Niederlage im Übernahmekrimi um Porsche
Ein Gericht hat eine Klage von Investoren gegen die Holding Porsche SE zurückgewiesen
FRANKFURT/STUTTGART - Der Wirtschaftskrimi um eine der wohl spektakulärsten Übernahmeschlachten in der Wirtschaftsgeschichte ist um ein Kapitel reicher. Das Oberlandesgericht in Celle hat Milliardenforderungen von Investoren gegen die Porsche SE am Freitag zurückgewiesen. Hedgefonds und andere Investoren hatten geklagt, durch die Porsche-Holding beim Versuch der Volkswagen-Übernahme vor rund 14 Jahren in die Irre geführt worden zu sein. „Für die Porsche SE ist das ein wichtiger Etappensieg", sagte ein Sprecher der Holding.
In der Tat. Denn immerhin berechneten die Kläger ihre Verluste auf 5,4 Milliarden Euro. Hintergrund sind die zur damaligen Zeit enormen Kursschwankungen der VolkswagenAktie. Zeitweise erklomm sie den Gipfel von über 1000 Euro pro Stück. Auf diesem Olymp war Volkswagen das teuerste Unternehmen der Welt.
Allerdings hatten einige Investoren durch Leerverkäufe in großem Stil auf fallende Kurse gesetzt – und wurden komplett auf dem falschen Fuß erwischt. Bei Leerverkäufen leihen sich Investoren gegen eine Gebühr Aktien von anderen Investoren aus. Sie verkaufen die Papiere und hoffen auf fallende Kurse. Fällt der Kurs tatsächlich, können sie die Aktien preiswerter kaufen und dann an den Ausleihenden zurückgeben.
Steigt der Kurs, müssen sie mehr für die Papiere bezahlen als sie eingenommen haben und es türmen sich Verluste auf. Im Fall der Volkswagen Aktien ging die Rechnung um besagte 5,4 Milliarden Euro daneben.
Streitpunkt war eine Mitteilung der Porsche SE vom 26. Oktober 2008, in der der damalige PorscheChef Wendelin Wiedeking verkünden ließ, die Porsche -eteiligung an Volkswagen auf 75 Prozent der Volkswagen-Stammanteile erhöhen zu wollen. Diese Nachricht hat zu den Kurskapriolen geführt, an denen Investoren sich eine blutige Nase holten. Und diese Nachricht – so die Sicht der Kläger – hätte früher, bereits ab März 2008 kommen müssen.
Der Übernahmekrimi allerdings ging noch etwas weiter zurück, denn bereits ab 2005 hatte Wiedeking den Plan umzusetzen begonnen, bei Volkswagen einzusteigen. Von 20 Prozent stieg die Beteiligung dann auf gut 30 und dann bis Anfang 2009 auf über 50 Prozent. Ein gewagtes
Unterfangen, denn wirtschaftlich besehen versuchte David hier Goliath zu schlucken: Der Sportwagenhersteller mit einem Jahresumsatz von rund sieben Milliarden Euro wollte den VW-Konzern mit damals fast 100 Milliarden Euro Umsatz übernehmen.
Der Rest ist Geschichte: Die Übernahme scheiterte grandios, am Ende wurde der Sportwagenhersteller in den Volkswagenkonzern als eine Marke unter vielen integriert. Übrig blieb der Mantel der Holding Porsche SE, die nach wie vor eine Mehrheit an Volkswagen hält und von den Familien Porsche und Piëch kontrolliert wird.
Vor diesem Hintergrund ist die Kritik an mindestens einem Detail des Porsche-Börsengangs an diesem Donnerstag zu lesen. Denn die Porsche SE hat sich eine Sperrminorität von gut 25 Prozent am neuen Porsche-Börsenkonzern gesichert – und für diese Stammaktien nur einen Aufschlag von 7,5 Prozent bezahlt. Nicht unüblich sind für solche Beteiligungen Aufschläge von 20 bis 30 Prozent, weil damit strategische Entscheidungen in einem Unternehmen verhindert werden können.
Jedenfalls kann die Porsche SE nun bis auf Weiteres beruhigt sein, was den Schauplatz der Investorenklagen angeht. Allerdings ist es bei den infrage stehenden Summen nicht unwahrscheinlich, dass die Kläger im nächsten Schritt vor den Bundesgerichtshof ziehen werden.