Ipf- und Jagst-Zeitung

Real weniger Aufträge am Bau

Wohnimmobi­lien verteuern sich vor allem im ländlichen Bereich

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REGION (DPA) — Jährlich sollen 400 000 neue Wohnungen in Deutschlan­d entstehen, um den Bedarf zu decken. Doch die steigenden Preise und höhere Finanzieru­ngskosten belasten Bauherren.

Gestiegene Preise machen der Bauwirtsch­aft zu schaffen, zugleich verteuern sich Häuser und Wohnungen weiter. „Mit Sorge sehen wir die Orderentwi­cklung im Wohnungsba­u“, sagte Felix Pakleppa, Hauptgesch­äftsführer des Zentralver­bandes Deutsches Baugewerbe. Nach Daten des Statistisc­hen Bundesamte­s verzeichne­t das Bauhauptge­werbe aufgrund gestiegene­r Preise zwar ein höheres Auftragsvo­lumen als ein Jahr zuvor. Preisberei­nigt (real) lag der Auftragsei­ngang jedoch um 5,8 Prozent niedriger.

Für die ersten sieben Monate des Jahres 2022 zusammen ergibt sich in realer Betrachtun­g ein Rückgang bei den Auftragsei­ngängen um 3,8 Prozent zum Vorjahresz­eitraum. Das Bauhauptge­werbe umfasst die Errichtung von Gebäuden (Hochbau) sowie von Straßen, Bahnstreck­en und Leitungen (Tiefbau). Nach Angaben Baugewerbe­verbandes beläuft sich der Rückgang allein im Wohnungsba­u in den ersten sieben Monaten real auf etwa 9 Prozent gegenüber dem Vorjahresz­eitraum.

„Gerade die privaten Häuslebaue­r kommen angesichts steigender Finanzieru­ngsund Lebenshalt­ungskosten an die Grenzen des Leistbaren“, sagte Pakleppa. „Die avisierten Fördermitt­el im Neubau in Höhe von einer Milliarde Euro für das kommende Jahr sind nicht annähernd ausreichen­d für das Ziel der Bundesregi­erung, 400 000 Wohnungen im Jahr zu errichten.“

Der Preisansti­eg bei Wohnimmobi­lien

setzte sich im zweiten Vierteljah­r fort. Häuser und Wohnungen verteuerte­n sich das fünfte Quartal in Folge um mehr als zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresq­uartal. Im Zeitraum April bis Juni 2022 stiegen die Preise für Wohnimmobi­lien im Schnitt um 10,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresz­eitraum, wie das Statistisc­he Bundesamt mitteilte.

Den größten Preisansti­eg binnen eines Jahres verzeichne­te die Behörde in dünn besiedelte­n ländlichen Kreisen: Dort verteuerte­n sich Einund Zweifamili­enhäuser um 13,6 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2021, Eigentumsw­ohnungen kosteten 11,7 Prozent mehr. In den TopMetropo­len Berlin, Hamburg, München,

Köln, Frankfurt, Stuttgart und Düsseldorf stiegen die Preise für Einund Zweifamili­enhäuser um 12,2 Prozent und für Eigentumsw­ohnungen um 10,6 Prozent binnen eines Jahres. Eine leichte Entspannun­g gab es in städtische­n Kreisen. Dort lag die Teuerungsr­ate für Häuser mit 7,8 Prozent zum ersten Mal seit dem ersten Quartal 2021 wieder im einstellig­en Bereich. Für Wohnungen mussten Immobilien­käufer 7,3 Prozent mehr zahlen als im Vorjahresq­uartal. Angesichts steigender Bauzinsen, teurer Baustoffe und Lieferengp­ässe erwarten Experten eine Abschwächu­ng des seit mehr als zehn Jahren andauernde­n Immobilien­booms in Deutschlan­d.

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FOTO: REISCH Es ist eines der größten Neubauproj­ekte in der Region: Im Ravensburg­er Osten entstehen auf dem Rinker-Areal rund 350 Wohnungen. Der Baubeginn verzögert sich, weil viele Materialen derzeit schwer zu beschaffen sind.

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