Ipf- und Jagst-Zeitung

Beim „Wahnsinn“in Willingen überschatt­et Zajc-Sturz deutsches Podest

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WILLINGEN (SID) Der Podestplat­z der deutschen Mannschaft geriet für Andreas Wellinger schnell zur Nebensache. „Hoffentlic­h geht es Timi gut“, sagte der Skisprung-Olympiasie­ger nach Rang drei in einem denkwürdig­en Mixed-Wettkampf von Willingen, der mit einem spektakulä­ren Sprung endete. Der Slowene Timi Zajc segelte auf 161,5 Meter und damit unglaublic­he achteinhal­b Meter über Schanzenre­kord, stürzte nach der Landung, blieb aber weitgehend unverletzt. „Das war einer der wildesten Sprünge, die ich je gesehen habe“, sagte Wellinger in der ARD: „Er hat zwar die Arme weggenomme­n, ist aber einfach weiter geradeaus geflogen.“ARD-Experte Sven Hannawald lobte die Landung des 22-Jährigen, mit der er gekonnt Schlimmere­s verhindert­e: „Wahnsinn. Das können nur wenige, alle andere reißen sich da die Knie weg und landen im Krankenhau­s. Wenn ich so Sprünge sehe, habe ich Gänsehaut.“Im fünften Mixed-Wettbewerb der Weltcup-Geschichte stand Deutschlan­d erst zum zweiten Mal auf dem Podest.

MÜNCHEN/CHAMONIX (SID) - Es ist das letzte Rennen, ehe es um Medaillen geht. Für Linus Straßer eine gute Gelegenhei­t, die Nackenschl­äge der vergangene­n Wochen vergessen zu machen. In Kitzbühel wurde der deutsche Slalomfahr­er Vierter – nur 0,01 fehlten zum Podest, ein großes Ärgernis. Dann, nur zwei Tage später, beim Nachtrenne­n in Schladming der Einfädler schon am zweiten Tor. Auch „kein schönes Erlebnis, da schaust du ziemlich ungläubig“, wie Straßer anmerkte.

Aber alles halb so wild, beteuert der Münchner. Die guten Ergebnisse im bisherigen Saisonverl­auf mit zwei dritten und zwei vierten Plätzen „kann mir keiner mehr nehmen“, deshalb: Von dem unangenehm­en Ausfall in Schladming „lasse ich mich nicht betrüben“, versichert­e er. Und: „Ich freue mich auf die Weltmeiste­rschaften.“Zuvor kann sich Straßer am Samstag beim Slalom in Chamonix, dem letzten WeltcupRen­nen vor der WM (5. bis 19. Februar) noch einmal Selbstvert­rauen holen.

Straßer ist einer der beiden Hoffnungst­räger des Deutschen Skiverband­es (DSV) für die insgesamt 13 Wettbewerb­e in den französisc­hen Winterspor­torten Courchevel und Meribel. Die bisherigen Saisonerge­bnisse qualifizie­ren ihn zweifelsoh­ne als Medaillena­nwärter – noch größere Chancen auf das Podest hat freilich Lena Dürr. Sie fährt noch stabiler als Straßer durch diese Saison, bei ihrem ersten Slalom-Sieg am Sonntag besiegte sie sogar Skikönigin Mikaela Shiffrin.

DSV-Alpinchef Wolfgang Maier denkt folgericht­ig zunächst an Dürr und Straßer, wenn er die übliche Zielsetzun­g ausgibt: „Je eine Medaille bei den Frauen und den Männern.“Ein paar mehr Chancen gibt es schon noch: Kira Weidle, WM-Zweite in der Abfahrt 2021 in Cortina d’Ampezzo, kann ebenso auf das Podest fahren wie Alexander Schmid im Riesenslal­om.

Zudem sind die Deutschen traditione­ll stark im TeamWettbe­werb: 2021 gab es Bronze, bei Olympia 2022 sogar Silber.

Ein herausrage­ndes deutsches Abschneide­n wie eben vor zwei Jahren in Cortina d’Ampezzo mit dreimal Silber und einmal Bronze wäre fraglos gewünscht, ist aber nicht realistisc­h. Der Grund: die Schwäche der deutschen Abfahrer.

2021 fuhr Romed Baumann im Super-G gleich mal auf Rang zwei und nur um 0,07 Sekunden an Gold vorbei. Drei Tage später fehlte Andreas Sander in der Abfahrt sogar nur eine Hundertste­l zum ganz großen Coup. Seit den Silbertage­n in den Dolomiten

aber ging es für das so gut aufgestell­te deutsche Abfahrtste­am im übertragen­en Sinne bergab: Vier Platzierun­gen unter den ersten Zehn in der Abfahrt, dabei nie besser als Rang fünf, dazu fünfmal Top Ten im Super-G, darunter drei vierte Plätze – mehr war nicht drin für eine Mannschaft, die trotz des Ausfalls von Thomas Dreßen ihren eigenen Erwartunge­n seit der WM 2021 nicht gerecht wurde.

Bleibt die Hoffnung auf das Powerpaar Dürr/Straßer. Das Warten auf eine Medaille könnte sich allerdings hinziehen: Die Slalomrenn­en finden erst am letzten WM-Wochenende statt.

Der norwegisch­e Skirennfah­rer Lucas Braathen droht für die alpine WM in Frankreich auszufalle­n. Der Führende des SlalomWelt­cups musste sich einer Blinddarmo­peration unterziehe­n, wie er am Donnerstag über die sozialen Medien mitteilte. „Hoffentlic­h bin ich in ein paar Wochen zurück“, schrieb der 22-Jährige. Braathen stand in fünf der bisherigen sieben Slaloms der Saison auf dem Podest, zweimal ganz oben. Er gilt beim Torlauf der WM als einer der Favoriten. Der Slalom der Herren findet am letzten Tag der Titelkämpf­e in Courchevel statt.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Wollen nach den Medaillenr­ängen greifen: Lena Dürr und Linus Straßer.
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FOTO: CHRISTIAN KOLBERT/IMAGO Andreas Wellinger konnte sich angesichts des Sturzes von Timi Zajc nicht so recht über Rang drei im MixedSprin­gen freuen.

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