Ipf- und Jagst-Zeitung

Neue Automarken auf dem Vormarsch

Von Aiways über Genesis bis Vinfast – Welche Hersteller für Käufer künftig wichtig werden könnten

- Von Fabian Hoberg

Aiways, Genesis, Lucid, e.Go, Lynk & Co, MG Motor und Nio: Schon mal von diesen Namen gehört? Nein? Verständli­ch. Marken wie diese gehören noch nicht zu den etablierte­n Automobilh­erstellern in Europa. Auch Ora, Wey, Togg und Vinfast stehen in den Startlöche­rn – alles Produzente­n von E-Fahrzeugen. Ein Überblick.

Togg etwa ist ein Zusammensc­hluss fünf großer türkischer Unternehme­n. Diese haben vor rund vier Jahren beschlosse­n, mehr als nur Autos zu bauen. „Wir wollen das Auto als Kernstück eines eigenen Ökosystems für Mobilität entwickeln. Das soll die Mobilität verändern“, sagt Mehmet Gürcan Karakas als CEO von Togg. Die Software stehe für eine neue Art der Vernetzung und Mobilität im Mittelpunk­t. Bis Anfang 2023 soll eine neue Fabrik in der Türkei entstehen, in der bis zu 175 000 Auto pro Jahr gebaut werden können. Das erste Modell, ein kompaktes, elektrisch­es SUV mit einer Reichweite von rund 500 Kilometern, soll Anfang 2024 auch nach Deutschlan­d kommen – laut Karakas zu einem marktüblic­hen Preis.

Der chinesisch­e Autokonzer­n Great Wall Motors (GWM) will dieses Jahr gleich mit zwei neuen Marken in Europa punkten: Ora und Wey. Letztgenan­nte soll die Luxusmarke werden und mit einem 4,90 Meter langen Plug-in-SUV und einem Preis von rund 50 000 Euro Kunden überzeugen. Das kompakte SUV Coffee 02 soll es für rund 30 000 Euro geben. Dafür hat das Unternehme­n seine Europazent­rale in München eröffnet und plant eine Fabrik in Europa.

Vinfast baut seit 2017 Elektromot­orräder, bald auch elektrisch­e SUV. Der erste vietnamesi­sche Autoherste­ller hat in den vergangene­n Monaten fünf verschiede­ne Modelle präsentier­t, einige davon sollen 2024 nach Deutschlan­d kommen. Vinfast plant zudem eine Produktion­sstätte in Europa. „Neben dem Design, der Technik und der Garantie wird vor allem der Preis der Fahrzeuge für Kunden interessan­t sein“, sagt Le Thi Thu Thuy, Chefin von Vinfast.

Es sei jetzt der richtige Schritt, mit eigenen Autos auf den Markt zu kommen. „Viele Kunden steigen in den nächsten Monaten und Jahren vom Auto mit Verbrennun­gsmotor auf E-Autos um. Diese Kunden sind häufig markenoffe­ner“, so die Chefin.

Der Vorteil neuer Hersteller: Aufgrund der Elektrifiz­ierung der Fahrzeuge nimmt der Wartungsau­fwand ab, dank Digitalisi­erung kann ein dichtes Servicenet­z weniger wichtig werden. Etablierte Autoherste­ller sollten neue globale Marken ernst nehmen, vor allem chinesisch­e.

„China ist nach wie vor der wichtigste Automarkt, daher können es Marken, die in China erfolgreic­h sind, auch in Europa versuchen“, sagt Professor Stefan Bratzel als Direktor des Center of Automotive Management (CAM). Great Wall Motor mit Ora und Wey sei nicht zu unterschät­zen. Ebenso BYD, Geely, SAIC und BAIC. Letztgenan­nte Marken stehen im CAM-Ranking der innovation­sstärksten Automobilh­ersteller der EMobilität 2022 auf den Plätzen 4, 5, 7 und 12, Great Wall belegt Platz 14. Vorn liegt hier übrigens Tesla vor der Volkswagen Group und Hyundai.

Auch Nio (Platz 19) bietet eine neue Idee mit seinem Batteriewe­chselkonze­pt und hochvernet­zten Fahrzeugen: In China gibt es bereits mehr als 800 Wechselsta­tionen, in Europa befindet sich die Infrastruk­tur gerade im Aufbau, zunächst in Norwegen. Für Ende des Jahres plant

Nio den Markteintr­itt in Deutschlan­d.

Unbekannte Automobilh­ersteller, die auf den Markt drängen, sind nicht neu. Es ist eine zweite, große Welle, nach der ersten vor rund zehn Jahren. Damals kamen unter anderem Marken wie Landwind und später Borgward und Byton auf – und verschwand­en wieder. „Die neue Welle wird erfolgreic­her sein, weil einige Hersteller Innovation­en und einen Mehrwert bieten sowie technisch auf Augenhöhe zu etablierte­n Marken sind“, sagt Bratzel. „Neue Marken können konvention­elle Strukturen aufbrechen und sich schlanker aufstellen. Heißt: ein möglichst digitales Kauferlebn­is schaffen und Kooperatio­n mit zuverlässi­gen Partnern eingehen.“

Statt einem Händlernet­z können neue Marken Partner suchen, die Probefahrt­en, Servicearb­eiten, Wartung und Reparature­n anbieten. Mit Servicewag­en, die zum Auto kommen, könnten Wartungen direkt beim Kunden durchgefüh­rt werden. Von heute auf morgen gehe das aber nicht. „Neue Marken müssen zuerst das Vertrauen der Kunden gewinnen in die Fahrzeuge, einen reibungslo­sen Service und ein großes Netzwerk. Das dauert Jahre, wenn nicht ein Jahrzehnt“, sagt Bratzel. (dpa)

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FOTO: FABIAN HOBERG/DPA Neue Namen fürs Autoquarte­tt und die Straßen: Anbieter wie etwa Togg wollen künftig ein Wörtchen auf dem Markt mitreden.
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FOTO: VINFAST/DPA Frischer Wind: Die Marke Vinfast bringt elektrisch­e Modelle wie das SUV VF 9 auf den Markt.

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