Das Bahnwärterhäuschen ist vergeben
Gemeinderat erteilt mehrheitlich Zuschlag für Gastronomie – Nutzung zum Wohnen oder als Praxis abgelehnt
AALEN - Noch ist es ein Schmuckstück im Dornröschenschlaf an der Ecke des neuen Radwegs am Kocher und der Burgstallstraße. Doch nicht mehr lange. Das denkmalgeschützte ehemalige Bahnwärterhäuschen hat einen neuen Eigentümer. Den Zuschlag bekam der „Bewerber Nummer 10“am Donnerstag vom Gemeinderat, weil er das hübsche Haus für alle erlebbar machen möchte: Es soll ein Café, eine Bäckerei, ein Sandwich-Laden oder etwas ähnliches daraus werden, hieß es in der Sitzung. Nicht alle im Gremium waren mit dieser Nutzung einverstanden.
Bei sieben Gegenstimmen und einer Enthaltung stimmte der Gemeinderat mehrheitlich dafür, das Bahnwärterhäuschen für 92 000 Euro an einen von 16 Interessenten zu verkaufen, die sich beworben hatten. Der Verwaltung war es wichtig, dass das Haus mit seinem kleinen Garten für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich wird. Das sei bei einer gastronomischen Nutzung der Fall. Zudem sichere der Bewerber zu, das Gebäude „zeitnah“zu sanieren, südöstlich und nordwestlich vom Haus Außengastronomie zu schaffen und sein Konzept zusammen mit einem „regional bekannten und in Sanierungsfragen renommierten Architekturbüro“umzusetzen.
„Das ist ganz in unserem Sinne“, signalisierte Michael Fleischer, der Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Zustimmung. Karl-Heinz Vandrey riet, bei der Sanierung auf Fahrradständer Wert zu legen. Und der Fraktionsvorsitzende
der Freien Wähler, Claus Albrecht, gratulierte: „Für zehn Jahre ist an dieser Stelle ein gastronomisches Angebot gesichert.“
Nicht einverstanden war Marcus Waidmann von der AfD-Fraktion. Er hätte den Zuschlag gerne einem jungen Eisenbahner mit Familie erteilt, der in dem Bahnwärterhäuschen wohnen wollte.
Inge Birkhold schlug vor, das Häuschen in ein größeres, künstlerisches Konzept einzubinden. Sie verwies zum einen auf das ehemalige Dampfkesselhaus und zum anderen auf die Renaturierung des Kochers, beides in direkter Nähe, und schlug vor, alles in einen Skulpurenpfad mit den Werken Aalener Künstler einzubinden. Mit dieser Lösung hätte man „eine einmalige Gelegenheit, Aalener Künstler und die Geschichte Aalens vorzustellen.“Oberbürgermeister Frederick Brütting fand den Skulpturenweg „eine gute Idee“, die man unabhängig vom Bahnwärterhaus
realisieren könne.
Thomas Rühl warf der Stadt vor, ihre eigenen Grundsätze zu verletzen. Es gelte Wohnraum zu schaffen. Unter den Interessenten habe es auch welche gegeben, die im Bahnwärterhaus wohnen wollten. Und es habe höhere Angebote als 92 000 Euro gegegen. „Wir sollten das höchste Angebot annehmen.“Brütting rief in Erinnerung, dass sich nur 40 Meter entfernt eine große Disco befinde. „Wohnen funktioniert hier nicht.“
Auch Norbert Rehm stellte sich gegen die Mehrheit. Mit dem Kaufland gebe es in der Nähe bereits „die größte Vorglühstation der Stadt“, bemerkte er. Statt einer Gastronomie würde er den Zuschlag einer Fachärztin geben, die in dem Häuschen eine Praxis eröffnen würde. 60 Quadratmeter nutzbare Fläche seien für jede Praxis zu wenig, konterte Brütting. „Wir müssen uns auf die realisierbaren Konzepte konzentrieren.“Die Mehrheit stimmte ihm zu.