 2024 müsse dieser Haushalt voraussichtlich das Dreifache bezahlen. Die Preisanpassung aufgrund der politischen Lage werde für alle spürbar werden. „Es wird viel teurer“, warnte Powolny.
Die Stadtwerke werden deshalb ihre Kunden voraussichtlich zum 1. Juni über die Preisentwicklung informieren. Außerdem habe man einen Krisenstab einberufen, der sich mit Fragen wie der Bereitstellung von Flüssiggas, der Erarbeitung von Abschaltlisten sowie der möglichen Umstellung von Gas auf Öl beschäftige. Außerdem wolle man die Kundenbetreuung erweitern und das Energiewendekraftwerk auf dem Konversionsgelände für die zentrale Versorgung ausbauen.
Angesichts der hohen Energiepreise hätten die Stadtwerke aber bei den Windkraft-Aktivitäten im zurückliegenden Jahr ihr bisher bestes Ergebnis erreicht. Obwohl 2021 das bisher „windschwächste Jahr“gewesen sei, habe man ein Ergebnis von etwa 255 000 Euro erzielt.
Wolfgang Seckler von den Freien Bürgern begrüßte es, dass die Stadtwerke ihre Kunden über die Preisentwicklung aufklären wollen. Er verhehlte aber nicht, dass er mit zum Teil empörten „Dankschreiben“von Kunden rechne, die man noch vor kurzem zum Bezug von Gas bewegt habe. Berthold Weiß (Grüne) forderte eine Initiative zur Nutzung erneuerbarer Energien auch in der Kernstadt, etwa durch das Anbringen von Photovoltaik-Paneelen. Gunter Frick, Vorsitzender der Freien-Bürger-Fraktion, erkundigte sich danach, ob die Stadtwerke ihre langfristigen Lieferverpflichtungen erfüllen könnten. Stefan Powolny erwiderte, im Mittel seien die Aussichten gut. Es gebe keine offenen Positionen.