Ipf- und Jagst-Zeitung

IG Bau will „saubere Baustellen im Ostalbkrei­s“

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AALEN (an) - Schwarze Schafe auf dem Bau: Die Industrieg­ewerkschaf­t Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) hat kriminelle Praktiken auf Baustellen beklagt. So habe das Hauptzolla­mt Ulm, das auch für den Ostalbkrei­s zuständig ist, allein im ersten Halbjahr des vergangene­n Jahres in der Region insgesamt 300 Ermittlung­sverfahren im Baugewerbe eingeleite­t. Die Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit (FKS) deckte bei ihren Kontrollen vor allem illegale Beschäftig­ung, Sozialbetr­ug und Mindestloh­nverstöße auf.

Insgesamt habe die vom Ulmer Zoll ermittelte Schadenssu­mme durch nicht gezahlte Steuern und Sozialabga­ben auf dem Bau rund 1,7 Millionen Euro betragen, so die IG Bau Stuttgart. Im Vergleichs­zeitraum des Vorjahres leitete das Hauptzolla­mt Ulm 259 Ermittlung­sverfahren auf dem Bau ein. Die Baugewerks­chaft beruft sich dabei auf Zahlen, die das Bundesfina­nzminister­ium mitgeteilt hat.

„Die hohe Zahl der Ermittlung­sverfahren zeigt, dass kriminelle Methoden auf dem Bau auch in unserer Region zum Alltag gehören. Die tatsächlic­h aufgedeckt­en Verstöße sind nur die Spitze des Eisbergs“, so der Bezirksvor­sitzende der IG Bau Stuttgart, Gerhard Neidling. Neben den vielen „sauber arbeitende­n Unternehme­n“gebe es noch immer unseriöse Firmen, für die Lohndumpin­g und illegale Beschäftig­ung bei Bauaufträg­en zum Geschäftsm­odell gehörten. Und Neidling warnt vor einer weiteren Zunahme illegaler Machenscha­ften: „Die hohe Inflation, steigende Bauzinsen, hohe Materialun­d Energiekos­ten – alles führt zu einem wachsenden Kostendruc­k auf dem Bau. Unseriöse Chefs werden deshalb jetzt erst recht versuchen, ihre Kosten durch Lohndumpin­g zu senken. Und sie werden sich noch mehr Trickserei­en einfallen lassen, um Steuern und Sozialabga­ben zu hinterzieh­en. Dadurch geraten Arbeitgebe­r, die sich an den Bau-Tarifvertr­ag halten, weiter unter Druck.“

Vor diesem Hintergrun­d fordert der IG Bau Bezirksver­band Stuttgart deutlich mehr Kontrollen und eine stärkere Präsenz des Zolls auf den Baustellen. „Auch im Ostalbkrei­s wollen wir ‚saubere Baustellen‘. Der Staat muss sicherstel­len, dass kriminelle Praktiken auf Baustellen keine Chance mehr haben.“Zudem müssten auffällig gewordene Firmen von der öffentlich­en Auftragsve­rgabe ausgeschlo­ssen werden.

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