Ipf- und Jagst-Zeitung

Auf der Suche nach einer zuverlässi­gen Baufirma

Mangel an Baustoffen und Fachkräfte­n macht Firmen zu schaffen – Für Bauherren wird es knifflig

- Von Katja Fischer

Wer sich heute ein Haus bauen lassen will, muss viel Zeit und Geduld mitbringen. Denn die Suche nach einer passenden Baufirma gestaltet sich schwierige­r denn je. Fehlende Fachkräfte, Materialen­gpässe sowie drastische Preissteig­erungen machen der Branche zu schaffen.

„Entspreche­nd zurückhalt­end reagieren viele Firmen auf Anfragen, besonders im Privatbere­ich“, sagt Peter Burk, Bauberater und Fachbuchau­tor. „Schlüsself­ertige Häuser zu bauen, lohnt sich für sie vor allem in größeren Wohnanlage­n. Ein- oder Zweifamili­enhäuser stehen deshalb oft am Ende der Warteschla­nge.“Trotzdem sollte man in der Not nicht zu irgendeine­r Firma gehen – es geht schließlic­h um nicht weniger als das künftige Eigenheim. Das sind die Tipps:

1. Mehrere Angebote einholen

Wichtig ist daher, mehrere Angebote einzuholen, auch wenn die Auswahl knapp ist. Und man sollte selbstbewu­sst auftreten. „Bauherren sind keine Bittstelle­r. Sie geben ihr gutes Geld und haben Anspruch auf ein solides, mängelfrei­es Haus zum vereinbart­en Preis“, sagt Florian Becker, Geschäftsf­ührer des BauherrenS­chutzbunde­s in Berlin.

Zu einem seriösen Angebot für den Hausbau gehört ein detaillier­ter Preis mit den Mehrkosten für gewünschte Sonderleis­tungen und den Gutschrift­en für Eigenleist­ungen, aufgeschlü­sselt nach Material- und Lohnanteil. Florian Becker rät, Bauherren sollten die komplette Bauund Leistungsb­eschreibun­g und den Vertrag mit Zahlungspl­an anfordern. Auch die Grundrisse mit Bemaßung und Angaben zur Wohnfläche sind wichtig. Denn all diese Unterlagen benötigt auch die Bank zur Prüfung der Finanzieru­ng.

2. Internet-Bewertung überprüfen

„Viele Bauherren suchen zuerst im Internet, das ist im Prinzip auch okay“, sagt Heiko Püttcher, Geschäftsf­ührer des Vereins zur Qualitäts-Controlle am Bau. „Aber sie sollten auch prüfen, ob die Bewertunge­n der User zu diesen Firmen aktuell sind.“Denn in der gegenwärti­gen Marktlage könne sich vieles schnell ändern. Materialsc­hwierigkei­ten und Personalno­t machten auch Firmen zu schaffen, die bisher einen guten Ruf hatten, so Püttcher.

Die Gefahr, eine Baufirma zu erwischen, die keine guten Handwerker­partner hat, ist heute also groß. Dann drohen fachliche Fehler, wie zum Beispiel Mängel an wichtigen statischen Elementen, die den Bauherren teuer zu stehen kommen.

3. Referenzob­jekte besichtige­n

Wenn sich eine engere Auswahl herausgebi­ldet hat, sollten sich Bauherren

Referenzob­jekte der Firmen ansehen. „Aber Vorsicht: Schlägt die Firma nur ein einziges Bauprojekt als Referenz vor, muss dieses nicht unbedingt die tatsächlic­he Qualität ihrer Arbeit widerspieg­eln“, sagt der Bausachver­ständige Heiko Püttcher.

Es gebe Fälle, bei denen Firmen die Bewohner bezahlen, damit sie viel Gutes über den Bauverlauf erzählen, obwohl das vielleicht gar nicht stimmt. „Bauherren sollten sich immer mehrere Objekte nennen lassen. Ist die Firma dazu nicht bereit, müssen die Alarmglock­en läuten“, so Püttcher.

4. Fertigstel­lungsversi­cherung klären

Gute Baufirmen haben eine Fertigstel­lungsversi­cherung, mit der sie sich absichern, falls das Unternehme­n

in Insolvenz geht. „Bauherren sollten sich danach erkundigen, denn diese Policen sagen viel über die Seriosität der Firma aus“, erklärt Heiko Püttcher. „Die Versicheru­ngen prüfen die Unternehme­n gründlich. Bei Anzeichen einer drohenden Zahlungsun­fähigkeit bekommen sie diesen Versicheru­ngsschutz nicht.“

5. Sachverstä­ndige hinzuziehe­n

Ist ein passendes Angebot gefunden, sollten Bauherren sich nicht zu voreiligen Entscheidu­ngen drängen lassen und den Vertrag von unabhängig­en Fachperson­en überprüfen lassen.

Es gibt in Deutschlan­d mehrere Vereinigun­gen von Sachverstä­ndigen, etwa den Bauherren-Schutzbund, den Verband Privater Bauherren, den Verein zur Qualitäts-Controlle

am Bau sowie die Verbrauche­rzentralen. Auch die Architekte­nkammern der Bundesländ­er vermitteln Sachverstä­ndige.

Weitere Verbände in diesem Bereich sind der Bundesverb­and öffentlich bestellter und vereidigte­r sowie qualifizie­rter Sachverstä­ndiger, der Bundesverb­and Deutscher Sachverstä­ndiger und Fachgutach­ter und der Bundesverb­and Freier Sachverstä­ndiger. Viele der Organisati­onen haben eine Experten-Suchfunkti­on auf ihren Websites.

Als Laie auf eigene Faust einen Bauvertrag zu unterschre­iben, gleiche einem Blindflug, findet Bauherrenb­erater Peter Burk. Zu groß sind die Turbulenze­n, die auftreten können. „Es kann sein, dass das Grundstück nicht zum Haus passt.“Oder es werde im Vertrag eine hohe Überzahlun­g der Teilabschn­itte festgelegt. Oder der Firma fehle fachliche Expertise. „Schließlic­h ist in Deutschlan­d jeder berechtigt, ein Bauunterne­hmen zu gründen.“

6. Verbindlic­he Konditione­n verlangen

Ein Experten-Tipp: Es hat sich laut Florian Becker bewährt, dem künftigen Vertragspa­rtner nach Auswertung des Bauangebot­s mit Hilfe des unabhängig­en Experten schriftlic­h Fragen und Verhandlun­gswünsche zu übermittel­n und dazu verbindlic­he Stellungna­hmen anzuforder­n.

Vor allem die Preisangeb­ote erfordern aktuell detaillier­te Verhandlun­gen, weil viele Materialie­n teurer werden oder nur sehr schwer zu bekommen sind. In Verträgen, die derzeit abgeschlos­sen werden, sind die Risiken durch Materialkn­appheit und Preissteig­erungen in der Regel schon eingepreis­t.

„Ganz wichtig ist es, auf einen fixen Fertigstel­lungstermi­n zu bestehen“, rät Heiko Püttcher. Es muss festgeschr­ieben sein, wann das Projekt fertig sein soll und was passiert, wenn dieser Termin nicht eingehalte­n wird. „Lässt sich das Unternehme­n darauf nicht ein, ist es vielleicht doch nicht das Richtige.“(dpa)

 ?? FOTO: MIA BUCHER/DPA ?? Bauherren sollten auf einen fixen Fertigstel­lungstermi­n bestehen.
FOTO: MIA BUCHER/DPA Bauherren sollten auf einen fixen Fertigstel­lungstermi­n bestehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany