Müde, aber voller Vorfreude
Pellegrino Matarazzo bekennt sich zum VfB Stuttgart – Trainer steht vor schwieriger Sommerpause
STUTTGART - Eigentlich bräuchte Pellegrino Matarazzo dringend Ruhe – und nicht nur er: „Ich glaube, dass mein Handy auch Urlaub braucht“, sagt der Trainer des VfB Stuttgart, als er ein letztes Mal in dieser Saison für ein Fazit im Presseraum des Vereinszentrums sitzt. Der 44-Jährige wirkt gelöst, doch er gesteht, dass ihm die Last-Minute-Rettung vom vergangenen Wochenende noch immer nahegeht. „Ich kann es immer noch nicht fassen, was am Samstag passiert ist. Das war einfach krass“, sagt er über das Spiel gegen den 1. FC Köln und hebt insbesondere die letzten fünf Spielminuten hervor, in denen zunächst Borussia Dortmund das Spiel gegen den direkten Konkurrenten Hertha BSC drehte und dann VfB-Kapitän Wataro Endo zum späten Klassenerhalt der Stuttgarter traf. „Es war eine Energiewelle, die von den 60 000 Zuschauern auf die Mannschaft übergeschwappt ist und zu einer Stimmungsexplosion geführt hat. So etwas hab ich noch nie erlebt und werde ich wohl auch nie mehr erleben“, berichtet der sichtlich angefasste Matarazzo. „Das war ein Moment, der fast zu groß war für den menschlichen Verstand. Das kann man nie vergessen, das war lebensprägend für alle, die dabei waren.“
Und der Trainer war mittendrin. Kein Wunder also, dass er sich ein bisschen Auszeit wünscht, um den Kopf klar zu bekommen und die „sehr, sehr aufreibende Saison“zu verarbeiten. „Der Urlaub ist noch nicht geplant, vielleicht fahren wir nach Italien. Ich kann aber auch die Sonne auf der Terrasse genießen.“Das Problem: Ruhiger dürften die kommenden Wochen wohl kaum werden. Die kommende Saison muss geplant, die in der Saisonanalyse mit Vorstandschef Alexander Wehrle und Sportdirektor Sven Mislintat ausgemachten Schwachstellen bearbeitet werden.
Insbesondere die Kaderplanung wird Matarazzo und Mislintat mindestens bis zum Start der Vorbereitung am 27. Juni fordern. Im Fokus stehen der unter anderem vom FC Bayern München umworbene Sasa Kalajdzic und Borna Sosa. „Es ist kein Geheimnis, dass uns ein oder zwei Spieler verlassen werden. Aber es werden auch welche hinzukommen“, sagt der Trainer. „Wir arbeiten daran, dass wir einen Kader mit einer guten Struktur hinbekommen.“Diesen wird es auch brauchen, schließlich erwartet nicht nur der 44-Jährige, dass die kommende Bundesliga-Saison nach der Rückkehr von Schalke 04 und Werder Bremen für die Stuttgarter noch herausfordernder wird als die abgelaufene.
Fest steht: Matarazzo wird wieder alle Energie investieren, um den VfB in der Liga zu halten. Einen Tag nach dem Bekenntnis des Vereins zum Coach, stellte auch dieser klar, dass er in Stuttgart bleiben wird – obwohl er bei der Vielzahl der freigewordenen Trainerposten in der Bundesliga wohl auch bei anderen Clubs auf der Wunschliste stand. „Ich werde nicht darüber sprechen, ob es Abwerbeversuche gab“, sagt Matarazzo kur und betont: „Ich brauche diese Frage eigentlich auch nicht beantworten, denn es war nie eine Option, den Verein zu wechseln.“Wohl auch, weil dieser trotz aller Schwierigkeiten in der abgelaufenen Spielzeit unbeirrt am US-Amerikaner festhielt. Ich freue mich, dass ich immer noch VfBTrainer bin und bin sehr dankbar, dass ich meinen Job zu Ende bringen konnte.“Anders stellt sich die Situation bei seinem Assistenten Peter Perchtold dar. Der bisherige Co-Trainer schließt sich dem neuen österreichischen Teamchef Ralf Rangnick an.
Eine weitere offene Baustelle also, die Matarazzo in der Sommerpause schließen muss. Dennoch betont der Coach: „Ich gehe voller Vorfreude in die neue Saison.“Zunächst hätte er dennoch gerne ein wenig Ruhe.