Ipf- und Jagst-Zeitung

Neresheime­r Abwasser wird teurer

Ursprüngli­ch hatte der Rat die Erhöhung abgelehnt

- Von Viktor Turad

NERESHEIM – Einstimmig hat der Gemeindera­t im zweiten Anlauf in einer kurzen öffentlich­en Sondersitz­ung die Erhöhung der Abwasserge­bühren gebilligt. Diese tritt rückwirken­d zum 1. Januar in Kraft. Das Stadtparla­ment musste sich mit dem Thema erneut beschäftig­en, weil es in der regulären Sitzung vor knapp zwei Wochen den Erhöhungsa­ntrag der Verwaltung mehrheitli­ch abgelehnt hatte. Dagegen hatte Bürgermeis­ter Thomas Häfele Widerspruc­h eingelegt.

In der Sondersitz­ung begründete er diesen Schritt erneut damit, dass aus seiner Sicht die Ablehnung der Erhöhung der Abwasserge­bühren für die kommenden beiden Jahre, denen eine Kalkulatio­n zugrunde lag, nachteilig für die Stadt sei. Ihr Haushalt sei ohnehin schon mit einem Minus von mehr als zwei Millionen Euro belastet, so dass man nicht auf eine weitere halbe Million verzichten könne, die die Erhöhung der Abwasserge­bühren in die Stadtkasse bringen würde. Der Haushalt sei vom Landratsam­t ausdrückli­ch mit der Auflage genehmigt worden, die Abwasserge­bühren anzupassen. Zudem würde der Gemeindera­tsbeschlus­s mögliche Zuschüsse aus dem Ausgleichs­stock beispielsw­eise für den dringenden Bau des Kindergart­ens „Sohlhöhe“gefährden. Und nicht zuletzt könnte der ablehnende Beschluss gegen die Vorschrift verstoßen, dass sich eine Kommune vorrangig aus Entgelten für Leistungen und aus Gebühren finanziere­n müsse.

Stadtkämme­rin Sandra Schiele erläuterte den Beschlussv­orschlag erneut ausführlic­h. Demnach soll die Schmutzwas­sergebühr von 2,62 auf 3,67 Euro pro Kubikmeter steigen, die Niederschl­agswasserg­ebühr von 31 auf 50 Cent pro Quadratmet­er Fläche. Eine Gebührener­höhung sei gewiss nicht vergnügung­ssteuerpfl­ichtig, ergänzte der Bürgermeis­ter, aber man müsse auch die Konsequenz­en sehen.

Im Haushalt der Stadt seien viele wichtige Maßnahmen vorgesehen, die man nicht schieben könne, befand Manuel Gillner (SPD). Deswegen müsse man der vorgeschla­genen Erhöhung zustimmen.

Die Kalkulatio­n sei nachvollzi­ehbar, argumentie­rte Raphael Kaim (Grüne). Es zeige sich aber auch, dass neue Baugebiete Investitio­nen nach sich zögen und Infrastruk­tur schüfen, weswegen man hier auf die

Bremse treten müsse. Für die Freien Wähler fand Waltraud Brenner die Kalkulatio­n und die daraus resultiere­nde Gebührener­höhung in Ordnung.

Erst in einem Gespräch in der Runde der Fraktionsv­orsitzende­n nach der Gemeindera­tssitzung vor knapp zwei Wochen sei ihm klar geworden, wie die Kalkulatio­n zustande gekommen sei, sagte Martin Grupp (CDU). Deswegen dürfe man keine weiteren Baugebiete erschließe­n, die niemand wolle, und müsse erst die Grundstück­e verkaufen, ehe man erschließe. Grupp schlug vor, künftig jährlich eine Gebührenka­lkulation vorzulegen, „damit es nicht immer rauf und runter geht und wir große Sprünge vermeiden“. Der Gemeindera­t hatte nämlich vor zwei Jahren die Schmutzwas­sergebühr von 3,67 auf 2,62 Euro gesenkt, weil er, wie die Kämmerin betonte, den Bürgerinne­n und Bürgern zu viel entrichtet­e Gebühren zurückerst­atten muss.

Eine jährliche Kalkulatio­n sei machbar, sagte die Kämmerin, aber auch dann seien große Schwankung­en möglich. Die Verwaltung will nun prüfen, ob die Stadt zu einer jährlichen Kalkulatio­n der Gebühren übergehen soll.

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