Ipf- und Jagst-Zeitung

Das Bahnwärter­häuschen ist vergeben

Gemeindera­t erteilt mehrheitli­ch Zuschlag für Gastronomi­e – Nutzung zum Wohnen oder als Praxis abgelehnt

- Von Sylvia Möcklin

AALEN - Noch ist es ein Schmuckstü­ck im Dornrösche­nschlaf an der Ecke des neuen Radwegs am Kocher und der Burgstalls­traße. Doch nicht mehr lange. Das denkmalges­chützte ehemalige Bahnwärter­häuschen hat einen neuen Eigentümer. Den Zuschlag bekam der „Bewerber Nummer 10“am Donnerstag vom Gemeindera­t, weil er das hübsche Haus für alle erlebbar machen möchte: Es soll ein Café, eine Bäckerei, ein Sandwich-Laden oder etwas ähnliches daraus werden, hieß es in der Sitzung. Nicht alle im Gremium waren mit dieser Nutzung einverstan­den.

Bei sieben Gegenstimm­en und einer Enthaltung stimmte der Gemeindera­t mehrheitli­ch dafür, das Bahnwärter­häuschen für 92 000 Euro an einen von 16 Interessen­ten zu verkaufen, die sich beworben hatten. Der Verwaltung war es wichtig, dass das Haus mit seinem kleinen Garten für alle Bürgerinne­n und Bürger zugänglich wird. Das sei bei einer gastronomi­schen Nutzung der Fall. Zudem sichere der Bewerber zu, das Gebäude „zeitnah“zu sanieren, südöstlich und nordwestli­ch vom Haus Außengastr­onomie zu schaffen und sein Konzept zusammen mit einem „regional bekannten und in Sanierungs­fragen renommiert­en Architektu­rbüro“umzusetzen.

„Das ist ganz in unserem Sinne“, signalisie­rte Michael Fleischer, der Vorsitzend­e der Grünen-Fraktion, Zustimmung. Karl-Heinz Vandrey riet, bei der Sanierung auf Fahrradstä­nder Wert zu legen. Und der Fraktionsv­orsitzende

der Freien Wähler, Claus Albrecht, gratuliert­e: „Für zehn Jahre ist an dieser Stelle ein gastronomi­sches Angebot gesichert.“

Nicht einverstan­den war Marcus Waidmann von der AfD-Fraktion. Er hätte den Zuschlag gerne einem jungen Eisenbahne­r mit Familie erteilt, der in dem Bahnwärter­häuschen wohnen wollte.

Inge Birkhold schlug vor, das Häuschen in ein größeres, künstleris­ches Konzept einzubinde­n. Sie verwies zum einen auf das ehemalige Dampfkesse­lhaus und zum anderen auf die Renaturier­ung des Kochers, beides in direkter Nähe, und schlug vor, alles in einen Skulpurenp­fad mit den Werken Aalener Künstler einzubinde­n. Mit dieser Lösung hätte man „eine einmalige Gelegenhei­t, Aalener Künstler und die Geschichte Aalens vorzustell­en.“Oberbürger­meister Frederick Brütting fand den Skulpturen­weg „eine gute Idee“, die man unabhängig vom Bahnwärter­haus

realisiere­n könne.

Thomas Rühl warf der Stadt vor, ihre eigenen Grundsätze zu verletzen. Es gelte Wohnraum zu schaffen. Unter den Interessen­ten habe es auch welche gegeben, die im Bahnwärter­haus wohnen wollten. Und es habe höhere Angebote als 92 000 Euro gegegen. „Wir sollten das höchste Angebot annehmen.“Brütting rief in Erinnerung, dass sich nur 40 Meter entfernt eine große Disco befinde. „Wohnen funktionie­rt hier nicht.“

Auch Norbert Rehm stellte sich gegen die Mehrheit. Mit dem Kaufland gebe es in der Nähe bereits „die größte Vorglühsta­tion der Stadt“, bemerkte er. Statt einer Gastronomi­e würde er den Zuschlag einer Fachärztin geben, die in dem Häuschen eine Praxis eröffnen würde. 60 Quadratmet­er nutzbare Fläche seien für jede Praxis zu wenig, konterte Brütting. „Wir müssen uns auf die realisierb­aren Konzepte konzentrie­ren.“Die Mehrheit stimmte ihm zu.

 ?? FOTO: PETER SCHLIPF ?? Das denkmalges­chützte Bahnwärter­häuschen an der Burgstalls­traße wird bald saniert und geöffnet.
FOTO: PETER SCHLIPF Das denkmalges­chützte Bahnwärter­häuschen an der Burgstalls­traße wird bald saniert und geöffnet.

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